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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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abschätzenden Blick beobachtete Gabriel, wie sie mit ihrem Ehering spielte. «Ich bin beeindruckt», sagte er offen. «Eine Frau wie du, die an Tricks und Schwindeleien so gewöhnt ist, traut sich nicht, mir etwas zu erzählen. Was ist es?»
    Lucy holte tief Luft. «Nun», begann sie und faltete die Hände vor der Brust, «meine Kusine wird in Kürze heiraten und …»
    «Und sie muss jungfräulich vor den Altar treten?», unterbrach er sie. «Darin sehe ich überhaupt kein Problem, insbesondere, wo ich mich doch nur auf ein Abendessen eingelassen habe. Wer ist denn der glückliche Bräutigam? Jemand, den wir kennen?»
    Lucy räusperte sich und lächelte matt. «Lord Marldon», sagte sie.
    Ungläubig starrte Gabriel sie an. Aber bevor er noch etwas sagen konnte, brachte Lucy ihn mit einem verzweifelten Versuch, ihn zu überzeugen, zum Schweigen. «Aber das muss überhaupt kein Problem darstellen. Marldon ist gar nicht hier. Er wird noch für mehrere Wochen fern von London sein. Niemand wird davon erfahren. Ich gebe dir mein Wort. Du könntest …»
    «Du erwartest von mir», sagte er frostig, «dass ich an deinem Abendessen teilnehme? Mit der Absicht, mich an Lord Marldons zukünftige Braut heranzumachen? Du musst denken, dass ich verrückt bin, Lucy.» Er entfernte sich und zog an der Klingelschnur. «Möchtest du einen Tee? Der könnte vielleicht helfen, dich wieder zu Verstand zu bringen.»
    «Bitte hör mir zu, Gabriel», protestierte sie.
    «Ganz bestimmt nicht», beschied er sie kurz. «Kein Abendessen, nicht Domino spielen. Gar nichts werde ich tun.»
    «Aber du hast mir dein Versprechen gegeben», jammerte sie und rang anklagend ihre Hände.
    «Und soeben habe ich es gebrochen», antwortete er. «Aber lieber breche ich das als meinen Hals.»

    Lucys Salon war mit unzähligen kleinen Tischchen, fransenbehangenen Fußbänkchen und ausladenden Farnen vollgestellt. Jeder freie Fleck wurde von üppigen, leuchtenden Stoffen bedeckt, und an den Wänden, die mit kostbaren, blumengeschmückten Tapeten dekoriert waren, hingen zahlreiche Bilder und Fotografien. Es waren zu viele, um sie zählen zu können. Clarissa wusste das, denn sie hatte es bereits versucht.
    Sie saß auf einem weich gepolsterten Sofa und hatte ihre Hände züchtig auf ihrem Schoß gefaltet. Mrs. Singleton würde nicht lange fort sein, hatte das Dienstmädchen gesagt. Denn sie hatte die ausdrückliche Anweisung bekommen, dass, wenn jemals eine Miss Longleigh käme, um ihre Aufwartung zu machen, diese unbedingt bis zu ihrer Rückkehr mit Erfrischungen versorgt werden sollte. Es sei denn, Miss Longleigh habe etwas Wichtiges zu tun.
    Aber Clarissa hatte nichts vor. Oh, natürlich hatte Lady Soundso zum Kaffeekränzchen eingeladen, und Mrs. Barrister empfing zwischen zwei und vier Gäste, aber keine dieser beiden Möglichkeiten hatte ihr besonders behagt. Da zog Clarissa es sogar vor, hier allein zu sitzen und auf Lucy zu warten.
    Sie war ein bisschen beunruhigt bei dem Gedanken, ihre Kusine zu treffen. Es war mehr als drei Jahre her, seit sie sich zum letzten Mal gesehen hatten, und das war anlässlich von Mr. Singletons Beerdigung gewesen. Seitdem, so hieß es, sei Lucy mit einer Vielzahl von Männern ausgegangen, hatte aber keinen von ihnen geheiratet. Ihr Mann hatte sie gut versorgt zurückgelassen, und wie Tante Gwendoline berichtet hatte, soll sie einmal geäußert haben, dass sie keinen Bedarf mehr an Männern hätte, außer in ihrem Schlafzimmer. Das hatte das Fass bei Charles Longleigh zum Überlaufen gebracht, und er hatte verkündet, dass er Clarissa unter keinen Umständen den Umgang mit einer Person gestatten würde, die eine ebenso lose Zunge wie eine offenbar lockere Moral hatte.
    Aber Clarissa hatte die Hoffnung, dass es ein wunderbares Gefühl sein musste, mit jemandem zu reden, der nur wenig älter war als sie selbst. Sie fragte sich, ob ihre Kusine Lucy wohl Lord Alec kennen würde. Sie wusste so wenig über den Mann, den man für sie ausgesucht hatte. Sie war geduldig gewesen, weil sie erwartet hatte, ihn bald zu treffen. Aber das war nun nicht der Fall, und ihre Neugier war angestachelt worden. Sie konnte doch nicht die nächsten Wochen auch noch damit verbringen, nur zu wissen, dass der Earl of Marldon dunkle Haare hatte, gut aussah und irgendwie anspruchsvoll zu sein schien.
    Aus der Eingangshalle drangen Geplapper und Lärm herein. Clarissas Magen zog sich zusammen und hüpfte vor Aufregung. Würde sich ihre Kusine sehr

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