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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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diesem mörderischen Roadmovie. Gegen zehn Uhr abends hörte Brial plötzlich auf zu reden, schaute Mistral an und sagte: ›Sie sind das Monster!‹«
    Mistral stand auf und streckte sich.
    »Wir lesen Ihnen Ihre Aussage jetzt noch einmal vor, und Sie werden sie unterschreiben.«
    »Wir wollen nichts hören und schon gar nichts unterschreiben. Du hast uns zu diesen Geständnissen gezwungen. Das ist die Wahrheit!«
    »Wie Sie wollen. Es ist nicht wichtig.«
    Ehe er das Zimmer verließ, schaltete Mistral das Radio wieder ein.
    »Wollen Sie immer noch Radio hören?«
    »Du bist ein elender Widerling. Dabei weißt du, dass sie mit uns reden; du willst es nur nicht zugeben.«
    Mistral drehte sich noch einmal zu François Brial um und zitierte die Sätze, die Dalmate analysiert hatte. »Suchen hat seine Zeit, und Verlieren hat seine Zeit; Aufbewahren hat seine Zeit, und Wegwerfen hat seine Zeit.« Dabei versuchte er zu ergründen, wie tief François getroffen war.
    »Ich werde mit dem Untersuchungsrichter reden, Jean-Pierre. Vielleicht ist er bereit, Sie zusammen mit Ihrem Bruder in eine Zelle zu verlegen.«
    Eine Viertelstunde später kehrte Mistral zu Fuß zum Präsidium zurück. Er brauchte Bewegung, wollte Stadtluft schnuppern und die mit Touristen vollgepackten Schiffe auf der Seine sehen.
    Balmes wartete bereits auf ihn. Mistral erzählte ihm, wie Brials Verhör abgelaufen war. Ab und zu warf Balmes einen seiner berühmten Sprüche ein: »Da hast du einen Elfmeter sicher verwandelt.«
    Gegen Mitternacht verließ Mistral den stellvertretenden Direktor. In seinem Büro fand er nicht nur Calderone und Thévenot, sondern das gesamte restliche Team vor. Alle saßen am Konferenztisch und diskutierten über die Aussage Brials.
    »Ich bin jetzt seit fast vierundzwanzig Stunden hier«, erklärte Thévenot heiter. »Ich denke, es wäre an der Zeit, uns wieder einmal dem Porto zu widmen.«
    Er holte die Flasche, und Calderone brachte Gläser. Galtier und Farias zogen ein kühles Bier vor.
    Um drei Uhr morgens war die Spannung abgebaut. Die kleine Gruppe verließ das Präsidium. Calderone hatte Mistrals Autoschlüssel in der Hand.
    »Ich bringe Sie nach Hause. Sie sind nicht mehr in der Lage, selbst zu fahren«, erklärte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    »Einverstanden, Lino. Welcher Tag ist heute?«
    »Donnerstag, der 28. August. Und es ist 3.10 Uhr.«
    »Sehr gut. Kommen Sie mich am Montagmorgen wieder abholen.«
    »Der Wetterbericht sagt für den 29. Regen voraus.«
    »Ich liebe den Geruch feuchter Erde.«

E PILOG
    29. S EPTEMBER 2003
    Der Airbus der Air France setzte um 14.00 Uhr auf dem Flughafen von Sofia auf. Mistral und Dalmate gingen durch den Zoll. Immer wieder warfen Passanten heimliche Seitenblicke auf Dalmates Gesicht, das durch eine lange, allmählich heilende Wunde gezeichnet war. Die beiden Kommissare hatten nur wenig Gepäck bei sich, denn sie würden bereits am folgenden Morgen mit dem Flug um 6.55 Uhr wieder nach Paris zurückkehren.
    Mistral spürte, dass Dalmate sich wohlfühlte; in diesem Land kannte er sich aus.
    »Wir nehmen ein Taxi, obwohl das eine Art Roulette ist. Manchmal hat man Glück und erwischt einen Wagen neuerer Bauart, aber es gibt auch welche ohne Stoßdämpfer, und die Straßen bestehen hauptsächlich aus Schlaglöchern.«
    Eine ganze Reihe gelber Taxen, samt und sonders der Marke Hyundai, wartete auf Kunden. Der Wagen, in dem die beiden Polizisten Platz nahmen, verfügte noch über kümmerliche Reste von Stoßdämpfern. Dalmate wechselte ein paar Worte mit dem Fahrer, ehe er das Ziel der Fahrt angab.
    »Zur Alexander-Newski-Kathedrale«, erklärte er dem Chauffeur, ehe er sich wieder an Mistral wandte. »Ich habe ein bisschen bulgarisch mit ihm gesprochen, damit er uns nicht über den Tisch zieht. Jetzt weiß er, dass ich sowohl die Stadt als auch die Tarife kenne«, grinste er.
    Die chaotische Autobahn, die vom Flughafen in die Innenstadt führte, durchquerte Wohngebiete mit schlecht instand gehaltenen Häusern. Der Fahrer erfreute sich an folkloristischer Musik, die in voller Lautstärke aus den Lautsprechern dröhnte. Der Verkehr war so dicht, dass sie fast eine Stunde brauchten, ehe sie die große orthodoxe Kathedrale erreichten. Sie stand inmitten eines weiten, gepflasterten Platzes, der von Bäumen und Gärten umgeben war.
    »Ich habe mir diesen Ort ausgesucht, weil ich oft mit Lora darüber gesprochen habe. Hier ist es wunderschön.«
    »Sie haben recht. Diese

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