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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ist? Haben Sie denn keine Angst?«
    »Ich habe diesbezüglich um Erkenntnis gebetet«, erklärte mir Habari. »Wir alle haben darum gebetet. Und eine Antwort kommt immer wieder, auch wenn ich den Verdacht habe, dass es nur die Antwort meines logischen Denkens ist. Wir haben unsere Absichten klar genug offengelegt, jedenfalls dem Höchsten, den wir alle aus der Tiefe unseres Herzens anbeten. Er hat nichts getan, um uns davon abzuhalten. Deutet das nicht darauf hin, dass es ihn nicht kümmert … oder er sogar billigt, was wir tun?
    Eine Weile starrte ich nur, ohne weiterzulesen, auf Walkers getippten Brief. Ich fühlte mich, wie sich Edward Lynes Walker gefühlt haben musste, wie jemand, der eben noch in Strandnähe geschwommen ist und plötzlich merkt, dass ihn die Strömung weit ins Meer hinausgezogen hat. Konnte das wahr sein? Gehörte Habari wirklich einer himmlischen Dissidentengruppe an, oder war er ein Agent Eligors? Oder vielleicht sogar Eligor selbst? Was er auch war, fest stand jedenfalls, dass das Wesen, das sich Moses Habari nannte, Fähigkeiten besaß, die mir schleierhaft waren. Wenn er Walker, einen lebenden Menschen, wirklichdurch einen Reißverschluss ins Außerhalb gebracht und ihm eine Seele in Erwartung ihrer Gerichtsverhandlung gezeigt hatte, ohne dass seine Anwesenheit vom Ankläger oder vom Verteidiger bemerkt worden war, dann tat Habari Dinge, die so weit jenseits aller mir bekannten Regeln waren, dass es wie Magie anmutete. Die höheren Engel und vermutlich auch die höheren Dämonen können zwar manches, was wir gemeines Fußvolk nicht können, aber auch sie sind, wenn sie sich auf der Erde manifestieren, durch die Abkommen stark eingeschränkt, selbst im Außerhalb. Ich konnte ja noch glauben, dass Habari und seine Leute (wenn er denn kein einsamer Wolf war) vor einem Bruch der Abkommen nicht zurückschreckten, aber wie kamen sie damit durch? Das ganze System war darauf angelegt, dass ein Fürstentum oder ein Höllenfürst nicht einfach in Sterblichenhausen herumspazieren und gegen die Regeln verstoßen konnte. Ich vermochte mir schlichtweg nicht vorzustellen, wie irgendjemand sich darüber hinwegsetzen und dann auch noch tun konnte, was Habari getan hatte.
    Ich fand keine Antwort. Ich kam mir vor wie Woodward und Bernstein, als sie in einer Washingtoner Garage mit Deep Throat sprachen und erfuhren, dass ihre Watergate-Story bis ins Weiße Haus reichte. Doch die beiden Reporter hatten damals vermutlich nicht befürchtet, dass das, was sie entdeckten, nicht nur eine Gefahr für ihre unsterblichen Seelen bedeutete, sondern auch noch an den Grundfesten des Universums selbst rüttelte.
    Ich wollte dringend einen Drink. Doch stattdessen wandte ich mich wieder der Lektüre des erstaunlichen Dokuments zu, das in der Bibel des Atheisten gesteckt hatte.
    Zwar überzeugte mich das, was Habari und seine Kollegen anstrebten, in den folgenden Tagen und Wochen immer mehr, aber ein Hindernis blieb doch bestehen: Um sicherzugehen, dass das Experiment(denn das würde es sein, da laut Habari noch nie jemand versucht hatte, dem Himmel und der Hölle eine Seele vor der Nase wegzustehlen) gelingen würde, müsste die »Exfiltration«, wie Habari es nannte, mit der Sorgfalt, der Präzision und dem exakten Timing einer militärischen Operation durchgeführt werden. Das erlaubte es nicht, im Falle der ersten Person, die dafür auserkoren war, den natürlichen Tod abzuwarten. Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass ich das nicht gerne hörte.
    »Sie sind der ideale Kandidat, Edward«, schmeichelte er mir, »aber während wir darauf warten würden, dass die Natur ihren Lauf nimmt, könnten wir Hunderte, wenn nicht gar Tausende anderer geeigneter Seelen an unsere Rivalen beider Lager verlieren.« Natürlich fragte ich, ob sie nicht jemand Gleichgesinnten finden könnten, der ohnehin dem Tod nahe sei, aber er sagte nein. Vielleicht könne es so gehandhabt werden, wenn sie erst sicher seien, dass es klappe, erklärte er, aber für den Anfang wollten sie jemanden, der auch am Ende noch geistig und körperlich bei Kräften sei, jemanden, der vorbereitet sei und gänzlich verstehe, was passieren werde. »Aber was ist mit meiner Frau?«, fragte ich. »Ich nähme mir doch die Möglichkeit, nach dem Tod wieder mit ihr vereint zu sein …!« Das wollte ich natürlich ganz und gar nicht. Jetzt, da ich an ein Leben nach dem Tod glaubte, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als Molly wiederzusehen.
    Habari sah betrübt drein.

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