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Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller

Titel: Die dunkle Seite des Spiegels - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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die Schnur um den Hals. Das Rasiermesser hing ihm über den Rücken hinunter. Mit einer jahrelang geübten Geste kreuzte der Mann die Hände im Nacken, als ob er bei einer Polizeikontrolle dazu aufgefordert worden wäre. Mit dem Daumen seiner rechten Hand hob er die Schnur an und spürte, wie das Messer hochgezogen wurde. Plötzlich schnellte sein rechter Arm vor. In der Hand blitzte das geöffnete Rasiermesser. Sirrend fuhr die scharfe Klinge durch die Luft.

17
    M ITTWOCH , 13. A UGUST 2003
    Um zehn vor eins in der Nacht beendete Mistral das Briefing des Teams, das im 10. Arrondissement zum Einsatz kommen sollte. Den zwanzig Kripo-Beamten war eine Einheit der Schutzpolizei zugeordnet worden. Die Einsatzfahrzeuge warteten im oberen Teil der Avenue Parmentier in der Nähe der Rue du Faubourg-du-Temple darauf, dass der mit Elektronik vollgestopfte Lieferwagen die Handys ortete.
    Gegen zwei Uhr morgens wurden die Techniker fündig. Auf ihren Bildschirmen tauchten die beiden observierten Nummern der Handys von Lora Dimitrova auf.
    »Es geht los«, flüsterte einer der Techniker, als könne man ihn von außen hören.
    Roxane Félix, die im Lieferwagen saß, übermittelte die Information über Funk an Mistral.
    Auf den Monitoren tauchten zwei Rufnummern mit der Landesvorwahl von Pakistan auf. Die Telefone wurden benutzt. Der Lieferwagen setzte sich langsam in Bewegung, um von der Location Area ausgehend die beiden Handys zu orten. Roxane verfolgte die Fahrt des Wagens auf dem Bildschirm. Die Einsatzteams warteten auf das Zeichen zum Zugriff. Eine halbe Stunde später erreichte der Lieferwagen die Rue Jean-Moinon. Der größte Teil der zwei- bis dreistöckigen Gebäude in der schmalen Straße war zugemauert, die übrigen waren von unterschiedlichsten Gruppierungen besetzt worden. Vor einem baufälligen Haus mit abgestützten Fensterstürzen bemerkte der Fahrer eine Gruppe von acht oder zehn Männern, die rauchten und sich unterhielten. Sie scherten sich nicht um den Wagen, der vorsichtig und im Schritttempo um die Männer herumfahren musste.
    Die Rufnummern auf den Bildschirmen hörten auf zu blinken. Zwei rote Punkte leuchteten auf. Die Techniker hatten die Handys im Innern des Gebäudes lokalisiert. Der Lieferwagen fuhr weiter, gefolgt von den wachsamen Blicken der Männer auf der Straße. Roxane funkte Mistral an.
    »Wir haben sie. Die Handys befinden sich in der Rue Jean-Moinon Nummer 10, auf der rechten Straßenseite. Vor dem Eingang stehen etwa zehn Männer. Die Straße ist ziemlich eng und fängt an der Rue Saint-Maur an. Es gibt fast nur besetzte Häuser, und die Straße ist voller Menschen.«
    Mistral gab die Informationen weiter.
    »Zunächst kümmern wir uns um die Leute vor dem Eingang. Das übernimmt die Verstärkung. Die Kollegen von der Kripo stürmen gleichzeitig das Haus und nehmen alle fest, die sich im Innern aufhalten. Vermutlich treffen wir auf eine Menge Illegaler, die natürlich versuchen werden zu flüchten – also höchste Vorsicht. Unser Ziel ist, die Leute zu finden, die mit den beiden Handys telefonieren.«
    Knapp fünfzehn Minuten später wurden die Pakistani vor dem Hauseingang von einer Einheit schwarz gekleideter Polizisten mühelos überwältigt. Mistral und die restlichen Beamten stürmten einen braun gestrichenen Flur, der von einer einzigen, mit Fliegendreck bekleckerten 25-Watt-Birne mehr schlecht als recht beleuchtet wurde. Kaputte Briefkästen hingen von den Wänden, der Boden war schmutzig. Der Flur mündete in einen schlecht gepflasterten Innenhof, wo einige Männer Karten spielten und sich unterhielten. Keiner telefonierte. Mistral und ein Teil seines Teams rannten weiter, einige Polizisten kümmerten sich um die Gruppe im Hof.
    Das Haus zählte drei Etagen und drei Wohnungen pro Stockwerk. In der ersten Etage hielt sich niemand auf. Im zweiten Stock sickerte ein Lichtstrahl unter einer Wohnungstür hindurch. Die Polizisten stemmten die Tür auf. Das Zimmer war ein wenig größer als die anderen und mit Teppichen ausgelegt. Auf niedrigen Tischen standen eine Teekanne und Tassen. Vor den Tischen hockten vier Männer. Zwei von ihnen telefonierten, einer saß mit einer Uhr in der Hand da, ein vierter raffte in Windeseile Geldscheine zusammen. Diese Männer fürchteten die Polizei und ihre Waffen nicht, das erkannte Mistral sofort. Er stürzte sich auf den Mann mit dem Geld, steckte aber gleichzeitig die Waffe ins Halfter.
    Der junge Pakistani zückte ein Messer. Nicht schon wieder! ,

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