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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Kripo versetzen lassen, weil er sich mit Mördern beschäftigen wollte. Er möchte wissen, was in ihren Köpfen vorgeht, will sie verhören und so. Ich habe einen Kumpel beim Nachrichtendienst, der mir das erzählt hat.«
    »Nun, dann wird ihn der Job hier sicher nicht enttäuschen. Ist er in Urlaub?«
    »Nein, er ist da und vertritt seinen Gruppenchef.«
    »Gut, dann gehe ich jetzt zum Morgenrapport. Wenn ich fertig bin, sehe ich ihn mir mal an.«
    Françoise Guérand, die Dezernatsleiterin der Pariser Kriminalpolizei, oder ihr Vertreter Bernard Balmes hielten jeden Morgen um halb zehn ein Meeting mit den Kriminaldirektoren und dem Stabschef ab. Im August veränderte Balmes die Regeln ein wenig und lud die Chefs der einzelnen Abteilungen zu diesem Treffen ein. Man gab sich leger und verstaute die Krawatten in den Schreibtischschubladen, wo sie für alle Fälle blieben.
    Guérands Stellvertreter war allgemein beliebt. Balmes stammte aus Lyon, liebte das angenehme Leben und gute Restaurants, und am Ende der Meetings verriet er häufig einige Adressen, die er selbst ausgetestet hatte.
    Der Rapport dauerte nur zwanzig Minuten. Als alle bereits dachten, dass bald Schluss sein würde, sprach Balmes noch ein weiteres Thema an.
    »Wie es aussieht«, sagte er in vertraulichem Ton, »fordert die Hitzewelle ziemlich viele Opfer, und zwar vor allem in Paris. Die Feuerwehr und die Bestattungsinstitute wissen sich kaum noch zu helfen. Vor allem ältere Leute sterben wie die Fliegen.«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«, fragte der Stabschef verblüfft.
    »Die Berufsfeuerwehr bittet die Polizeiwachen der einzelnen Arrondissements, alle ausgestellten Totenscheine täglich genau zu überprüfen. Der Bericht wird zunächst an den Präfekten und von diesem ans Ministerium weitergeleitet. Wir bekommen eine Kopie.«
    »Das ist auch gut so«, nickte Mistral. »Wir dürfen kein Verbrechen übersehen. Bei einem solchen Massensterben besteht ein großes Risiko, dass ein Mord als natürlicher Tod durchgeht.«
    Balmes beendete die Sitzung mit dem Hinweis auf ein Pariser Restaurant, in dem man hervorragende Elsässer Spätlesen kosten konnte. Einer der Kriminaldirektoren zeichnete währenddessen Musikinstrumente auf seinen Notizblock – Schlagzeuge jeder Art und Größe.
    Auf dem Rückweg in sein Büro traf Mistral auf Calderone. Er berichtete in wenigen Worten über die Themen des Treffens und bat den Kollegen, Paul Dalmate zu ihm hereinzuschicken.
    Gerade hatte er sich lustlos in ein Rundschreiben über Kostenlegung und Planung vertieft, als Calderone und der neue Mitarbeiter eintrafen. Mistral stand einem großen, extrem schlanken Mann mit eckigem, markantem Gesicht und sehr kurzem Haar gegenüber. Er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Mistral konnte sich kaum an ihn erinnern.
    »Im August haben wir hier keine Bekleidungsvorschriften«, sagte Mistral freundlich und lächelte den Neuzugang an. »Bei dieser Hitze dürfen Sie die Krawatte ruhig weglassen. Meine hängt auch an der Garderobe.«
    »Sie stört mich nicht. Ich bin es so gewöhnt.«
    »Wie Sie wollen, aber darüber reden wir noch. Hatten Sie inzwischen Zeit, sich mit einigen Akten vertraut zu machen? Ich glaube, das ist die beste Möglichkeit, sich über unsere Arbeitsweise und die Rollenverteilung innerhalb der Abteilung klar zu werden.«
    »Ich habe Akten studiert und mich mit den Leuten aus meiner Gruppe unterhalten.«
    »Fühlen Sie sich wohl bei uns? Entspricht die Arbeit Ihren Erwartungen?«
    »Meine Erwartungen sind absolut erfüllt. Ich bin nicht enttäuscht worden.«
    Überrascht und ein wenig verärgert registrierte Mistral die knappen, sachlichen Antworten Dalmates. Rasch beendete er das Gespräch.
    »Gut, falls es irgendwelche Probleme gibt, sprechen Sie bitte mit Vincent. Ich gehe davon aus, dass der August wie üblich so beschaulich verläuft, dass Sie sich in aller Ruhe einarbeiten können.«
    Nachdem Dalmate gegangen war, mokierte Mistral sich wegen der mangelnden Begeisterung des Neuen.
    »Lassen Sie sich nicht vom ersten Eindruck täuschen«, meinte Calderone beschwichtigend. »Richtig ist, dass sich der Mann äußerst reserviert gibt und dass man ihm oft jede Information einzeln aus der Nase ziehen muss. Aber ich kann Ihnen versichern, dass er im Juli für zwei geackert hat und dass er schon bald voll einsatzfähig sein dürfte.«
    »Na hoffentlich. Und ich glaube auch, dass unser Betriebsklima ihn bald aus der Reserve lockt.

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