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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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erklären, was genau das Compasses zerspänt hatte.
    Der Mull blickte von seiner Arbeit auf, so es denn das war, was der Ball von kaltem Feuer vor ihm darstellte. Das Gesicht innerhalb des Engelsleuchtens nahm einen anderen Ausdruck an, aber was da was ablöste, war schwer zu sagen – Erzengel sind zwar längst nicht so anders als Menschen wie Fürstentümer, aber dennoch schwer zu deuten. »Engel Doloriel!« Sein Ton war verhalten freundlich. »Gott liebt Sie! So eine Überraschung. Geht es Ihnen gut?«
    Na ja, nicht direkt. Ich bin verliebt in eine Gehilfin des Teufels, und einer von dessen Pokerkumpels versucht mich zu töten – bestenfalls . Aber selbst im Himmel ist das eine der Fragen, die ich kaum je ehrlich beantworte. »Ja, danke, Erzengel Temuel.«
    »Das Untersuchungsministerium will Sie sprechen. Haben Sie sich schon bei denen gemeldet?«
    »Ich war gerade dort. Aber ich wollte Sie auch noch was fragen. Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Er zögerte – kaum merklich, aber ich hatte darauf geachtet.»Natürlich. Gehen wir ein wenig nach draußen. Mögen Sie den Park der Kontemplation?«
    »Hübsches Fleckchen.« Weiß er, wie verfahren meine Situation ist? Hat er die Sache mit Caz irgendwie erfahren? Warum sonst sollte er mit mir irgendwohin gehen wollen, wo niemand mithören konnte?
    Mein nächster Gedanke war noch unheimlicher. Gibt es im Himmel überhaupt einen solchen Ort?
    Wir vollzogen diesen seltsamen himmlischen Übergang zwischen Drinnen und Draußen, bei dem man irgendwie blitzschnell durch alles hindurchdiffundiert, und gingen dann auf konventionellere Art durch das Gedränge zum Park der Kontemplation. (Die Leute in der Stadt sind beschäftigter und fokussierter als die in den Gefilden. Auch sie sind irgendwo in ihrer eigenen Welt, aber ihre Welten scheinen Teil des Jetzt zu sein. Wenn man sie anspricht und etwas fragt, antworten sie einem sogar ganz direkt, jedenfalls wenn sie können. In vielem sind sie fast wie Leute in einer ganz normalen Großstadt, aber trotzdem ist da so etwas Vages, das für mich immer irgendwie undurchdringbar bleibt. Und dazu noch diese undifferenzierte Frohheit, die mich … na ja, nervös macht, ich kann’s nicht anders sagen.)
    Plötzlich kam mir ein Gedanke, dem ich ernsthaft würde nachgehen müssen, das fühlte ich. Wenn ich nun nicht der Einzige bin, dem es so geht? Es war irgendwie wichtig, sagten mir meine Instinkte, obwohl ich nicht wusste, warum. Ich betete, dass ich mich später daran erinnern können würde, da ja vieles, was im Himmel war, wie ein Traum verfliegt, sobald man wieder auf der Erde ist.
    »Ihre Situation ist also immer noch ein bisschen schwierig, wie ich höre?«, sagte der Mull, als wir den blumengesäumten Wegen folgten. Ich sah eine Gruppe Kinder auf einem der grasigen Hügel spielen, ein reizender Anblick, bis ich darüber nachzudenkenbegann, wie sie wohl gestorben sein mochten und warum so früh.
    Ich bin ein ganz schön verkorkster Engel, gar keine Frage.
    »Schwierig. Ja, so könnte man’s nennen. Haben Sie meine Nachricht bekommen, Erzengel, dass ich gern ein paar Tage frei hätte? Geht das?«
    Temuel tat, was Erzengel immer anstelle eines Nickens tun. Ich erkenne es, aber ich kann es nicht beschreiben. »Ja. Und obwohl niemand … glücklich darüber war, gewährt man Ihnen etwas Freiraum, zumindest für den Moment. Ich glaube, es ist wegen des Gipfeltreffens.«
    »Des was?«
    »Ah, Sie haben es also noch nicht gehört?« Der Gesang eines einsamen Vogels tönte seltsam intensiv durch den Park und machte mir erstmals bewusst, wie still es in diesem Teil des Himmels war. »Bei dem Gipfel geht es natürlich um die … verschollenen Seelen. Man hat uns zu verstehen gegeben, dass der Höchste beunruhigt ist. Die Gegenseite behauptet, nicht mehr darüber zu wissen als wir. Es besteht zwar nur eine verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit, dass das stimmt, aber trotzdem wurde ein Treffen vereinbart. Man wird Sie natürlich dazu einladen, Engel Doloriel.« Sein ruhiger Ton wurde für einen Moment schärfer. »Es wird sich dabei nicht um die Sorte Einladung handeln, die man ausschlagen kann.«
    »Warum ich?«
    »Weil Sie der erste Anwaltsengel waren, dem das passiert ist, auch wenn Sie mittlerweile reichlich Gesellschaft haben. Und weil Sie seit jenem unseligen Moment von einem bösartigen Geist verfolgt werden, was damit in Zusammenhang stehen mag … oder auch nicht.« Temuels Leuchten veränderte sich auf eine Art, die ich als

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