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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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jemand auch nur eine Waffe auf mich gerichtet hatte.
    Der Barmann kam, um meine Bestellung entgegenzunehmen, aber nach dem Blickwechsel zwischen ihm und seinem Boss konnte ich mir nicht vorstellen, mir von ihm irgendwas einschenken zu lassen, also schüttelte ich den Kopf. Ich fühlte mich, als ob jemand mit einem Magneten um meinen inneren Kompass herumwedelte: Ich wusste plötzlich nicht mehr, wo ich hingehen, was ich tun sollte. Warum war Caz hier? Warum war sie zu ihm zurückgekehrt? Sie hatte mir erzählt, sie habe die Feder gestohlen und Grasswax habe irgendetwas damit gemacht, warum also sollte Eligor Caz in Gnaden wieder aufnehmen? Hatte sie die Feder die ganze Zeit gehabt und sie jetzt benutzt, um sich die Rückkehr in ein protegiertes Dasein zu erkaufen? Oder war alles noch schlimmer? War ich von Anfang an manipuliert worden wie der letzte Gimpel?
    Eine schwere Hand senkte sich auf meine Schulter. »Na so was, Sie hier!«, sagte eine Stimme, die ich kannte, was mir gar nicht recht war. Schon der bloße Gedanke, jetzt auch noch damit umgehen zu müssen, machte mich so müde, dass ich gar nicht antworten wollte, aber ich zwang mich, mich umzudrehenund den Mann mit der niedrigen Stirn und den boshaften kleinen Augen anzusehen.
    »Howlingfell«, sagte ich. »Ich bin so erfreut, Sie zu sehen, dass ich sogar bitte sage, wenn ich Sie auffordere, Ihre Hand von mir zu nehmen.«
    Er grinste und trat einen Schritt zurück. Er trug einen schnieken neuen Anzug, in dem er aussah wie der emporgekommene kleine Knilch, der er war. Was natürlich nicht hieß, dass er mich nicht töten konnte. Ich kenne viele Leute, die von kleinen Knilchen getötet wurden. Ja, kleine Knilche, die sich auf den Schlips getreten fühlen, sind vielleicht die gefährlichsten Leute, mit denen man es zu tun haben kann. Dann schon lieber ein durchgeknallter, besoffener Brutalo.
    »Sie sehen ein bisschen deprimiert aus, Dollar«, sagte er. »Haben wohl gerade rausgefunden, dass Ihre Freundin zu dem Kerl mit der Macht und dem Geld zurückgegangen ist? Schöner Schlag, was?«
    »Howly, tun Sie mir den Gefallen und verschwinden Sie, ja?« Ich stand auf. »Ich kann Sie nicht brauchen, und da wir Waffenruhe haben, kann ich nichts Sinnvolles mit Ihnen machen, also gehen Sie, pissen Sie weiter auf die Grenzen Ihres kleinen Reviers und überlassen Sie alles andere den großen Leuten.«
    Seine Lippen spannten sich wie Lefzen. Klar, er war momentan in einem sterblichen Körper, aber er sah trotzdem so aus, als wäre es sein spontaner Impuls, nach meiner Kehle zu schnappen. »Sie halten sich für was Besonderes, Dollar, aber Sie sind’s nicht. Für jemanden wie Eligor sind Sie nur Hundescheiße.«
    »Und das ist Ihr Job? Die Scheiße wegzuräumen? Macht sich gut im Lebenslauf.«
    Er starrte mich an. Seine Augen, die zuerst braun gewirkt hatten, glommen jetzt im Licht so tiefrot wie ein Sangiovese Grosso. »Warten Sie’s nur ab, Sie Schnösel«, sagte er, gerade so leise, dass garantiert alle in der Bar die Ohren spitzten. »Sobald diese Konferenzrum ist, gehören Sie mir. Ich werde Ihre Leber verspeisen. Und selbst Ihre schicke Freundin wird Sie vergessen. Hat sie wahrscheinlich schon.«
    Es kostete mich äußerste Selbstbeherrschung, ihm nicht die Faust genau zwischen die buschigen Augenbrauen zu rammen. »Freut mich, dass Sie sich vorgenommen haben, auf Ihre Ernährung zu achten, Howly. Aber auch Innereien enthalten nicht genug Vitamine, um so viel Hässlichkeit zu beseitigen.«
    Ich dachte, er würde mich vielleicht anspringen, als ich mich zum Gehen wandte, und es wäre mir schon fast recht gewesen. Physischer Schmerz kann einen gewissen therapeutischen Effekt haben (sofern man dafür sorgt, dass der des anderen größer ist). Aber Howlingfell gab lediglich eine Mischung aus Fauchen und Knurren von sich. Es klang, als ob sich ein Löwe den Tag ausmalte, an dem der Dompteur vergessen würde, den Käfig abzuschließen.
    Als ich wieder mein Zimmer betrat, vibrierte mein Handy. Ich wollte weiter nichts, als herausfinden, was passieren würde, wenn ich den Inhalt all der kleinen Fläschchen, die noch in der Minibar waren, zusammenschüttete und die Mixtur hinunterkippte, doch aus langjähriger Gewohnheit zog ich das Telefon aus der Tasche, checkte die Anrufernummer und nahm ab.
    »George, was gibt’s?« Ich hatte schon fast vergessen, dass ich Fatback angerufen hatte. Nach der Begegnung mit Caz war es mir nahezu egal.
    »Zuerst mal höhere Honorarforderungen

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