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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gestalten tauchten aus dem Aufzug auf. Gepäckbeladene Pagen huschten ihnen aus dem Weg wie verschreckte Mäuse, aber Sitri warf seinen Bodyguards nur einen Blick zu, und sie blieben in der Tür des Lastenaufzugs stehen und starrten aus Visagen auf mich herab, die auf der Osterinsel nicht deplaziert gewirkt hätten. Jeder von ihnen hätte mich mit bloßen Händen in kleine mundgerechte Häppchen zerreißen können.
    »Nur zu, Dollar«, sagte das fette Wesen. »Sie haben meine volle Aufmerksamkeit. Was Sie natürlich zu einem späteren Zeitpunkt bereuen könnten.« Sitri machte ein Geräusch wie eine einstürzende mittelhohe Backsteinmauer – eine Art Lachen. Er fand sich komisch.
    »Nur eine Frage, es geht um einen Ankläger namens Grazuvac. Den extrem verstorbenen Darko Grazuvac. Oder vielleicht kannten Sie ihn besser unter dem Namen Grasswax …«
    Bei der Erwähnung dieses Namens wandte Prinz Sitri seineblitzenden kleinen Augen dem Hotelmanager zu, der immer noch krebsrot war. »Sie da. Gehen Sie weg.«
    Der Manager sagte kein Wort, eilte nur gehorsam außer Hörweite und beschäftigte sich damit, ein perfektes Blumenarrangement auf einem der Lobbytische noch perfekter zu arrangieren. Sitri drehte die glänzenden Haifischaugen wieder zu mir. »Grasswax ist tot. Ernstlich und gründlich tot. Aber das wussten Sie ja wohl schon. Also, was wollen Sie über ihn wissen, kleiner Engel?«
    Ich sah keinen Funken Beunruhigung, Schuldgefühl oder sonst irgendetwas in diesen Augen, aber ich hätte vermutlich auch dann nichts gesehen, wenn er mit seinen eigenen fetten Händen das Leben aus Grasswax herausgequetscht hätte. Man kann kein Prinz der Hölle sein, ohne über ein verdammt gutes Pokerface zu verfügen. »Ich habe gehört, er hat Ihnen Geld geschuldet. Oder jedenfalls irgendwas. Spielschulden.«
    Wieder das Gummiwulstlächeln, diesmal so ausgeprägt, dass ich die Zähne dahinter sehen konnte, eine perfekt zugefeilte Spitze neben der anderen. Wenn Sie einen Piranha und einen Riesensalamander kreuzen und dabei mit Gammastrahlen beschießen würden, wäre Sitri wahrscheinlich Ihr erstes Ergebnis. Und Ihr letztes. »Grasswax … Spiel. Ja, ich meine mich zu erinnern, dass er eine Schwäche für ein kleines Spielchen und eine Wette hie und da hatte. Es mag durchaus sein, dass er das eine oder andere Mal gegen mich verloren hat. Wollen Sie etwa andeuten, ich hätte ihn wegen solcher Peanuts getötet?« Wieder dieses polternde Titanenlachen; seine Kinne kamen noch mehrere Sekunden nicht wieder zur Ruhe. »Oh, mein Guter, was für eine Idee!« Dann verschwand das Lächeln. Die Stimme klang immer noch wie ein Panzer im Leerlauf, aber plötzlich hörte ich darin den ganzen Hass, den seinesgleichen gegen meinesgleichen hegte. Es war kein gutes Gefühl – nur seinem Blick zu begegnen, versetzte meinen Magen schon in nervöse Zuckungen.Sitri war ein sehr alter und sehr mächtiger Dämon. »Und selbst wenn ich’s getan hätte, kleiner Engel«, sagte er, und das Grollen war noch etwas lauter als eben, »was in aller Welt könnte Sie das angehen?«
    Erstmals fühlte ich jetzt das ganze Ausmaß meiner spontaneistischen Dummheit. Obwohl wir in einem Seitenflur der Haupthalle standen, war doch auch hier reichlich Betrieb. Die meisten Leute sahen aus, als gehörten sie einer der beiden Parteien im großen Kampf an, und alle starrten jetzt her, die meisten mit jener Art Gesichtsausdruck, die Zoobesucher haben müssen, wenn irgendein Idiot über die Brüstung in den Grizzly-Graben steigt. Aber es war zu spät, um so zu tun, als sei ich versehentlich hineingefallen.
    »Ich habe gehört, dass Grasswax irgendwas hatte, das Eligor gehört – etwas Besonderes. Sie kennen doch Eligor, oder? So ein langer Typ? Dem etwa drei Viertel dieser Stadt gehören?«
    »Sie meinen unseren Gastgeber? Mr. Vald?« Der Fettsack lächelte jetzt plötzlich wieder. »Natürlich kenne ich ihn. Dieses Hotel gehört ihm ebenfalls.« Ein emotionsarmes, aber zahnreiches Grinsen, als er meine Reaktion sah. »Ach, das wussten Sie nicht?«
    Eligor, der Kerl, der mich umbringen lassen wollte – wenn ich Glück hatte –, war der Eigentümer des Ralston? Jetzt war mir, als ob der Grizzly die Hier-kocht-der-Chef-Schürze umbände und den Grill anfachte, aber ich blieb tapfer. »Ja, genau der. Ich dachte, Sie könnten mir vielleicht sagen, ob Grasswax Eligor dieses spezielle Etwas gestohlen haben könnte, um damit seine Schulden bei Ihnen zu bezahlen.«
    »Aha.« Er

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