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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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uns in der Luft. Dass daraufhin nichts geschah, überraschte mich nicht, doch dass Habari die schiere Luft soeindringlich anstarrte, als wäre etwas geschehen, machte mich nervös. Dann zog er die andere Hand aus der Tasche.
    Zuerst dachte ich, seine Hand hielte irgendeine ultrahelle Lichtbogenlampe oder sogar eine Magnesiumfackel, aber das Licht funkte und sprühte nicht, es leuchtete einfach nur so gleißend hell, dass ich wegschauen musste. »Nein«, sagte er. »Seien Sie tapfer, Edward. Schauen Sie …«
    Ich fühlte seine Hand auf meiner Schulter. Das Licht, das er eben noch gehalten hatte, war plötzlich weg, aber ein anderes, nicht ganz so grelles hing vor uns in der Luft wie eine hellglühende Drahtschlinge. Er führte mich hindurch – ich muss gestehen, ich schrie leise auf, weil ich dachte, es würde mich verbrennen –, aber da war keine Hitze, und als wir hindurchgetreten waren, war alles wie vorher, außer vielleicht einer minimal veränderten Qualität des Lichts und einem ungewöhnlichen Hall der Geräusche, die wir machten. Habari bat mich, nichts zu sagen, mir meine Fragen für später aufzuheben. Dann führte er mich einen Flur entlang, in einen Teil des Krankenhauses, wo wir wieder andere Leute sahen – Pflegepersonal, Patienten, wartende Angehörige –, aber sie alle waren völlig bewegungslos, wie in Bernstein eingeschlossene prähistorische Insekten. Ich konnte sie nicht berühren – so etwas wie magnetische Abstoßung hinderte mich daran –, aber ich konnte ihnen nahe genug kommen, um zu erkennen, dass sienicht durch etwas festgehalten wurden, sondern dass die Zeit einfach stehengeblieben war. Für sie, sie alle, aber nicht für uns. Es machte mir große Angst.
    »O mein Gott«, sagte ich zu Habari. »Wer sind Sie?«
    Er lächelte. »Ihr Freund, Edward. Das verspreche ich Ihnen.«
    Er führte mich an den reglosen Pflegekräften vorbei zu den Krankenzimmern. Auch dort war alles stehengeblieben, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, Patienten und Besucher so starr wie Statuen. Als ich zwischen ihnen hindurchging, konnte ich kaum atmen. Direkt vor einem der Zimmer war ein kleiner Hispano-Junge den Flur entlanggerannt, aber jetzt schwebte er in der Luft, nur mit einer Fußspitze am Boden. Dann betraten wir ebenjenes Zimmer, und ich hatte plötzlich noch mehr Angst, weil sich hier Leute bewegten. Nicht alle – eine Schwester und mehrere Angehörige standen am Bett des Patienten, und sie waren so vollkommen bewegungslos wie all die Leute draußen auf dem Flur, aber andere im Zimmer gingen umher und redeten miteinander. Noch schockierender war, dass der Patient in dem Bett, ein Mann, nicht viel älter als ich, aber sehr dünn und mit vielen hässlichen, dunklen Flecken auf der Haut, gleichzeitig neben dem Bett stand und mit erstaunter Miene auf sich selbst hinabblickte.
    Ich gab einen Laut der Bestürzung und Verwirrung von mir. Es war einfach zu viel für mich. Da schaute eine der Gestalten, die sich bewegten,her. Nicht direkt auf uns, wie wenn wir ganz normal sichtbar wären, sondern nur in unsere Richtung, als ob derjenige etwas gehört oder vielleicht aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrgenommen hätte. Doch dieses Auge und sein Pendant waren grässlich, wie die Facettenaugen eines Insekts, und das Gesicht war zwar annähernd menschlich, aber mit Schuppen bedeckt wie das einer Eidechse, glimmend kupferroten und braunen Schuppen.
    Ich gebe zu, ich wollte weglaufen. Habari packte mich am Arm und ließ mich nicht los. »Keine Angst«, sagte er. »Er kann Sie nicht sehen, und wenn Sie sich still verhalten, wird er mit dem weitermachen, was er gerade getan hat.«
    Ich wollte mich nicht still verhalten. Ich wollte raus aus diesem Gebäude, aus diesem Albtraum, weg von alldem, was ich sah, aber Habaris Griff war verblüffend fest. »Was Sie da sehen, ist ein Seelenankläger«, erklärte er mir. »Viele würden sagen, ein Dämon. Die Frau am Fußende des Betts ist das, was man einen Engel nennen würde. Sie ist hier, um den Mann, der gerade gestorben ist, zu verteidigen. Das ist er, der, der da auf den Körper hinabblickt, den er verlassen hat. Der Verstorbene heißt Morton Kim, und er ist ein anständiger, gütiger Mensch. Ich glaube, sein Jenseitsleben wird ein glückliches sein.« Das Monster mit den Insektenaugen sah jetzt nicht mehr zu uns herüber, auch nicht, als Habari in einen ganz normalen Gesprächston verfiel.»Warum hören die Sie nicht?«, fragte ich. »Wer sind Sie?«
    Habari

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