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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hatte lilagraue Blutergüsse im Gesicht und eine imposante Zickzacknarbe auf der Stirn. Und er ging, als hätte er Rachitis. »Probier mal die kleinen Pfannkuchen mit Dip-Sauce«, sagte er und zuckte zusammen, als er sich auf die Sitzbank mir gegenüber niederließ. »Die sind wirklich gut.«
    »Du siehst beschissen aus. Ich dachte, wir wollten wohin gehen, wo uns niemand kennt.«
    »Die Besitzer haben zwei Restaurants, eins unten in der Nähe vom Shoreline, wo ich dauernd hingehe. In diesem hier war ich noch nie.«
    Ich nickte und bestellte dann die Pfannkuchen und etwas, das ein pikantes Rindfleischgericht zu sein schien. Burmesisches Bier hatten sie nicht, also nahm ich ein Singha, das wenigstens aus derselben Weltgegend kam. Sam orderte eine Art Fischsuppe und ein Ginger Ale. »Und nimm auch das Brot«, sagte er. »Es ist ein Fladenbrot aus einer Menge Schichten, und in jeder steckt genug Butter für einen Herzinfarkt.«
    »Du siehst besser aus, als ich erwartet habe«, sagte ich. »Aber es ist auch schwer zu unterscheiden, was neu ist und was vorher schon vorhandene Hässlichkeit.«
    Er lachte und erzählte mir, während wir aufs Essen warteten, vom Krankenhaus. Das Personal dort hatte anscheinend schon von der Gasexplosion im Compasses (die offizielle Story, für die sich unsere Problembereiniger entschieden hatten) gewusst und ihm viel Mitgefühl entgegengebracht. Wie Sam nun mal war, hatte ich in seinen Schilderungen der diversen Schwestern und Pfleger und ihrer Gespräche Unterhaltung genug, bis das Essen kam.
    Er kippte sein Ginger Ale hinunter und bestellte noch eins. Die Frau hinter der Theke sah ihn an, als hätte er sie gebeten, das Spaceshuttle zu rufen, brachte ihm aber schließlich doch eine weitere Flasche. »Okay«, sagte er. »Jetzt du, B. Erzähl mir, warum du aussiehst, als ob du deinen Schwanz verloren hast und es sechs Wochen dauert, bis der Ersatz aus Korea hier ist.«
    »So offensichtlich?« Ich musste lächeln. »Ich bin froh, dass du nicht draufgegangen bist, Sammy. Ich kenne sonst niemanden, der so abgefahrene Sachen sagt.«
    Ich hatte nicht vor, ihm von Caz zu erzählen, nicht weil er entsetzt gewesen wäre (ich bezweifle, dass er’s gewesen wäre), sondern weil ich ihn nicht in die Situation bringen wollte, meinetwegen unsere Bosse anlügen zu müssen. Ich weiß ja, wie gesagt, nicht mal, ob man den Himmel überhaupt belügen kann, außer auf die Art, wie ich’s schon seit längerem tat – durch Verschweigen. Also erzählte ich ihm stattdessen, was er sowieso bald hören würde: von Edward L. Walkers letzter Botschaft an die Lebenden.
    Als ich zu der Stelle kam, wie Habari Walker ins Außerhalb mitgenommen hatte, hielt Sam inne, die Gabel, von der eine lange Nudel baumelte, auf halbem Weg, und sah mich ungläubig an. »Im Ernst? Er hat den lebenden Mann durch einen Reißverschluss befördert? Wie das?«
    »Warte mal. Es wird noch verrückter.« Ich erzählte weiter, so auch von Habaris Behauptung, er gehöre zu einer Bewegung füreinen »Dritten Weg«. Sam fuchtelte ärgerlich mit einem Stück Palata -Brot. »Der philosophische Kram ist mir egal, aber der Rest ist Quatsch. Niemand kann einen lebenden Menschen ins Außerhalb bringen – jedenfalls niemand wie du und ich. Mag ja sein, dass die Hölle uns technologisch voraus ist, aber ich wette, es war irgendein Trick.«
    Das glaubte ich nicht, weil Walkers gesamte Beschreibung viel zu sehr daran erinnerte, wie wir Engel und unsere höllischen Pendants die Benutzung der Reißverschlüsse erlebten, aber ich musste Sam insoweit rechtgeben, als es normalerweise bei Sterblichen nicht funktionierte – der Typ mit dem BRAUCH-HILFE-Schild grübelte wahrscheinlich immer noch, was er hätte sehen sollen.
    »Aber was, wenn es kein Trick ist, Sam? Was, wenn so was wirklich in unserem eigenen Haus passiert?«
    »Hör zu, B, wir wissen beide, dass Gott die Welt nicht vollkommen gemacht hat – wenn er seine Engel vollkommen gemacht hätte, gäbe es überhaupt keine Hölle, okay? Er muss ihnen Entscheidungsfreiheit gegeben haben, wie er sie auch den Leuten auf der Erde gegeben hat, sonst hätte es nie eine Rebellion im Himmel gegeben, und die Verlierer wären nicht allesamt unten im Heizraum gelandet. Das heißt, selbst wenn das Ganze irgendeine Verschwörung ist – und das wissen wir noch längst nicht mit Sicherheit –, ist es immer noch Business as usual . Stimmt’s?«
    »Hmm.« Aber es beruhigte mich doch ein bisschen. Das mag ich so an Sam.

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