Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
sie, ihren Körper noch immer im Rhythmus der Musik wiegend, neben mich glitt. »Gottchen, B, wenn du ein bisschen lächelnkönntest, würde dir vielleicht noch heute Nacht etwas Schönes widerfahren …«
Rollig und nostalgisch. Es gab viele Monica-Stimmungen, die mich nervös machten. Diese hier zum Beispiel: Jetzt würde es gleich ganz schön kompliziert werden. Wir hatten richtig viel Spaß miteinander gehabt, eine Weile, aber dann hatte es in einem einzigen Fiasko aus wüsten Beschimpfungen und wilder Flucht – erstere von ihrer Seite, letztere von meiner – geendet, und um nichts in der Welt würde ich wieder irgendetwas anfangen, es sei denn, ich wäre total blau und total blöde, und an diesem Abend hatte ich noch nichts getrunken.
Und wie zum Beweis, dass der Höchste den kleinen Bobby Dollar immer noch sehr lieb hat, surrte just in diesem Moment das Handy in meiner Tasche los.
Monica blickte auf meine vibrierende Hose. »Irgendwie glaube ich nicht, dass das deine Freude darüber ist, mich zu sehen.«
»Muss drangehen – Arbeit.«
»Auf ins Getümmel, Herzchen!«, rief Sweetheart. Ich bin mir nicht sicher, was er meinte.
»Shit«, sagte ich, aufs Display starrend. »Alice sagt, das war eigentlich für Sam, aber ich muss einspringen. Sieht aus, als hätte ich ein Date mit dem Geldadel.«
Monica gab sich alle Mühe, amüsiert dreinzuschauen, aber ich sah ihr an, dass sie enttäuscht war, was mich noch nervöser machte. Wann hatte sie befunden, dass ich nicht nur ein weiterer Mistkerl war, der sie schlecht behandelt hat? Wenn Monica beschlossen hatte, mir zu verzeihen – ja, mir mit allem Drum und Dran zu verzeihen –, würde der Boden im Compasses ein bisschen heiß für mich werden.
»Ist es in Woodside?«, fragte sie. Das ist eine Gegend in den Hügeln am Stadtrand, wo die Pferde mehr Rechte haben als anderswo die meisten Menschen.
»Nein, drunten in der Ebene. Palo Alto.«
Sie seufzte, richtete sich auf und zog ihren Drink näher zu sich. »Na ja, dann Hals- und Beinbruch. Nein, ich bin großzügiger Stimmung – Hals-, Arm- und beidseitigen Beinbruch.«
Ich ließ eine irgendwie traurig aussehende Monica mit ihrem Drink zurück. Diese Handy-Nachricht hat uns beiden wohl eine Menge Probleme erspart. Na ja, ihr zumindest. Für mich kann man das, wie Sie sehen werden, nicht behaupten …
Ich spotte über Sams langweilige Firmenkarre, aber fairnesshalber sei gesagt: Es gibt ein paar Banausen, die meinen sonderausgestatteten 71er Matador Machine nicht zu würdigen wissen, trotz seiner schmucken Kupferlackierung und der karierten Sitzbezüge. Jemand (es könnte Monica Naber gewesen sein) hat ihn sogar mal ein »Auto für etwas beschränkte Teenager« genannt. Jedem das Seine. Ich weiß, was mir gefällt, und an dem Matador gefällt mir zum Beispiel, dass ich ihn mit sechzig Sachen frontal gegen einen Panzer donnern könnte, ohne dass auch nur der Motor ausgeht. Ich habe nun mal gern ein solides Stück Technik um mich herum. Sterben ist nicht lustig, auch nicht beim dritten oder vierten Mal.
Um diese Tageszeit kommt man in San Judas auf normalen Straßen schneller voran als auf dem Freeway. Etwa zwanzig Minuten später kutschierte ich die University Avenue entlang, durch ein grünes Nobelviertel, wo selbst die Palmen ihre eigenen Ärzte haben. (Kein Witz. Die hiesige Nachbarschaftsvereinigung heuert Spezialisten an; die steigen dann einmal im Monat auf die Palmen und untersuchen sie auf Fruchtfäule oder was auch immer.)
Die Hauptstraße säumten exklusive Apartmentkomplexe, aber dahinter lag die eigentliche Wohngegend, definiert durch »Eigenkapitalanteil eine Million Minimum«. Hier residierten Leute, die ihr Geld gern in ruhiger Umgebung genossen, reiche Stanford-Alumni und Wirtschaftsbosse alter Schule. (Die jüngerenSilicon-Valley-Millionäre landeten eher in schickeren Settings, etwa in Townhouses an einem der öffentlichen Plätze, in Atherton Park oder draußen in den Shores-Wohnanlagen.)
Die Villa, um die es ging, stand an einem der gewundenen Nebensträßchen: Pseudo-Tudorstil, mit zweitausend Quadratmetern Rasen, Hecken und Büschen. In der langen Einfahrt parkten zwei Polizeiautos und ein Krankenwagen, und das Garagentor stand offen. Zwei Sanitäter mit Sauerstoffmasken zogen gerade den Leichnam aus einem in der Garage stehenden Wagen, einem teuren europäischen Qualitätserzeugnis neueren Baujahrs. Kurz konnte ich den Verstorbenen sehen – ein Weißer, schlank, in Bademantel und
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