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Die dunkle Seite des Weiß

Die dunkle Seite des Weiß

Titel: Die dunkle Seite des Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yalda Lewin
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gute Idee war, dass sie sich für die Mitarbeit in der Akademie entschieden hatte. Das unstete Auf und Ab ihres Wesens forderte seinen Tribut und die Tatsache, dass niemand in der Akademie mitbekommen durfte, was mit ihr los war, machte es nicht einfacher. Es war ein Segen, als wir damals ein Mittel fanden, das Mirella in der Balance hielt. Sofern nichts Unvorhergesehenes passierte. Wenn doch, dann schlug das Pendel gelegentlich noch immer in die eine oder andere Richtung aus. Mirella hatte ihre Unberechenbarkeit nie ganz verloren. Und vielleicht liebte ich sie genau deshalb. Sie war kompliziert. Sie war anders. Und deshalb war sie in gewisser Weise wie ich.
    Über all die Zeit war ich der Einzige, der von ihrem Geheimnis wusste. Und es war für mich nach wie vor unerklärlich, weshalb sie sich von mir abgewandt hatte, von einen Tag auf den anderen. Als wäre all das zwischen uns nie wichtig gewesen. Als wäre ich ihr nicht wichtig gewesen.
    Mirella stellte sich neben mich und erneut spürte ich ihre Anwesenheit wie einen brutalen Stich ins Herz.
    »Also«, bohrte sie weiter. »Was hast du gesehen? Ich kenne dich. Und da war etwas.«
    Ich atmete tief durch. »Nichts, was uns helfen könnte. Ich bin aus der Übung. Mehr nicht.«
    Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Und warum glaube ich dir nicht?«
    Ich zuckte mit den Schultern und seufzte leise. »Weil das dein Grundproblem ist, Mirella. Erinnerst du dich? Daran scheiterte unsere Ehe.«
    Sie funkelte mich gereizt an. »Nein, Jakob. Unsere Ehe scheiterte, weil du offensichtlich krumme Dinger gedreht hast. Nutten aus der Ukraine. Schon vergessen?«
    »Wie könnte ich? War doch so eine schöne Zeit …« Ich lachte heiser. »Du glaubst den Quatsch also immer noch, ja? Du glaubst wirklich, ich wäre in Menschenhandel verwickelt gewesen und hätte dafür gesorgt, dass verzweifelte junge Frauen gegen ihren Willen hier ins Land geschleust werden? Ich? Mirella, das kann einfach nicht dein Ernst sein!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich glauben soll. Auch nach all den Jahren nicht. Aber ich bin ein logischer Mensch, Jakob. Das dürfte nichts Neues für dich sein. Und die Beweislage war erdrückend.«
    »Ein paar Fotos, die so unscharf waren, dass jeder der Typ darauf hätte sein können, und die Aussage von zwei offensichtlich gekauften Prostituierten aus Moldawien und Litauen?« Ich stöhnte auf. »Das sind doch keine Beweise.«
    »Nicht zu vergessen: Du hattest kein Alibi.«
    »Nein, hatte ich nicht. Weil ich zur besagten Zeit im Urlaub war. Alleine. Wie das nun mal meine Art ist. Das dürfte wiederum nichts Neues für dich sein!«
    »Niemand im Hotel konnte sich an dich erinnern.«
    »Weil alle bestochen worden sind! Belege sind verschwunden, um mir all das in die Schuhe zu schieben! Das ist so offensichtlich, Mirella, ich kann einfach nicht glauben, dass –« Ich seufzte erneut. Dann zuckte ich resigniert mit den Schultern. »Ist ja auch völlig egal. Lange her. Erledigt.«
    Mirella starrte mich unverwandt an. »Und sonst hast du mir nichts zu sagen?«
    Ich lehnte meinen Hinterkopf gegen die kühlen Fliesen an der Wand. Das Zittern in meinen Beinen ließ langsam nach. »Doch, habe ich«, sagte ich mit fester Stimme. »Warum denn bitteschön dieser Knilch?«
    Mirella hob amüsiert die Brauen. »Was heißt denn hier Knilch? Ernesto ist großartig. Sehr erfolgreich, gut aussehend, hat fast so viel Hirn wie ich …«
    »Ich traue ihm nicht.«
    Mirella schnaubte. »Und was soll ich mit dieser Information anfangen? Ihn in den Wind schießen, nur weil mein Exmann sein sensibles Nervenkostüm strapaziert sieht?«
    »Zum Beispiel, ja.«
    Mirella lachte laut auf und schüttelte den Kopf. »Du bist noch viel gestörter, als ich dich in Erinnerung hatte. Unsere Scheidung war wirklich die beste Idee unseres Lebens.«
    »Deine Idee, Mirella. Es war deine Idee.«
    Einen Augenblick lang trafen sich unsere Blicke.
    Mirella presste die Lippen aufeinander. »Ganz abgesehen von dieser Sache mit den Nutten … Vielleicht warst du mir einfach zu viel. Deine Emotionalität ist furchtbar anstrengend.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Deine analytische Beherrschtheit auch, meine Liebe. Vor allem, wenn man weiß, welchen Preis du dafür zahlst.«
    Mirellas Augen funkelten. »Gefühle sind eine chemische Fehlregulation, die Verlierer hervorbringt. Das hast du nur nie verstanden, Jakob.«
    Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich

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