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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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hatte, ließ sie jetzt kurz entschlossen ihren Ausdruck wieder freundlicher werden. Sie lächelte undurchdringlich und warf herausfordernd ihre Locken zurück.
    «Nun gut», sagte sie mit einem Nicken in Richtung von Julians Gewinn, «ich sehe nicht, dass der Mann in Gefahr wäre zu verlieren.»

    Clarissa stand auf der Terrasse und hörte sich das Geplapper einer stark gepuderten Frau an, die sich über die jüngste Schönheit ausließ, die sich im Bett des Prinzen von Wales wiedergefunden hatte.
    Klatsch und Flirt waren die einzigen Formen der Kommunikation, die in den angesagten Londoner Gesellschaftskreisen gepflegt wurden. Aber im Moment war Clarissa weder nach dem einen noch nach dem anderen zumute.
    Närrischerweise hatte sie angenommen, dass Gabriel anders sei. Aber kurz nachdem sie sich geküsst hatten, in einer Art und Weise, die ihr noch immer auf den Lippen prickelte und ihren Schoß glühen ließ, hatte er sich entschuldigt und war gegangen. Er werde, hatte er gesagt, ihr «irgendwann» seine Karte dalassen und dann könnten sie, wenn sie denn Lust hätte, für ihn Modell zu sitzen, «irgendwann» über ein Honorar dafür sprechen.
    Clarissa versuchte, eine Erklärung für sein Benehmen zu finden. Er hatte so offen und ehrlich, so ernsthaft interessiert an ihr gewirkt und ebenso verlangend wie sie. Konnte das bedeuten, dass manche Leute nichts mit ihr zu tun haben wollten, weil sie Lucys Kusine war? Es schien doch sonst niemanden zu stören – warum gerade ihn? Vielleicht konnte sie nicht richtig küssen. Aber nein, sowohl ihr Körper als auch seine Reaktionen hatten ihr gezeigt, dass dies eigentlich nicht der Fall gewesen sein konnte. Also war daraus doch eigentlich nur zu schließen, dass er genauso war wie alle anderen Männer, die sie dazu gedrängt hatten, ein bisschen draußen auf den Stufen zu sitzen, die Sterne anzusehen und noch einmal zu tanzen. Er war nichts als ein Schurke, ein Tunichtgut, der auf ein schnelles Abenteuer aus war, sonst nichts.
    Clarissa wollte nach Hause gehen, aber es war ihr unmöglich gewesen, Lucy zu finden.
    Sie bat die gepuderte Frau, sie zu entschuldigen – obgleich das nicht wirklich nötig zu sein schien –, und ließ sich von der ausgelassenen Menge wegtreiben, auf der Suche nach einem etwas ruhigeren, dunkleren Ort. Sie wollte allein sein. Sie wollte warten, bis ihre Kutsche käme, und sie würde dabei nicht an Gabriel denken. Sie schlenderte ganz zum anderen Ende des Hauses hinüber, und jedes weitere zugezogene Fenster brachte sie weiter fort von dem Fest. Nur vereinzelte Nachzügler gingen noch über den Rasen, Pärchen, die sich im Schutze der Nacht den Verlockungen hingaben.
    Zwei oder drei Schritte um die hintere Hausecke befand sich ein schmiedeeisernes Tor und dahinter das Dunkel eines Durchgangs. Clarissa öffnete es scheppernd. Nichts bewegte sich. Sie hob ihre weiten Röcke, bewegte sich vorsichtig zwischen einem Handkarren und einer Pyramide von Fässern hindurch und traf auf dunkle Fenster. Die Musik und der Lärm des Festes schienen weit entfernt, wundervoll weit entfernt.
    Sie überlegte, was Gabriel wohl gerade tun würde. War er dort drüben und wirbelte über die glatte Tanzfläche? Oder hatte er inzwischen eine andere, eine Frau, die bereit war, mehr zu geben, in die Abgeschiedenheit der kleinen Laube gelockt? Vielleicht, so überlegte sie, war es gut gewesen, dass er sich zu dem Zeitpunkt von ihr verabschiedet hatte. Es hätte ja doch nichts Gutes dabei herauskommen können, und in Zukunft müsste sie eben besser darauf achten, sich nicht in solche Angelegenheiten hineinzusteigern.
    Vor ihr fiel vom Haus aus ein gelber Lichtkegel in die Dunkelheit. Dort würde sie sich ausruhen und ein wenig die Stille genießen, bevor sie zurückginge, um Lucy zu suchen. Niemand würde sie hier stören, und sie würde sich einreden, es ginge ihr wundervoll.
    An dem hohen Fenster warf Clarissa einen beiläufigen Blick durch die leicht geöffneten Vorhänge. Sie erstarrte. Der Gardinenspalt ließ den Ausschnitt eines dicht an dicht mit Büchern gefüllten Bibliotheksregals erkennen, und davor saß, auf einem Stuhl mit einer steifen, hohen Lehne, Lucy, deren nackte Brüste aus dem Ausschnitt ihres türkisfarbenen Kleides ragten. Die Hände hatte sie hinter dem Kopf verschränkt, was ihren Busen noch weiter hervorstehen ließ, und sie sah wütend aus. Ihre Augen allerdings blickten unsicher und ängstlich. Sie sagte etwas, das Clarissa durch das Glas hindurch

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