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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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»Selbst wenn Sie sieträfen, würden Sie sie nicht wiedererkennen«, sagte er. »Und sie Sie mit Sicherheit auch nicht. Die Seelen der Verstorbenen behalten ihre Erinnerungen nicht, jedenfalls ist das unsere Interpretation. Diejenigen, die für den Höchsten sprechen, sind in diesem Punkt sehr wortkarg, aber wir wissen auf jeden Fall, dass die Verstorbenen nicht einfach als diejenigen weiterleben, die sie waren, zumindest nicht im Himmel. Für die Hölle gilt das leider nicht. Das ist einer der Gründe, warum ein Dritter Weg notwendig wurde. Aber wir haben ein umfassenderes Ziel, und wenn ich Ihnen auch nicht sagen kann, worin es besteht, kann ich Ihnen doch immerhin in Aussicht stellen, dass, wenn wir unseren gesamten Plan erfolgreich verwirklichen können, Sie und Ihre Molly eines Tages wahrhaft wiedervereint sein werden, diesmal für die Ewigkeit.«
    Daran hatte ich lange zu kauen, doch schließlich, nach gründlicher Erforschung meiner Seele – eine Formulierung, die jetzt für mich eine ganz andere Bedeutung hat als noch vor kurzer Zeit –, erklärte ich mich bereit, das Versuchskaninchen der Magianer zu sein. Habari und ich begannen, meinen Tod zu planen …
    Ich überflog die nächsten beiden Seiten, auf denen es darum ging, wie Walker seine Angelegenheiten geordnet hatte, ohne dass offensichtlich wurde, was er vorhatte. Er war sicher nicht der erste zum Selbstmord entschlossene Mensch, der dies tat, aber er war garantiert der erste, der es in der Absicht tat, Himmel und Hölle zu hintergehen. Je länger ich darüber nachdachte,desto mehr bewunderte ich Walker. Was er getan hatte, erforderte wahrhaft Mumm. Wie einer der ersten Astronauten hatte er eine einsame Aufgabe übernommen, nur in seinem Fall ohne Aussicht auf Ruhm, selbst wenn er sie erfolgreich erfüllte. Er bezeichnete sich sogar selbst als »Danachonaut«, ein Scherzwort, das er von Habari übernommen hatte.
    Enttäuschender- aber nicht überraschenderweise hatte Walker darüber, was mit ihm passieren sollte, nachdem er den Schlauch auf das Auspuffrohr seines 7er BMWs gesteckt hatte, wenig zu berichten, außer dass man ihm versichert habe, er brauche gar nichts zu tun, Habari und seine »Leute« (eine ziemlich dubiose Formulierung, da werden Sie mir sicher zustimmen) würden alle Details regeln. Ich konnte mich der Frage nicht erwehren, ob sie es geschafft hatten. Irgendwohin war Walkers Seele jedenfalls verschwunden, das hatte ich ja selbst miterlebt.
    Er schloss mit einem Zitat aus einem Gedicht eines mir unbekannten R. W. Raymond.
    Das Leben ist ewig, und die Liebe ist unsterblich und der Tod nur ein Horizont, und ein Horizont ist nur die Grenze unseres Blicks.
    Unterschrieben hatte er mit
    Voller Hoffnung,
Edward Lynes Walker

28
REISE NACH MEKKA

    E s kommt mir selbst verrückt vor, aber die erste Person, die ich anrufen wollte, nachdem ich Walkers schockierenden Brief gelesen hatte, war nicht Sam und nicht Monica und auch niemand von meinen Bossen oben (obwohl ich die natürlich anrufen musste), sondern Caz. Seit wir uns getrennt hatten, trug ich die Erinnerung an das, was wir zusammen getan hatten – was wir zusammen waren –, mit mir herum, und ich konnte immer noch keinen sinnvollen Platz dafür finden, weder in meinem Herzen, noch in meinem Kopf. Gedanken an sie drifteten durch mein Bewusstsein wie helle Sommerschauer, und ich hätte nicht sagen können, ob sie eine Wohltat für mein fiebriges Denken waren oder Vorboten heftigerer, dunklerer Unwetter. Was zum Teufel hatte ich mir nur gedacht? Was sollte das? Wie konnte ich hoffen, so etwas vor dem Himmel verborgen zu halten?
    Aber, guter Gott, wie ich sie vermisste. Es war nicht nur Wollust gewesen und auch nicht einfach Liebe (als ob die je einfach sein könnte!). Es hatte sich richtig angefühlt, wir beide zusammen. Wir waren Zwillingsseelen – aber getrennt durch eine weit, weit zurückreichende Geschichte des Krieges, des Hasses und des Verrats. Wenn das Ganze nicht so schmerzhaft gewesen wäre, hätte es regelrecht komisch sein können. Ich meine, gab es je eine unmöglichere Beziehung?
    Ich habe dafür wahrhaftig ein Händchen.
    Aber jetzt war es Zeit für Ihren Freund Bobby Dollar, seine Gedanken wieder zu dem zurückzuzwingen, was unmittelbar und buchstäblich schwarz auf weiß vor ihm lag – Edward Walkers Geständnis-Schrägstrich-Abschiedsbrief auf seinem Schoß. Was Habari Walker erzählt hatte, mochte ja durchaus stimmen – er war eindeutig nicht irgendein Reverend

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