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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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Aufwallung mutiger Entschlossenheit begann sie zu sprechen, und ihre Worte sprudelten hastig hervor in dem Bemühen, das Thema so schnell wie möglich zu beenden: «Ich weiß Bescheid. Ich meine, über Männer und Frauen. Ich weiß – im Bett. Also, darüber weiß ich Bescheid.» Sie fühlte die beiden heißen Flecken, die ihre Wangen erröten ließen, nahm aber dankbar wahr, dass Lucy ihr aufmunternd zulächelte.
    «Nun, du überraschst mich wirklich, Clarry», antwortete sie. «Und gefällt dir das, was du darüber weißt? Würdest du so etwas gern selbst erleben?»
    Noch immer brannte die Hitze auf Clarissas Gesicht, aber sie wirkte entschieden. «Ja», sagte sie, während sie Lucy ansah und ein unternehmungslustiges Lächeln um ihre Lippen spielte. «Ja, das würde ich.»
    Entzückt schlug Lucy ihre Hände zusammen. «Ha!», rief sie. «Wie absolut wundervoll. Liebe Kusine, ich denke, du bist so weit, vielleicht ein paar meiner Freunde kennenzulernen. Hast du für den übermorgigen Abend schon etwas vor?»
    Das hatte Clarissa nicht.
    «Dann sollten wir auf einen Ball gehen», kündigte Lucy an. «Auf Olivia Hamiltons Ball. Das wird eine wirklich tolle Angelegenheit werden, das kann ich dir versprechen.»
    «Und wer», erkundigte sich Clarissa, «ist Olivia Hamilton?»
    «Sie ist Schauspielerin», antwortete Lucy mit einem hintersinnigen Grinsen.
    Clarissa merkte, wie ihr Lucys Respektlosigkeit und ihre Missachtung von Anstand und Sitte zunehmend zu gefallen begannen. Ein Mitglied der Gesellschaft als Schauspielerin zu bezeichnen bedeutete nichts anderes, als dass sie eine Hure war.
    «Eine Schauspielerin!», rief sie mit übertriebenem Erstaunen aus. «Herrje, mein Vater wäre entsetzt.»
    Ein türkisgrünes Schillern lag in Lucys Augen. «Aber dein Vater», sagte sie, «ist mittlerweile sicherlich fast in Biarritz. Und außerdem ist Olivia eine sehr gute Freundin von Alicia. Wusstest du das nicht? Die beiden haben mal zusammen auf derselben Bühne gespielt.»

    Olivia Hamilton lebte am Berkeley Square, in einem Haus, das wirklich seinesgleichen suchte. Der Festsaal sah aus wie eine Hochzeitstorte mit seinen anmutigen Säulen, den geschwungenen goldenen Stuckverzierungen und den Blumengirlanden an den Wänden. Auf einer niedrigen Bühne, die von Palmen dekoriert war, spielten Musiker in Husarenuniformen Galopps, Polkas und Walzer. Auf dem Tanzparkett glitzerten im hellen Schein der Kristalllüster wirbelnde Preziosen und golddekorierte Hemdbrüste.
    Gabriel lehnte, im Frack mit weißer Fliege lässige Selbstsicherheit ausstrahlend, an einer der hohen dorischen Säulen. Gesellschaftliche Ereignisse langweilten ihn gewöhnlich, und Einladungen, die an ihn ergingen, wurden in den meisten Fällen mit Bedauern ausgeschlagen. Lieber verbrachte er einen Abend im Solferio’s oder in den Sechs Glocken. Da konnte man wenigstens eine gute Unterhaltung pflegen. Eine Einladung von Olivia allerdings, die als verschwenderisch und skandalumwoben einflussreich galt, war dann doch verlockender gewesen als die meisten.
    Wie er es sich erhofft hatte, war eine Menge los, und es gab jede Menge zu trinken. Lakaien mit gepuderten Perücken und geschwellten Waden unter blütenweißen Strümpfen machten mit geschickt balancierten Gläsertabletts ihre Runden. Einen davon rief Gabriel zu sich und nahm eine Champagnerflöte.
    «Wer ist das?», zischte Lord Farrington, während er ebenfalls nach einem Glas griff.
    Gabriel folgte seiner Kopfbewegung und blickte über die Tanzfläche hinweg. «So, so», meinte er, als er die üppigen blonden Löckchen erkannte. «Wenn das mal nicht Mrs. Singleton ist. Was für eine Überraschung, sie hier in so liederlicher …»
    «Nein, du Idiot», unterbrach Farrington ihn. «Neben ihr.»
    «Einer ihrer Beaus, würde ich vermuten», meinte Gabriel und blickte ohne große Neugier über die wirbelnden Tänzer hinweg.
    Ungeduldig nahm Lord Farrington ihn beim Arm, verschüttete dabei fast seinen Champagner und begann, einen Weg durch die plaudernden Grüppchen zu bahnen. «Ist das nicht ein Anblick?», drängte er.
    Dann sah Gabriel sie. Es war das Mädchen von der Mole, mit Diamanten behängt und in maulbeerfarbener Seide, und, o ja, sie sah bezaubernd aus. Ihr Kleid war tief ausgeschnitten, die Ärmel bestanden aus kaum mehr als zarten Bändern und Rosenblüten. Über den Spitzenrand des Dekolletés lugte sanft geschwungen ihr cremeweißer Busen. Ihr Haar, aufgesteckt zu einem Turm aus rieselnden Locken,

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