Die dunklen Engel (German Edition)
Flüssigkeit wog schwer in ihrer Hand. Sie hörte von den Gefallenen Engeln, den Namen der Engel, die sich Gott widersetzt hatten, und wie Skavadale Culloden über die Zeremonie in Auxigny ins Kreuzverhör nahm.
Sie konnte kaum glauben, was sie hörte, doch die Flasche war wie ein Beweis in ihren Händen. Er flehte danach, bat und winselte darum, und Stück für Stück entlockte Skavadale ihm immer mehr.
Lady Campion Culloden sollte sterben. Ihr Ehemann, der wie ein Leibeigener vor ihr kniete, hatte versprochen, ihr den Hals zu brechen und sie neben eine Hecke zu werfen, als wäre sie vom Pferd gefallen.
Der Zigeuner warf die Peitsche zu Boden und trat hinter Culloden. «Nachdem Ihr Bruder tot ist, stehen nur noch Sie zwischen ihnen und Lazen. Sie haben vor, Sie umzubringen. Der hier», hier stupste er Culloden mit dem Stiefel an, «wird Lazen den Gefallenen Engeln übergeben. Fragen Sie ihn, warum.»
Sie fragte ihn, und Lord Culloden sprach von der Revolution in England, davon, Lazens Vermögen einzusetzen, um die Regierung zu korrumpieren und die Corresponding Society zu bewaffnen, die die Französische Revolution unterstützte. Stammelnd erzählte er von Julius’ Schulden, von Larke und Marchenoir und flehte um sein Leben. Auf den Knien rutschte er zu ihr, seine rosa Wangen waren tränenverschmiert, er streckte ihr die Hände entgegen und schwor auf die Bibel und sämtliche Heiligen, dass er ihr nie etwas Böses gewollt habe, nie.
Verächtlich schaute sie auf seine dicklichen, tränenverschmierten Wangen. «Gestern erst wolltest du mich nackt durch den Wald jagen. Wer mich zuerst erwischt, darf auch zuerst ran, ja? Oder habe ich mich da verhört?»
«Es tut mir leid! Es tut mir leid!» Flehend hob er die Hände höher. «Es tut mir leid.»
Der Zigeuner stand hinter ihm. Er zog eine Pistole aus seinem Gürtel und spannte das Steinschloss. Dann richtete er die Waffe auf den Kopf ihres Mannes. «Soll ich ihm ein Heilmittel geben, Mylady, oder Sie?»
Sie hielt die Flasche in der Hand. Mit zwei Schritten konnte sie diesem Mann das Leben schenken.
Sie betrachtete den Gebrochenen und dachte an ihr Gesicht, das verunstaltet werden sollte, an den angeblichen Vergewaltiger, dessen Sabber auf ihre nackten Brüste getropft war. Sie dachte an Lucille, die hatte sterben müssen, an die Lügen, den Betrug, die Ehre, die der Mann von Rang mit Füßen getreten hatte, und an den Tod, den die Gefallenen Engel für sie geplant hatten. Sie dachte an das Vertrauen ihres Vaters, das betrogen worden war, und an das langsame, sorgfältige, lange Komplott, das seine Ranken um Lazen geschlungen hatte. Während sie sich den Kopf darüber zermartert hatte, ob sie wirklich heiraten sollte, hatten sie monatelang heimlich geplant, sie umzubringen und das kleine Königreich zu übernehmen. Wieder hörte sie sein spöttisches Lachen, als er im Wald versucht hatte, ihr die Röcke vom Leib zu reißen.
«Bitte, ich flehe dich an, bitte.»
Sie dachte an ihren Vater.
Sie schraubte den Deckel der Flasche ab.
«Bitte!» Cullodens Gesicht zitterte.
Sie starrte ihn an. Dies war der Mann, der Lazen hätte retten sollen. Dieser elende, zitternde Feigling hätte ihr Schild und ihr starker rechter Arm sein sollen. Sie sah Skavadale an und nickte. «Sie.»
Er schoss Culloden in den Nacken.
Der Kopf fuhr, Augen und Mund weit aufgerissen, ruckartig hoch, und Campion sah das Entsetzen in den Augen, als ihm das Blut in hohem Bogen aus dem Mund schoss. Dann fiel er nach vorne, immer noch auf den Knien, die Hände auf dem Kopfsteinpflaster vor sich.
Der Rauch trieb durch den Stallhof. Ein Pferd wieherte.
Sie starrte Skavadale an. Sie hatte jemanden zum Tod verurteilt.
Lächelnd reinigte er die Pfanne der Waffe von den Resten des verbrannten Zündkrauts. «Es gibt meines Wissens keine Flüssigkeit, Mylady, die Schwamm auflöst.»
Mit einem seltsam blubbernden Laut kippte der Tote zur Seite. Das frühmorgendliche Sonnenlicht schimmerte auf den silbernen Epauletten der prächtigen Uniform.
«Was?»
«Es gibt keine Flüssigkeit, die Schwamm auflöst.» Er lachte. «Das ist nur Wasser. Er war ein toter Mann, Mylady, von dem Augenblick an, da ich ihm die Bällchen in den Hals gezwängt habe.» Grimmig blickte er auf den Toten. «Ich wünschte nur, der Scheißkerl hätte uns mehr erzählen können.»
«Mehr? War das nicht genug?»
«Nein.» Er schob die Pistole in seinen Gürtel. «Wer ist Luzifer? Ich habe den Namen noch nie gehört. Larke kennen
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