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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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danken.
    Valentine Larke schob seinen Degen in die Scheide. Mit seinen farblosen, dunklen Augen blickte er Campion an und dann wieder Achilles. «Sie sagen, sie ist die Besitzerin dieses Schlosses?»
    «In der Tat.»
    «Während ich der Besitzer von Sir Julius’ Erbe bin.»
    Achilles lächelte. «Ich hoffe, Sie haben nicht zu viel für dieses zweifelhafte Privileg bezahlt.»
    Larke überging seine Bemerkung und zeigte auf Lord Culloden. «Das ist der Ehemann Ihrer Nichte?»
    «In der Tat.»
    Larke lächelte. «Dann gehört das, was ihr gehört, jetzt auch ihm? Richtig?»
    Campion sah das Lächeln, und sie sah auch das winzige bestätigende Lächeln auf Cullodens Gesicht. Plötzlich hatte sie das Gefühl, der Boden des Gelben Salons würde sich unter ihr auftun und ein riesiger, dunkler, leerer Raum würde sie verschlingen. Larke sah ihre Bestürzung und lachte. «Lord Culloden und ich sind in dieser Sache Partner.» An Achilles gewandt, fuhr er fort: «Ich bin nicht in Begleitung des Grafen gekommen, Tanzmeister. Er ist in meiner Begleitung gekommen.» Dann sah er Culloden an, und dessen offenes höhnisches Grinsen sprach von seinem Triumph. «Mylord?»
    «Larke?»
    «Möchten Sie, dass ich gehe?», fragte er mit gespielter Bescheidenheit.
    Cullodens Sporen klirrten, als er vortrat. «Ich möchte, dass Sie bleiben, Larke. Sie sind mein Gast, ein hochgeschätzter Gast.» Sein Tonfall – träge, amüsiert und boshaft – war Campion völlig fremd.
    Achilles packte Campions Unterarm so fest, dass es wehtat.
    Sie starrte Culloden wütend an. «Du wirst …»
    «Ruhe!», schrie Larke sie an. «Noch ein Wort, Mädchen, und ich lege dich tatsächlich übers Knie. Lewis!»
    «Larke?» Culloden lächelte und strich über seinen Schnurrbart.
    «Nehmen Sie Ihre Frau und tun Sie, was bei einer solchen Gelegenheit üblich ist. Mr.   Girdlestone?»
    Der große Mann trat vor. «Mr.   Larke?»
    Larke zeigte auf Campion. «Sorgen Sie dafür, dass sie Seiner Lordschaft keine Probleme macht.»
    Girdlestone lächelte. Irgendetwas an diesem Lächeln erinnerte Campion an den Mann, der auf der Straße nach Millett’s End spöttisch auf sie herabgeblickt und seinen Sabber auf ihre nackten Brüste hatte tropfen lassen. Die Erinnerung versetzte sie in Panik, und die Panik ließ sie sich umdrehen, sich aus Achilles’ Griff losreißen. Sie schob sich hinter Reverend Mounter, der starr war vor Entsetzen über all das, was er eben gehört hatte.
    «Halten Sie sie auf!», schrie Larke.
    Das hätten sie auch getan, doch Campion lief nicht zur Eingangstür mit ihren vergoldeten Ziergiebeln, sondern zu einer kleinen Tür, die mit derselben Seidentapete bespannt war wie die Wände. Es war eine versteckte Tür für die Dienstboten, um leise und unauffällig den Raum betreten zu können, und sie führte zum Dienstbotenflur, der an der nördlichen Seite des Schlosses entlangführte und den Dienstmädchen und Dienern erlaubte, auf Lazen ihren Verrichtungen nachzugehen, ohne in den prächtigen, repräsentativen Räumen zu stören.
    Selbst da, als Campion ausscherte und die Tür öffnete, hätten sie sie noch einfangen können, doch Abel Girdlestone stieß mit Onkel Achilles zusammen, und Campion hörte den verzweifelten Schrei ihres Onkels, als er zu Boden gestoßen wurde. Sie hörte Reverend Mounter schreien, als auch er versuchte, sich ihren Verfolgern in den Weg zu stellen.
    Sie lief. Plötzlich war sie keine große Dame mehr. Plötzlich war sie eine Flüchtende. Sie hörte die Stiefel und die Stimmen in den Korridor dringen, war um eine Ecke gebogen und an einem Dutzend Türen vorbeigelaufen, und dann stürzte sie in blinder Hast eine Stiege hinunter, die in eine Vorratskammer führte. Leise schloss sie die Tür und lauschte keuchend dem Tumult über ihr. Die Vorratskammer hatte eine zweite Tür zum Garten, und als Campion die Rufe über ihr hörte, wusste sie, dass sie nur auf diesem Weg fliehen konnte.
    Ihre Verfolger machten mächtig Krach. Sie hörte sie Türen aufreißen, dann polterten schwere Stiefel die Hintertreppe herunter. Es war höchste Zeit, höchste Zeit, um ihr Leben zu laufen. Plötzlich spürte sie eine wilde Entschlossenheit. Sie würde dafür sorgen, dass die Scheißkerle den Tag noch bereuten, an dem sie das erste Mal den Namen Lazender gehört hatten. Sie würde sie bekämpfen bis ins Grab. Kurz berührte sie die goldenen Siegel, die Juwelen von Lazen, dann öffnete sie die Tür zum Garten und rannte um ihr Leben.

17
    Sie

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