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Die dunkle Seite des Weiß

Die dunkle Seite des Weiß

Titel: Die dunkle Seite des Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yalda Lewin
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der mir entgegenkam. Archive waren nichts für Mirella. Waren es noch nie gewesen. Zu staubig, hatte sie einmal gesagt. Zu dunkel und zu tot. Ich dagegen genoss die Gesellschaft der schweigenden Akten. Und wenn ich mich recht erinnerte, gab es im Archiv noch Katherine …
    Ich nickte förmlich. »Gut, ich kümmere mich darum. Aber zuerst fahre ich nach Beelitz. Willst du noch immer mit? Oder hast du es dir anders überlegt?«
    Mirella schwieg einen Moment, dann zuckte ein Lächeln um ihre Mundwinkel. »Natürlich komme ich mit. Dann muss ich später wenigstens nicht mit dir essen gehen. Außerdem habe ich ein Auto. Im Gegensatz zu dir.« Sie drehte sich um und verließ den Raum.
    Hades streifte den Kittel ab, der ihn bei der Arbeit schützte, und ließ ihn in einem Abfallschacht in der Wand verschwinden. »Wirklich schön, dass du wieder da bist, Jakob«, sagte er. »Spannender Fall. Aber wenn ihr mir einen Gefallen tun wollt, dann beeilt euch nicht zu sehr.« Er klopfte mit der flachen Hand auf den Seziertisch. »So faszinierende Leichen habe selbst ich selten zu Besuch.«

Kapitel 3
    Ich konnte mir nicht helfen. Die Aura der Beelitzer Heilstätten jagte mir kalte Schauer über den Rücken. Immer. Einerseits vor Faszination. Andererseits war die Atmosphäre so dicht und so speziell, dass ich sie manchmal kaum ertragen konnte.
    Die frühere Klinik für Lungenerkrankungen lag vollkommen verlassen in der Einöde. Ein schlummerndes Tier, dem Verfall preisgegeben. Und über allem lag der Hauch von Tod und Verwesung.
    »Faszinierend«, konstatierte Mirella, während sie neben mir die bröckelnden Stufen zur ehemaligen Frauenheilanstalt hinaufstieg. »Das ist ja wie im Film.«
    »Ja, und gleich kommen tuberkulitische Halbtote aus den Ecken. Oder Zombies«, murmelte ich und stieß die quietschende Flügeltür des Eingangs auf. Insgeheim schüttelte ich den Kopf über mich selbst. Wieso nur hatte ich mich auf diesen Unsinn eingelassen? Ich war mit Sicherheit nicht der Einzige, der diesen Fall bearbeiten konnte. Warum hatte Brenner unbedingt mich gewollt? Es fühlte sich seltsam an. Und irgendwie wurde ich den Eindruck nicht los, dass man mir noch nicht alles gesagt hatte, was ich wissen sollte.
    Drinnen war das Licht fahl, gebrochen vom Schmutz auf den ausladenden Fensterscheiben, und der Geruch von Moder und Staub lag in der Luft.
    »Wow!« Mirella ließ den Blick durch die Eingangshalle schweifen. »Das ist wirklich mondän. Also, ich meine, es muss mondän gewesen sein.« Ihr Blick traf meinen. »Kein Wunder, dass du hier nicht mehr weggekommen bist vor Begeisterung. Du hattest schon immer eine Leidenschaft für den Verfall.«
    Ich verzog die Mundwinkel. Mirella kannte mich einfach zu gut. Und das gefiel mir nicht. Nein, das gefiel mir ganz und gar nicht.
    »Ich bin gerne hier gewesen, weil es so schön ruhig ist«, antwortete ich kühl. »Keine Menschen, keine Autos, keine Störungen. Hier gibt‘s nicht einmal ein Handynetz. Das reine Paradies für jemanden wie mich.« Dass ich immer wieder auch vor allem wegen der seltsamen Erscheinungen hergekommen war, wegen des Gefühls, dass mich flüchtige Seelen umgaben, behielt ich für mich.
    Mirellas Gesicht blieb unbewegt. »Und jemand wie du hat noch immer nicht gelernt, besser mit diesen Fähigkeiten umzugehen? Oder sollte ich lieber sagen: mit der Behinderung?«
    Bei ihren Worten zuckte ein Flackern durch meinen Kopf.
    »Das ist es, was mich an dir wahnsinnig macht!« Ich wirbelte herum und deutete mit dem Zeigefinger auf Mirella, als wäre er eine Speerspitze. »Deine Kommentare! Du verstehst nicht, wie das ist!«
    Mirella hob die Brauen. »Meine Güte.« Sie schlenderte zum Geländer der Freitreppe, deren zerfallene Stufen in einem weiten Bogen in die oberen Stockwerke führten. Dabei ließ sie mich nicht aus den Augen. »Du solltest dich beruhigen. Das war ein Witz, okay? Nur ein Witz.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wir müssen noch einen Moment warten.«
    Ich runzelte die Stirn. »Warten? Warum?«
    »Weil noch jemand kommt. Hat Simon dir das nicht gesagt?«
    »Nein.« Ich spürte, wie eine düstere Ahnung mir den Rücken hinaufkroch. »Was hätte er mir denn sagen sollen?«
    »Wir warten auf Ernesto. Ernesto Sanchez«, antwortete sie und wich meinem Blick aus. »Er ist Berater der Akademie. Innere Abteilung.«
    »Was macht die Innere hier?« Ich brauchte einen Moment. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. »Simon lässt mich überwachen? Von

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