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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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eine Vasallin der Hölle. Was konnte ihr denn Liebe oder irgendetwas von alldem wirklich bedeuten?
    Aber das machte es nicht weniger schmerzlich zu gehen. Half kein bisschen.
    Als ich ein Taxi gefunden hatte, fuhr ich zu Orban, nicht nur, weil ich Ersatz für meinen Revolver brauchte, der jetzt auf dem Grund des Redwood River lag, sondern auch, weil der Anstand gebot, ihm persönlich zu sagen, was mit seinem Bonneville passiert war. Außerdem lenkte es mich von dem ab, wovon ichmich gerade losgerissen hatte. Natürlich war Orban nicht erbaut. Wenn er sich aufregte, wurde sein Akzent noch stärker: Noch nie war ich in einer so kurzen Zeitspanne meines Engelslebens so oft als »Arrrscheloch« tituliert worden.
    »Wie konnten Sie! Das ist mein Lieblingswagen! Ahnen Sie überhaupt, wie schwer es war, Ersatzteile zu kriegen? 1971! Wie teuer es war! Fast zweihundert Dollar nur für eine Sonnenblendenhalterung! Wo sind meine Sonneblendenhalterungen? Wo ist überhaupt alles?!«
    Irgendwann beruhigte er sich, genauer gesagt, nach einer halben Stunde Schimpfen und Schäumen und zwei Gläsern Egri. Ich trank ein, zwei Gläser mit, schließlich war ja Mittagspause. Will sagen, warum verdammt noch mal nicht? Und ich versprach ihm, den Bonneville aus der polizeilichen Verwahrung zu holen und zurückzubringen und (irgendwie) für den Schaden aufzukommen. Also wechselten wir schließlich das Thema.
    Nachdem ich ihm das restliche Geld auf meinem Bankkonto übereignet und den Fahrzeugbrief meines geliebten Matadors ausgehändigt hatte, durfte ich Orban in einem neuen Leihfahrzeug verlassen, diesmal einem weit weniger glamourösen und nicht ganz so gut gepanzerten alten Mercedes-Diesel, er hatte in etwa die Farbe von Fugenzement. Und, wichtiger noch (jedenfalls unter den gegenwärtigen Umständen), mit einer FN Five-Seven, einer belgischen Selbstladepistole mit zwanzigschüssigem Magazin. (Ja, ich weiß, eigentlich schreibt sich das »Five-seveN«, mit großem »N« am Ende, aber für solch manierierten Schnickschnack habe ich keinen Nerv.) Ich hatte mich auch noch in die Unkosten für weitere hundert Schuss Silbermunition gestürzt, die für den ursprünglichen Besteller der Five-Seven angefertigt worden war.
    »Der Typ war zu tot, um sie abzuholen, als sie fertig war, also gebe ich sie Ihnen billiger«, sagte Orban. »Man kann die Five-Seven so aufrüsten, dass sie dreißig Schuss hat, aber dem trauich nicht. Zu kompliziert. Lassen Sie’s bei zwanzig. Zwanzig Schuss und Schluss.« Er lächelte in seinen Bart. »Ha! Orban kann reimen.«
    Ich verließ den Poeten der Feuerkraft und fuhr in dem schnaufenden, klappernden Benz quer durch die Stadt, Richtung Page Mill Nr. Fünf.
    Seit ich von Caz weggegangen war, hatte ich die ganze Zeit über das nachgedacht, was sie mir erzählt hatte, und so sehr ich ihr vertrauen wollte – so existentiell es für mich war, ihr glauben zu können, da ich mit ihr gegen so viele Vorschriften verstoßen hatte –, nagten doch immer noch Zweifel an mir – und daher beschloss ich, ein paar Nachprüfungen anzustellen.
    Ich parkte ein paar Reihen vom Eingang des Hochhauses entfernt, setzte eine Sonnenbrille und eine alte Giants-Baseballkappe auf, die einer von Orbans Mechanikern auf dem Rücksitz des Benz hatte liegen lassen, und lehnte mich dann im Sitz zurück, um das Kommen und Gehen bei Vald Credit zu beobachten. Ein paarmal kam Howlingfell kurz heraus wie der Kuckuck aus einer Kuckucksuhr, immer an der Spitze von mindestens zwei weiteren Sicherheitsleuten, aber ich blieb im Wagen sitzen und spähte weiter. Das Letzte, was ich wollte, war eine weitere Schießerei am Page Mill Square. Am späteren Nachmittag verließ ich meinen Beobachtungsposten gerade lange genug, um zu einem nahegelegenen Deli zu fahren und mir ein Truthahnsandwich und einen Becher Kaffee zu holen. Dann stellte ich mich wieder auf den Parkplatz, jetzt für eine lange Observierung gerüstet.
    Kurz nach fünf strömten Beschäftigte aus dem Vald-Credit-Gebäude und den anderen Page-Mill-Hochhäusern in Richtung Straße und Bushaltestellen. Vald Credit hatte eine eigene Tiefgarage, die sich jetzt ebenfalls leerte, aber auf dem öffentlichen Parkplatz war dank der Läden im Erdgeschoss der meisten Gebäude noch reichlich Betrieb, sodass ich keine Notwendigkeit sah, mich zu entfernen.
    Endlich – es ging schon auf sieben Uhr zu – wurde mein Warten belohnt: Howlingfell kam allein aus dem Gebäude, blieb stehen und blickte erwartungsvoll

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