Die dunkle Seite
Lubold wissentlich unterstützt?«
Menemenci zuckte die Achseln.
»Wollen Sie es abstreiten?«
»Ja!«
»Sie wollen abstreiten, gewußt zu haben, daß Ihr Klient Jens Lubold heißt?«
»Prüfen Sieʹs nach. Es existiert ein Vertrag zwischen Simon Bathge und der DeTechtei Gemini.«
»Das beweist nichts.«
»Sie wissen sehr genau, daß Sie mich nicht länger als ein paar Stunden hierbehalten können«, sagte Vera scharf. »Also wollen Sie nun endlich zuhören, oder soll uns Lubold durch die Lappen gehen?«
»Ich höre.«
»Gut. Setzen Sie eine Großfahndung in Gang. Ein blauer BMW, Kennzeichen K‐MD 830, ist unterwegs nach München. Lubold sitzt darin. Er wird München in etwa ein bis zwei Stunden erreichen und vermutlich das Hotel Vier Jahreszeiten ansteuern.« Sie dachte kurz nach. Lubold mußte sich umfassend abgesichert haben für den Fall, daß Vera ihn im Hotel zu erreichen versuchte. »Er wird ein Zimmer auf den Namen Simon Bathge gebucht haben«, sagte sie. »Wahrscheinlich gibt er etwas an der Rezeption ab. Ein Päckchen, eine Tasche, irgend etwas von der Größe, daß ein Feuerzeug hineinpaßt.«
»Ein Feuerzeug?«
»In dem Feuerzeug ist ein Sender. Ich habe Bathge... Lubold überwacht.«
Menemenci hob erstaunt die Brauen.
»Sie haben ihn überwacht? Sie überwachen Ihre Klienten? Ich bin erschüttert! Wie vereint sich das mit Ihrer Berufsauffassung?« Er beugte sich vor und fletschte die Zähne. »Es sei denn, Sie hätten ihm mißtraut, nicht wahr? Aber in diesem Fall wären Sie verpflichtet gewesen, mir meine Fragen zu beantworten.«
»Ich war mir anfangs nicht sicher.«
»Aber später schon?«
»Ja, zum Teufel! Haben Sie sich noch nie geirrt?«
Menemenci lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über dem Bauch. Sein Hemd war schweißdurchtränkt.
»Also Lubold ist auf dem Weg nach München?«
»Ja.«
»Was will er da?«
Vera schüttelte den Kopf.
»Vermutlich gar nichts. Er hat mir irgendeine Geschichte erzählt, aber sie diente nur dazu, mich an der Nase rumzuführen. Er muß rausgefunden haben, daß ich ihn überwache.«
Wann, dachte sie. Was für ein Spiel hat er mit mir getrieben?
»Sie sollen glauben, er sei in München?« fragte Menemenci zweifelnd.
»Ja«, bestätigte Vera. »Er hat nur nicht damit gerechnet, daß ich dank der großzügigen Hilfe der Kripo in den Besitz eines gewissen Fotos gelange, das ihn zusammen mit Üsker und Marmann zeigt.«
Sie lachte freudlos. »Hätte Roth es nicht für mich kopiert, wäre ich immer noch völlig ahnungslos. Und Sie auch, Menemenci. Sie würden tausend anderen Spuren hinterherhecheln.«
»Wieso?«
Vera sah ihn mit gequältem Grinsen an.
»Wer hat Sie denn darauf gebracht, den Täterkreis auf einen Haufen Legionäre einzugrenzen? Hätte ich mich nicht für das Bild interessiert ...«
»Danke«, sagte Menemenci spöttisch. »Wo wollten Sie eigentlich eben so schnell hin?«
»Ich wollte ihm folgen.«
»Lubold? Sie wollten nach München?«
»Ich hätte Sie unterwegs angerufen. Ich habe auch vorher versucht, Sie zu erreichen, aber Sie waren gerade unterwegs, um mich in Ketten zu legen.«
»Sie wollten also mit Lubold nach München?«
»Nicht mit Lubold! Sitzen Sie auf den Ohren? Ich wollte ihm hinterher.« Vera schlug mit der Faust auf den Tisch und sprang auf.
»Sie stellen eine überflüssige Frage nach der anderen. Warum setzen Sie nicht endlich die Fahndung in Gang?«
»Nehmen Sie doch Platz«, sagte Menemenci gelassen.
Vera sah ihn verzweifelt an. Dann setzte sie sich wieder.
»Wenn ich gelogen habe, werden Sie es schon noch früh genug erfahren«, sagte sie.
Menemenci betrachtete sie abschätzend. Er erhob sich, ging zur Tür und klopfte dagegen. Sie wurde geöffnet. Draußen standen zwei Beamte in Uniform. Menemenci gab einem von ihnen leise Anweisungen. Der Mann nickte und verschwand. Menemenci schloß die Tür und kam zurück.
»Wir werden sehen«, sagte er.
»Das sollten Sie möglichst schnell«, erwiderte Vera. »Ich schätze, Lubold ist gerade dabei, Deutschland zu verlassen.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Weil ich davon ausgehe, daß er Marmann mittlerweile gefunden hat. Solwegyn muß ihm verraten haben, wo er sich aufhält.«
»Vielleicht ist er ja unterwegs zu Marmann.«
»Denken Sie, was Sie wollen. Ich bin sicher, daß Lubold kurz vor der Vollendung seiner Pläne steht, wenn nicht sogar schon alles gelaufen ist. Augenblicklich geht er fest davon aus, daß ich mindestens für die Dauer der
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