Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
dass ich das mit Clarence falsch in Erinnerung hätte, beunruhigte es mich doch ein bisschen.
Aber das ließ ich mir natürlich nicht anmerken. »Sagen Sie mir einfach nur, wann und wo.«
Es beginnt diesen Freitag. Sie werden keine weite Anreise haben. Es wird im Ralston Hotel in Ihrer Stadt stattfinden.
Ich musste wohl ziemlich verdutzt dreinschauen. Ich weiß nicht, ob sie uns durch den Himmelswürfel wirklich sehen können, erklärte meine Reaktion aber vorsichtshalber. »Hier in Jude? Nicht in, keine Ahnung, im Vatikan oder so? Oder in Vegas? Diese Höllentypen tagen doch gern in Vegas.«
Vielleicht, weil die … Problematik … in San Judas begonnen hat. Vielleicht ist das ja der Grund, warum unsere Oberen und die der anderen Seite dies für den besten Ort halten, um die dadurch aufgeworfenen Fragen zu erörtern. Klang er wirklich etwas nervös, oder war er nur irritiert, weil ich es wieder mal genau wissen wollte? Und wie Sie sich wohl denken können, Engel Doloriel, gibt es da viele Fragen, Fragen von fundamentaler Wichtigkeit, und Ihr jüngster Bericht gießt nur Öl in ein ohnehin schon schwelendes Feuer. Kann ich auf Ihre Aufmerksamkeit und Kooperation zählen?
Das Bobby Dollar-Credo: Wenn du mit Vorgesetzten sprichst, beantworte alles, was mehr als eine Bedeutung haben könnte, so, als wäre die oberflächliche Bedeutung die einzige, die du mitgekriegt hast. »Natürlich, Erzengel. Danke für Ihr Vertrauen.
Bitte. Und Ihnen vielen Dank für Ihren Einsatz im Walker-Fall. Ich bin sicher, Ihr Bericht wird in höchsten Kreisen einige Wellen schlagen …
Und mit diesen noch mehrdeutigeren Worten verschwand er. Der Würfel dimmte zu einem sanftgoldenen Schein herab, und dann erlosch auch dieser, doch vorher noch stieß die überirdische Qualität dieses Lichts in meinem Kopf etwas an. Ich musste an Habaris erstaunliche Machtdemonstration denken, hörte im Geist Edward Walkers Beschreibung, dass die Hand des Reverend beim Öffnen des Reißverschlusses dort im Krankenhaus wie eine Magnesiumfackel geleuchtet habe. War es dieses unsagbar helle Licht gewesen? Das, vor dem ich gerade die Augen geschlossen hatte? Hatte Habari vielleicht doch irgendwie mit demHimmel zu tun? Oder konnte die Hölle dieses unverwechselbare Gleißen nachahmen? Denkbar war es schon – schließlich war es doch der traditionelle Trick des Teufels, gut zu scheinen und bös zu sein oder wie das hieß. Außerdem war es ja nur ein lebender Mensch gewesen, der dem Trick aufgesessen war, also hatten sie sich ja vielleicht gar nicht so schrecklich anstrengen müssen. Ich fragte mich plötzlich, ob jemand wie ich diesen Trick auch vollbringen könnte – ob jeder Engel dazu in der Lage wäre.
Ich schloss die Tür des Büros hinter mir ab und kletterte wieder über den Zaun in den Hof des kleinen Bürokomplexes nebenan. Als ich mit beiden Beinen auf dem Boden stand, drehte ich mich um und fand mich nur einen Viertelmeter vor einem grinsenden, leichenblassen Gesicht. Ich hatte schon meine neue Automatik gezogen und den Finger am Abzug, ehe ich merkte, dass es mein tanzender Bekannter, Mr. Fox, war.
»Herrjesses!«, sagte ich, während ich einen Schritt zurücktrat und die Pistole wegsteckte. Ich führe nicht gern heilige Namen unnütz im Munde – in meinem Metier ist das verpönt –, aber manchmal entfährt mir einfach einer. »Was schleichen Sie sich so an mich heran? Ich hätte Sie beinah erschossen!«
»Hab mich nicht angeschlichen, Dollar-Man! Hab Sie über den Zaun steigen sehen und gedacht, wir müssen ein paar Takte plaudern.« Er lachte und vollführte einen kleinen Time-Step. Jetzt erst kam ich auf die Idee, zu den Büros hinaufzublicken. Nur eine Angestellte saß an einem Schreibtisch am Fenster, eine junge Schwarze, sie starrte erschrocken auf mich und den kreideweißen Asiaten herab. Und sie tastete auch schon nach ihrem Telefon.
»Kommen Sie.« Ich eilte in Richtung Hofausgang. »Erzählen Sie mir alles Weitere im Gehen. Ich glaube, die Frau dort oben ruft gleich die Polizei.«
»Keine Angst. Foxy hat Freunde bei der Polizei. Foxy hat überall Freunde.«
»Freut mich für Sie, dass Sie so beliebt sind. Ich bin’s nicht.«
Wir erreichten meinen Wagen, und er stieg unaufgefordert auf der Beifahrerseite ein. Er sah sich anerkennend um, als ob ich sein Abschlussball-Date wäre und das hier die Limousine. »Sie haben Ihren alten Wagen nicht mehr, Mister Bobby.«
»Nein. Wo soll ich Sie absetzen?«
»Egal«, sagte er, vor
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