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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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glänzte schwarz wie das Gefieder eines Raben. Und ihr Gesicht war einfach perfekt.
    Das musste er einfangen. «Halt das, Algie», sagte er, indem er Farrington sein Getränk in die Hand drückte. Er klopfte seine Jacke ab und durchwühlte seine Taschen, aus denen er einen Beistift und eine weiße, goldgeränderte Karte zog. Seine Einladung – das sollte genügen. Gabriel drehte die unbeschriebene Seite nach oben und legte sie seinem Bekannten auf den Rücken.
    «Halt still», zischte er. «Und beug dich herunter.»
    Lord Farrington gehorchte murrend und gestattete Gabriel, auf seinem Rücken in fließenden, weichen Linien eine Skizze auf die Karte zu zeichnen. Von Zeit zu Zeit sah er auf zu seinem nichtsahnenden Modell und schaute böse, wenn irgendjemand ihm den Blick zu versperren drohte. Augenblicke später war seine Zeichnung fertig oder zumindest so fertig, wie seine Ungeduld es erlaubte.

    Clarissa war überwältigt. Lucys London war beeindruckend und atemberaubend, so ganz anders als Tante Hesters London. Sie hatte sich zahlreicher bewundernder Kommentare erwehren müssen, sowohl gemurmelter als auch laut geäußerter, und sie hatte weitaus mehr Tänze abzulehnen gehabt als die, die sie annahm. Doch bereits jetzt schmerzten ihre Füße in den neuen Brokatschuhen. In ihrem Kopf wirbelten all die Namen und Gesichter durcheinander, die sie ohnehin nicht mehr alle zusammenbekam, aber sie war sich trotzdem ziemlich sicher, dass sie diesem Mann noch nicht vorgestellt worden war.
    An einen, der so extravagant aussah und eine so auffällige Gardenie im Knopfloch hatte, würde sie sich bestimmt erinnern. Wie also kam er dazu, sie um einen Walzer zu bitten? Das war ein Schlag ins Gesicht jeglichen Protokolls.
    «Benehmen, Gabriel», kommentierte Lucy vorwurfsvoll und eilte ihr zu Hilfe. «Erlaubt, dass ich euch vorstelle: Gabriel – Clarissa. Jetzt könnt ihr tanzen.»
    Clarissa, die zögernd ihre Fingerspitzen auf Gabriels ausgestreckten Arm legte, ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Dass sie einander nicht vorgestellt worden waren, beunruhigte sie ein bisschen. Auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass dieser Mann kein gewöhnlicher war. Er war glatt rasiert und trug sein dunkles, langes welliges Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Einige widerspenstige Strähnen fielen über seine Wangenknochen, und seine feinen Gesichtszüge waren von engelsgleicher Klarheit. Sie fand seine verwegene Art, das Haar zu tragen, seltsam anziehend, beinahe aufregend, und darüber hinaus bewegte sie etwas Tiefergehendes, was ihr Herz in Aufruhr versetzte und dafür sorgte, dass es in ihrem Innern glühte.
    Die Geigen spielten Strauß, und Gabriel führte sie mit kraftvoller, selbstverständlicher Grazie. Seine Hand, die sich in Clarissas Kreuz drückte, war fest, und beinahe zog er ihren Körper damit näher zu sich. Obwohl er in leichtem Plauderton mit ihr sprach, lag sein Blick aus brandyfarbenen Augen mit hypnotischer Intensität auf ihr.
    «Ihr seid von seltener Schönheit», sagte er ruhig und führte sie in eine Drehung. Derlei Schmeicheleien hatte Clarissa schon zuvor gehört, aber trotzdem kam sie aus dem Takt, und sie drohte zu stolpern. Gabriel schwankte mit ihr und lachte. «Ihr solltet tanzen lernen», neckte er sie. «Dann wärt Ihr wahrhaft perfekt.»
    Seine Aufmerksamkeiten verschlugen Clarissa die Sprache, und die Tiefgründigkeit seiner Blicke entzündeten in ihr die Flamme einer verwirrenden, unerlaubten Begierde. Schuldbewusst musste sie sich eingestehen, dass sie sich wünschte, ihr Ehemann wäre ebenso wie dieser hier. Er war gescheit und charmant, und sie mochte seine Augen, in denen eine ruhelose, hungrige Leidenschaft verborgen zu sein schien. Sie überlegte, ob es vielleicht klug wäre, ihm zu eröffnen, dass ihre Hand einem Grafen versprochen war. Aber irgendetwas hielt sie davon ab. So schnell wollte sie ihn nicht an eine andere Tanzpartnerin verlieren.
    Und darüber hinaus, sagte sie sich, waren seine Worte doch ohnehin lockeres, harmloses Gesellschaftsgeplänkel. Wie unbedarft müsste sie erscheinen, so etwas überhaupt ernst zu nehmen.
    Sie fragte sich, ob sie Lord Marldon bereits untreu würde, wenn sie auf diese Art über den Mann nachdachte. Aber schließlich war sie überzeugt, dass dies bestimmt nicht der Fall sein konnte, insbesondere, da Lord Marldon ihr bislang persönlich vollkommen unbekannt war. Und Gedanken allein konnten ja ohnehin noch kein Akt der Untreue

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