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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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als wäre ich nicht nur ein Idiot, sondern auch noch irgendwie selbst dran schuld, aber darunter war noch etwas anderes, eine siedende Wut, die ich noch nie gesehen hatte. »Sie sind noch nicht drauf gekommen? Ein feiner Schnüffler sind Sie, Dollar.«
    »Ich bin kein Schnüffler. Das bilden Sie sich ein. Ich bin nur jemand, der versucht, seinen Job zu machen und zu überleben – und im Moment ist Überleben mein Job. Ja, ich glaube, ich weiß, was passiert ist. Weil Erpressung nicht das Einzige ist, womit man sich Freiheit erkaufen kann, stimmt’s? Man kann es auch, indem man den richtigen Leuten zu Gefallen ist, auf welche Art auch immer. Wichtigen Leuten. Leuten wie Kenneth Vald, alias Großfürst Eligor. Ihr Sugar-Daddy.«
    Sie schüttelte ihr weißblondes Haar, das sich auffächerte und dann wieder glatt herabfiel. »Sie können es ruhig so nennen, wenn es Sie befriedigt. Sie würden mir vermutlich sowieso nicht glauben, dass ich wirklich verliebt in ihn war.«
    »Da haben Sie recht, das würde ich nicht glauben. Aber ich bin ein großer Junge, also kann ich diesen Teil verstehen. Er ist sehr mächtig. So reich wie Bill Gates, aber wahrscheinlich wesentlich interessanter, von wegen der ewigen Verdammnis und den sechzig Legionen der Hölle und allem. Ja, ich kann ohne weiteres verstehen, dass ein taffes, intelligentes Ding wie Sie sich so jemanden ausguckt. Was ich nicht verstehe, ist, warum Sie beschlossen haben, ihn zu bestehlen – da ist der Ärger doch vorprogrammiert. Und warum eine goldene Feder?«
    Jetzt blieb sie abrupt stehen und starrte mich an, in den Augen eine so kalte Wut, dass ich fühlte, wie ich von der zellulären Ebene aus gefror. »Ihn zu bestehlen. Oh, klar, anstatt mich damit zufriedenzugeben, die Geliebte eines der mächtigsten Macherauf dieser Erde zu sein, habe ich beschlossen, ihn auch noch zu beklauen. Das ist doch genau das, was Sie von einem miesen kleinen Ding wie mir erwarten, stimmt’s?«
    »Was ich denke, spielt keine Rolle«, sagte ich. »Aber ich will Antworten.«
    Sie wandte sich ab, ging zu dem antiken Schreibtisch, zog die Schublade auf und kramte darin herum. »Ich hätte es wissen müssen«, sagte sie, und ihre leise Stimme klang erstickt und seltsam. »Ich. Hätte. Es. Wissen. Müssen.«
    »Hören Sie, ersparen Sie mir diese Lady-Macbeth-Nummer oder was das sein soll«, sagte ich, während ich mich ihr von hinten näherte. »Es interessiert mich nicht, warum das alles so war, wie es war, und ich verurteile Sie ganz bestimmt nicht – wenn ich zur Hölle verdammt worden wäre, wäre ich sicher auch nicht pingelig in meinen weiteren Aktivitäten. Aber ich will trotzdem wissen, was Sie getan haben und warum, da Ihr Freund mich nun mal offensichtlich dafür drankriegen will …« Ich legte ihr die Hand auf die Schulter, doch selbst durch den Morgenrock war ihre Haut so eisig, dass ich sofort zurückzuckte, und das war meine Rettung. Sie wirbelte herum. Das große Krummmesser in ihrer Hand verfehlte meine Halsvene knapp, ritzte mich aber trotz meiner reflexhaften Ausweichbewegung. Es war eins jener langen Gurkha-Messer namens Kukri , und die kleine Casimira wusste offensichtlich damit umzugehen.
    Ich fasste mir an den Hals, für den Fall, dass ich die Verletzung doch unterschätzt hatte und bereits verblutete; als ich die Hand wegnahm, war aber nur ein bisschen Blut daran. »Was zum Teufel …?«
    »Du Schwein«, sagte sie mit gepresster Stimme, als führte sie ein Selbstgespräch. »Nein, du verurteilst mich ganz bestimmt nicht!« Sie führte einen weiteren Rückhandstreich, diesmal nach meinem Bauch, und ich konnte gerade noch wegspringen, aber sie ging schon wieder auf mich los. Ich versuchte, ihren Armzu packen, doch sie tauchte unter meinen Händen durch und erreichte tatsächlich mit der Dolchspitze meinen Bauch, aber ein Kukri eignet sich besser zum Schlitzen als zum Stechen, und ich konnte mich wegdrehen, sodass ich nur einen weiteren flachen Schnitt davontrug. Ich war nach meinen diversen Auseinandersetzungen mit dem Ghallu nicht gerade in Bestform, und mir war klar, dass das hier nicht irgendein Streit mit einem frustrierten weiblichen Wesen war – die Gräfin war genauso stark wie ich und weitaus wütender, und sie war die mit dem scharfen Gegenstand in der Hand.
    »Schluss jetzt!«, sagte ich. »Ich meine es ernst.« Ich sah mich nach irgendetwas um, womit ich mich verteidigen könnte, aber in diesem türkischen Boudoir von einer Wohnung gab es nichts

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