Die dunklen Engel (German Edition)
nahm die Papiere und wandte sich mit einem Lächeln der Galerie zu. «Sie sind unterzeichnet, Mr. Larke.»
«Ich bin Ihnen zu höchstem Dank verpflichtet, d’Arblay.»
«Der Dank ist ganz meinerseits, Sir.»
Culloden wusste, was Sir Julius unterzeichnet hatte. Genau wie die meisten Opfer von Larke hatte er ihm sein zukünftiges Erbe überschrieben. Sir Julius war verführt worden, Schulden zu machen, und dann war die Falle zugeschnappt. Jetzt würde Larke die Ernte einfahren.
Larke lächelte. «Mr. Girdlestone?»
Der große Preisboxer wandte sein Gesicht der Galerie zu. «Sir?»
«Sir Julius steht jetzt unter Ihrer Obhut. Behandeln Sie ihn freundlich! Er kann Schnaps haben, Trost und eine Hure! Vergessen Sie nicht, er ist der künftige Earl of Lazen, also behandeln Sie ihn mit Respekt!»
«Sir!» Abel Girdlestone nahm Haltung an.
«Und richten Sie sich darauf ein, ihn auf meinen Befehl hin nach Lazen zu bringen, Mr. Girdlestone.»
«Sir!»
«Mr. Tipp?»
Der Neger schaute wortlos auf.
Larke lächelte. «Ich brauche acht oder neun Männer. Können Sie die zur Verfügung stellen?»
«Selbstverständlich.»
«Und Sie selbst?»
Harry Tipp runzelte die Stirn. «Nein, Mr. Larke, das wissen Sie, Mr. Larke. Meine Betty!»
«Natürlich.» Larke lachte. Er richtete sich auf und wandte sich Culloden zu. «Siehst du die Fallstricke der Ehe, mein lieber Lewis? Schau ihn dir an! Selbst der Prinz von Wales fürchtet sich vor ihm, doch die zierliche junge Frau hat ihn unter ihrem winzigen Daumen. Er darf London nicht verlassen, weil sie Angst vor Wegelagerern hat!» Larke lachte erneut, dann schlug er Lord Culloden auf die Schulter. «Sei mir dankbar, Lewis, dass du nicht lange mit einer Frau belastet sein wirst.»
Culloden lächelte. Er wusste, dass Larkes herzlose Lustigkeit der Gewissheit entsprang, dass sie siegen würden. Die Ereignisse dieser Nacht, die Dokumente, die unterzeichnet worden waren, hatten die Gefallenen Engel ihrem Triumph ein gutes Stück nähergebracht. Der Graf lag im Sterben, Lord Werlatton saß in der Falle, Sir Julius hatten die Anwälte in der Zange, und Lady Campion würde Chemosch heiraten. Lazen war verdammt. Luzifers Tag war nah.
11
«Wie grässlich!» Lady Campion schnitt dem Porträt eine Grimasse.
«Das ist Mutter!», protestierte Onkel Achilles. «Sie behauptet, sie hat herausgefunden, dass getrocknete Pflaumen ihrem Verdauungsapparat auf die Sprünge helfen. Schließlich will sie hundertzehn Jahre alt werden.»
Campion lachte. Der Gelbe Salon in Lazen füllte sich allmählich mit Hochzeitsgeschenken. Die Duchesse d’Auxigny war gerade eingetroffen, in Form eines Porträts. Affektiert lächelte sie von dem Gemälde herunter, auf dem der Künstler sämtliche Falten entfernt und ihr Haar mit zahllosen Steinen, Federn und Perlenschnüren unmöglich aufgetürmt hatte. Campion schüttelte den Kopf. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lewis das will.»
«Lewis ist Engländer. Er wird es wahrscheinlich für ein wunderbares Kunstwerk halten.» Ihr Onkel schnippte ein Staubkorn von seinem Samtärmel. «Mutter würde mit ihren Pflaumen gerne zu deiner Hochzeit kommen. Glaubst du, du kannst es ertragen?»
«Ich kann es ertragen.»
«Arme Mutter», sagte Achilles leichthin. «Sie tut, als trauerte sie um Philippe. Du wirst die Schluchzer und das Seufzen ertragen müssen. Sie spielt die hinterbliebene Mutter ungefähr so, wie ich mir ein trauerndes Nilpferd vorstelle. Gibt es Nilpferde? Ich kann es mir nicht vorstellen, sie kommen mir vor wie eine unwahrscheinliche Anomalie des Allmächtigen, aber ich nehme an, das könnte man auch von Mutter sagen.»
Achilles d’Auxigny, einst Bischof von Bellechasse, war jetzt der Duc d’Auxigny, besaß als Marquis zwanzig entlegene Dörfer und als Comte vierzig weitere. Er fand es lächerlich. Sein älterer Bruder, der dabei geblieben war, dass die Revolution sich austoben würde wie ein launisches Gewitter, hatte sich in Paris auf einem Karren wiedergefunden, der ihn zu Dr. Guillotins Maschine brachte. Achilles hielt seinen Bruder für einen Dummkopf, dass er in Paris geblieben war, und jetzt, da der Berg von Adelstiteln sich auf seine eleganten Schultern herabgesenkt hatte, warf er sie achselzuckend ab. «Wenn die Leute denken, ich wäre ein Duc, liebe Nichte, dann wollen sie nur Geld borgen. Ich bin arm wie eine Kirchenmaus.»
«Dann hättest du das nicht kaufen sollen. Es ist sehr schön.» Ihr Onkel hatte sein Geschenk
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