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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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unter ihnen Achilles, mit schiefsitzender Perücke und vor Entrüstung hochrotem Gesicht. Er trat auf sie zu.
    Sie runzelte die Stirn und straffte den Rücken. «Wer sind Sie?»
    Der Mann achtete gar nicht auf sie, sondern blickte Julius an. «Stehen Sie auf», sagte er grob zu dem neuen Graf.
    Lord Culloden kam in den Raum, und jetzt sah sie das Grinsen auf den Gesichtern der Männer, die sie musterten. Sie standen da wie Männer, die sich ihrer körperlichen Kraft voll und ganz bewusst sind. Sie musterte den Mann mittleren Alters, der ihr Anführer zu sein schien. Ihre Stimme war kalt. «Wer sind Sie?»
    Er betrachtete sie von oben bis unten, Verachtung stand in seinem harten Gesicht. «Mein Name ist Valentine Larke. Sie haben zweifellos von mir gehört.»
    «Nein.»
    «Ihre Unwissenheit macht Ihnen keine Ehre.» Er wandte sich an einen großen Mann neben sich. «Geben Sie dem Graf und seiner Hure eine Flasche, Mr.   Girdlestone.»
    Die dunkelhaarige junge Frau kicherte. Ihre Haut war pockennarbig, ihr Mieder aufgeschnürt. Sie ging mit Julius zu dem großen Mann, der aus seiner Manteltasche eine Flasche Gin hervorholte. Reverend Horne Mounter, der sich an den Porzellanscherben die Hand verletzt hatte, stand zu Campions Rechten, Achilles zu ihrer Linken.
    Valentine Larke wandte sich an Lord Culloden. «Bringen Sie Ihre Braut in Ihre Räume, Mylord. Wir müssen Sie nicht festsetzen.»
    «Larke!», erklang Campions Stimme so scharf, so plötzlich, dass alle im Raum zusammenzuckten. Selbst Valentine Larke war verblüfft über die kalte, klare Autorität dieser Stimme. Sie trat vor. «Sie geben in diesem Haus keine Anweisungen, Larke.» Sie wandte sich an Onkel Achilles. «Ich wäre dir sehr dankbar, Onkel, wenn du Simon Burroughs bitten würdest, einige seiner Männer zu holen. Hier ist ein Haufen Plunder, der aufgeräumt werden muss.»
    Achilles lächelte. «Es ist mir eine Freude.»
    Doch auf dem Weg zur Tür wurde er aufgehalten. Stahl schabte über Stahl, und Larke hielt plötzlich einen Degen in der Hand. Er lächelte. «Lady Campion. Ich denke, es wäre besser, wenn Sie Ihren Tanzmeister anwiesen, in seinem Zimmer zu bleiben.»
    «Tanzmeister!» Julius lachte. Er machte einen grotesken Luftsprung und wies mit der Ginflasche auf Achilles. «Tanzmeister!», kam es zischend und hohl aus seinem zahnlosen Mund.
    Larke drehte sich zu ihm um. «Ruhe!» Erneut wandte er sich an Lord Culloden. «Mylord?»
    Culloden lächelte. «Larke?»
    «Nehmen Sie Ihre Braut mit, Mylord. Sie wird hier nicht gebraucht.»
    «Sie schäbiger kleiner Mann!» Wieder erstarrten alle Anwesenden. Campion machte noch einen Schritt nach vorn. «Wollen Sie mich mit Ihrem Degen bedrohen, Larke?»
    «Wenn Sie nicht den Mund halten, Campion Culloden, dann heb ich Ihre Röcke und gerbe Ihnen den Arsch. Und jetzt halten Sie den Mund!»
    «Sie werden …»
    «Ruhe!»
    Ein Krachen, ein gewaltiges, kolossales Scheppern, brachte beide zum Schweigen. Campion fuhr herum und sah, dass Onkel Achilles die Ceres-Statue, die er eh nicht gemocht hatte, vom Tisch gehoben und zu Boden hatte krachen lassen. Er hatte im Raum für Ruhe sorgen wollen, und er erzielte die gewünschte Wirkung. Er trat vor, und alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Campion spürte, wie nervös ihr Onkel war, als er Larke anstarrte. «Mr.   Larke?»
    «Ja?» Larke runzelte die Stirn, doch Achilles’ Tonfall war besänftigend.
    Achilles legte Campion eine Hand auf den Arm. Sie spürte, dass ihr Onkel zitterte. Er lächelte wieder. «Ich fürchte, hier liegt ein Missverständnis vor, Mr.   Larke. Der Graf», und hier verbeugte er sich vor Julius, «ist nicht der Erbe von Lazen. Ich vermute, Sie sind in seiner Begleitung gekommen, nicht wahr?» Sein französischer Akzent verlieh seinen Worten eine seltsame Autorität. Er wartete nicht auf eine Antwort. «Meine liebe Nichte, Lady Campion, ist die rechtmäßige Besitzerin dieses Schlosses. Wenn sie Sie bittet zu gehen, dann empfehle ich, dass Sie das auch tun. Und zwar still und leise, und umgehend, dann werden wir kein Wort mehr darüber verlieren.» Er verstärkte seinen Griff an Campions Arm, als sie protestieren wollte, und fuhr fort: «Falls der Graf Sie getäuscht hat, dann können Sie die Angelegenheit zweifellos mit ihm klären, wie es Ihnen beliebt.» Er lächelte. «Ich denke, Sie schulden Lady Campion eine Entschuldigung, Larke.»
    Schweigen herrschte. Campion legte eine Hand auf Achilles’ Hand, um ihm stumm zu

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