Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
kaum zwischen dem Fußende des Betts und dem Schränkchen mit dem Fernseher durch, ohne mich seitwärts zu drehen, aber ich war so froh, zwei Nächte in Folge an einem Ort bleiben zu können, dass es mich nicht weiter störte. Das Ralston war, passend zu dem Mann, nach dem es benannt war, einem Zeitgenossen von Leland Stanford, im Golden-Age-Stil eingerichtet: Stuckdecken, aufwendig verzierte Polsterstühle und an meinem Bett ein Kopfbrett, so voller geschnitzter Rosen, dass ich mir sämtlicheKissen in den Rücken stopfen musste, um bequem sitzen zu können.
Ich wollte in etwa so gern wieder in die Lobby hinuntergehen, wie Dante in die Hölle zurückgewollt hätte, aber es war schon fast Abendessenzeit, und ich bekam allmählich Hunger. Ich bestellte beim Zimmerservice Nachos, machte dann den Fernseher an und schaute Nachrichten. Manchmal ist es seltsam entspannend, sich die beschissenen Dinge anzugucken, die anderen Leuten passieren, erst recht natürlich, wenn man weiß, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, und man sich deshalb dabei nicht ganz so gemein fühlt.
Als ich gerade dachte, dass die Nachos allmählich mal kommen müssten, klopfte es an der Tür. Ihr Freund Bobby Dollar ist ja kein Idiot: Ich legte die Kette vor, bevor ich öffnete. Es war Sam. Ich war doch ein bisschen überrascht.
»Ich hatte gehofft, bei dir dem Dekor zu entkommen«, sagte er. »Aber ich sehe, du hast es hier drinnen auch.«
»Wie hast du mein Zimmer gefunden? Man sollte doch meinen, die Sicherheitsmaßnahmen wären ziemlich streng, bei dem, was dieses Wochenende hier los ist.«
Er sah mich an. »So misstrauisch? Mach dir nicht ins Hemd. Alice hat’s mir gesagt.«
»Na, toll. Wahrscheinlich würde sie’s auch dem gehörnten Rächer der Hölle sagen, wenn er sie fragen würde.« Aber ich war doch ein bisschen erleichtert. Klar, wenn ich in Eligors Hotel war, würde ich mich vor ihm nicht verstecken können, aber ich hoffte doch, dass entferntere Bekannte, die schlecht auf mich zu sprechen waren, ein bisschen Arbeit investieren müssten, um herauszufinden, wo genau ich steckte. »Ich hätte eine Seife an der Schleife über die Tür hängen müssen, um Kreaturen wie dich draußen zu halten.« Ich witzelte, konnte aber doch nicht umhin zu bemerken, dass Sam ziemlich geschafft aussah. Sein Anzug war total zerknittert, seine blauen Flecken und Narbenwaren nicht zu übersehen, und seine Schultern hingen auf eine Art, wie ich es an ihm nicht gewohnt war.
Er kam herein, inspizierte die Minibar und nahm sich eine Dose Ginger Ale. Dann setzte er sich auf den zweiten Stuhl im Zimmer und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Also, wie geht’s, wie steht’s, und was gibt’s Neues? Hast du die ganze Hörnergilde in der Lobby gesehen? Ist ja wie der feuchte Traum einer Metalband dort unten.«
Meine Nachos kamen, und Sam half ein bisschen mit, sie aufzuessen, aber ohne seinen üblichen Appetit. Wir redeten über mein Gespräch mit Sitri und die unwillkommene Neuigkeit, dass der Eigentümer des Hotels Eligor der Reiter, Großfürst der Hölle, war. Ein Name, der nicht gerade für Gastlichkeit stand.
»Die Oberen müssen doch wissen, dass es ihm gehört«, sagte Sam und leckte die Guacamole von einem Chip, ehe er ihn in den Mund steckte. »Vielleicht geht es ja nach dem Rotationsprinzip – diese Konferenz bei Eligor, die nächste im Vatikan oder in Dollywood.«
Ich würde mich nicht durch Witzeleien ablenken lassen. »Nimm mir’s nicht übel, Sam, aber du siehst scheiße aus. Ich mache mir Sorgen um dich.« Ich hätte ihn beinah gefragt, ob er rückfällig geworden war, Ginger Ale hin oder her, aber so was zu fragen, fällt mir selbst Sam gegenüber schwer. Trotzdem, er hatte etwas Niedergeschlagenes, das ich, wenn überhaupt je, schon lange nicht mehr an ihm gesehen hatte, und in einer solchen Situation machte es mir Angst. »Irgendwas, worüber du reden willst? Ernsthaft?«
Ich sah, wie er es wegwischen wollte, aber dann ließ er es bleiben und sah mich eine ganze Weile an. »Was heißt, du machst dir Sorgen um mich?«
»Du bist nicht mehr der Alte, seit sie dir Clarence angehängt haben. Als ob dir irgendwas zu schaffen macht.« Es war schwer –im Grunde genommen bezichtigte ich meinen alten Freund, dass er mich anlog. »Wir sind voll in irgendeinen üblen Schlamassel reingeraten, Sam – schlimmer als in den alten Zeiten. Wenn du irgendwas weißt, was ich nicht weiß, ist es Zeit, dass du mir’s sagst.«
Sam seufzte. Was
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