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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nächsten vierundzwanzig Stunden auf ihn reinfalle. Er wird nicht nach Köln zurückzukehren.«
    Menemenci legte die Stirn in Falten.
    »Und warum das Ganze?« fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Okay?«
    »Jetzt kommen Sie schon mit der Wahrheit raus! Sie wissen, warum Üsker und Solwegyn sterben mußten.«
    »Ich habʹs mir zusammengereimt.«
    »Also?«
    »Also! Also! Was ist mit der Fahndung? Sie werden ihn verlieren, wenn Sie nicht...«
    »Die Fahndung läuft.«
    Vera ließ langsam den Atem entweichen. Plötzlich fühlte sie sich hundemüde.
    »Marmann, Üsker und Lubold waren ein Team. Sie arbeiteten für eine Organisation namens ZERO. In Kuwait haben sie etwas sehr Wertvolles gefunden.«
    »Was?«
    »Diamanten. Ich weiß nicht, ob das stimmt, Lubold hat mir die Geschichte erzählt, und er hat alles mögliche erzählt. Aber es könnte passen. Wenig später wurden sie von einem irakischen Kampfflieger angegriffen. Es gab einen Schwerverletzten.«
    »Lubold.«
    »Ja. Die anderen ließen ihn liegen. Zumindest einer von ihnen wußte, daß er noch lebte, aber sie meldeten später seinen Tod.

    Wahrscheinlich konnten sie sich nicht vorstellen, daß Lubold ihren Verrat überleben würde, aber es muß ihm irgendwie gelungen sein.«
    »Vielleicht war er gar nicht so schwer verwundet«, meinte Menemenci.
    »Der Gedanke kam mir auch schon. Daß Lubold die anderen reingelegt hat. Aber das macht keinen Sinn. Jemand ist ihm zuvorgekommen und hat die Diamanten mitgenommen.«
    »Marmann?«
    »Es sieht ganz so aus.«
    Menemenci schnalzte mit der Zunge.
    »Darum war er so versessen darauf, Marmann zu finden«, sagte er mit blitzenden Augen. »Darum wollte ihn auch Üsker finden.«
    »Marmann hat alle beide betrogen. Dann ist er untergetaucht. Ich glaube, Solwegyn hat ihm eine neue Identität verschafft. Als Lubold nach Köln zurückkam ...«
    »Von wo?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Vera kraftlos. »Als er zurückkehrte, begab er sich als erstes auf die Suche nach seinen ehemaligen Kameraden. Aber er fand nur einen, und der wußte nichts.«
    »Ja, Lubold hat ihm Löcher in den Bauch gefragt«, sagte Menemenci grimmig. »Drei, um genau zu sein.«
    »Dann erschien Solwegyn.«
    »Auf Ihre Anzeige hin.«
    »Ich weiß. Natürlich konnte Lubold nicht riskieren, zusammen mit mir bei Solwegyn aufzukreuzen, der hätte ihn sofort erkannt. Also mußte er auch Solwegyn aus dem Weg räumen, nachdem der ihm vermutlich alles erzählt hatte, was er wissen wollte.«
    »Sie denken, Lubold hat Marmann gefunden?«
    »Ja.«
    Menemenci strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und lockerte seinen Hemdkragen.
    »Wollen Sie etwas trinken?« fragte er. »Es ist heiß.«

    »Ich will nichts.«
    »Wenn Marmanns Schwester verschwunden ist«, sagte Menemen ci, »könnte das nicht auch heißen, daß Lubold ihn zwar gefunden hat, aber ein Druckmittel braucht, um Marmann aus seinem Versteck zu locken? Heute ist Montag. Samstag mittag ist Nicole das letzte Mal lebend gesehen worden.«
    Die Art, wie er lebend sagte, erfüllte Vera mit Schaudern. Falls Lubold auf der Flucht war, hatte er vielleicht bekommen, was er wollte. Dann war Nicole Wüllenrath mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot. Und es blieb immer noch die Frage, wie lange ihr Sterben gedauert hatte.
    Oder aber ...
    »Vielleicht hat er sie mitgenommen«, sagte Vera.
    »Lubold? Sie meinen, er fährt zu Marmann?«
    »Es wäre doch möglich, oder? Sie haben selber gesagt, daß es möglich ist.«
    Menemenci nickte langsam.
    »Ja«, sagte er gedehnt. »Es wäre möglich.«
    »Kommissar!« Vera beugte sich vor. »Glauben Sie immer noch, ich hätte Beihilfe zum Mord geleistet und die Arbeit der Polizei behindert?«
    »Warten wir eine Minute«, sagte Menemenci rätselhaft.
    »Worauf?«
    »Ich möchte Sie mit jemandem konfrontieren.«
    Vera rieb sich die Augen und schwieg. Menemenci stand auf und begann, schwerfällig hin‐ und herzugehen.
    Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür, und ein Beamter trat ein.
    Ihm folgte eine Frau. Sie war stark geschminkt und trug ein Kostüm aus Lederimitat.
    Vera hob den Kopf und stieß einen leisen Seufzer aus.
    »Katya Solwegyn«, sagte sie. »Es tut mir leid, was geschehen ist.«
    Katya starrte sie mit unbewegter Miene an.
    Menemenci trat neben sie und zeigte auf Vera. »Das ist die Frau, die Ihren Mann vergangenen Donnerstag aufgesucht hat. Richtig?«
    Katya nickte.
    »Sie haben ausgesagt, die Besucherin sei für den Tod Ihres Mannes

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