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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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meinen, in die Vergangenheit?«
    »Bei den Verstorbenen, ja.«
    Er schnaubte. »Na ja, in Anbetracht der Tatsache, dass Sie mir gesagt hatten, Sie hätten den Mann gerade noch leibhaftig gesehen, bin ich nicht so weit zurückgegangen. Ich glaube, ich habe die Todesfälle der letzten zwei, drei Jahre überprüft, für den Fall, dass er erst kürzlich gestorben, aber irgendwie falsch abgelegt worden war.«
    Also stimmte Fatbacks Information wahrscheinlich, und der Junge sagte wohl sogar die Wahrheit – in diesem Punkt zumindest. Aber egal, die Sache wurde immer noch mysteriöser. »Dann bist du also etwa zwei Jahre zurückgegangen. Wenn ich dir sagen würde, dass jemand mit einem dieser Namen vor sieben Jahren hier in San Judas gestorben ist, würde dich das nicht erstaunen?«
    »Alle paar Sekunden stirbt jemand, und viele Leute heißen gleich, Bobby.« Es klang, als würde er langsam etwas unwirsch. Eine interessante Neuerung. »Nein, das würde mich gar nicht erstaunen.«
    »Okay, danke, Junge.« Ich hätte ihn beinah gefragt, warum ihn unsere Bosse als Spitzel auf mich angesetzt hatten, aber ich wusste, es wäre nicht ratsam, meine Karten aufzudecken. Gib nie irgendwas ohne Not preis. »Geh wieder ins Bett.«
    »Sie klingen total fertig, Bobby.« Er klang tatsächlich besorgt –ein vollendeter Schauspieler. »Mir scheint, Sie bräuchten mal eine Runde Schlaf.«
    »Oh, klar. Sobald ich ein paar Münzen für das Vibrationsbett finde.«
    Doch obwohl ich morgen um Punkt acht Uhr (schon unter optimalen Umständen keine Tageszeit, zu der ich gern aktiv bin) den einschüchternden Kriegerengel zum Frühstück treffen musste, war mir klar, dass ich nicht viel Schlaf abbekommen würde, weil es so verdammt viel zu durchdenken gab. Die Welt, die ich zu kennen geglaubt hatte, entpuppte sich als noch abgründiger, als ich je gedacht hätte, und ich hatte mich schon so immer für einen Zyniker gehalten. Und um mein Glück vollkommen zu machen, würde ich nach dem Frühstück auch noch von den Oberbonzen beider Lager unseres permanenten Kriegs vernommen werden – die Chance, sich neue Feinde zu machen.
    Ich schloss die Minibar ab, um der Versuchung ein paar Steine in den Weg zu legen, weil ich es mir nicht mehr leisten konnte, mich sinnlos zu betrinken. Das Geräusch des Schlüssels in dem kleinen Schloss schien mit das Traurigste, was ich je gehört hatte.

33
DER GERUCH
DER EINSCHÜCHTERUNG

    S ieben Minuten nach acht ist wie gesagt nicht meine Lieblingstageszeit, und das lauwarme Rührei vor mir und Karaels hartes Gesicht gegenüber, nur eine Kaffeetasse und eine Grapefruit entfernt, machten es auch nicht besser.
    »Sitzen Sie aufrecht, Engel Doloriel. Dieses Restaurant ist voll von Kreaturen, die ihr gesamtes erbärmliches Dasein darauf verwenden, nach irgendeinem Anzeichen von Schwäche unsererseits Ausschau zu halten, und Sie sitzen da wie ein Schuljunge, der seine Hausaufgaben nicht dabeihat.«
    Mein Problem war im Gegenteil, dass ich meine Hausaufgaben auf der Konferenz mit dabeihatte und sie mich die halbe Nacht wachgehalten hatten. Die Alternative wäre gewesen, bis in die frühen Morgenstunden das Schicksal zu verfluchen und darüber nachzudenken, was Caz wieder bei ihrem Ex wollte, einem Monster, das im Gegensatz zu Hitler nicht mal ein Hundefreund war. Aber das konnte ich dem General natürlich nicht sagen, also nickte ich nur. »Sorry. Spät geworden. Arbeit.«
    » Das hier ist Ihre Arbeit, Engel Doloriel. In gut zwanzig Minuten werden Sie dort drinnen vor den ganz großen Kalibern stehen, und bislang lässt Ihr Einsatz zu wünschen übrig.« Sein Mund spannte sich zu einem dünnen Strich. »Da ist Ei auf Ihrem Revers.«
    Ich wischte es weg und bemühte mich, den Rest etwas vorsichtiger von meinem Teller in meinen Mund zu befördern, während Karael mir zum dritten Mal, seit ich aus dem Lift getreten war, auseinandersetzte, was ich zu sagen und nicht zu sagen hatte.
    »Der Bericht über diesen Dritter-Weg-Quatsch, den Sie geschickt haben, existiert offiziell nicht«, erklärte er ein weiteres Mal. »Er wird bis nach der Konferenz zurückgehalten. Wir wollen nichts vom Zaun brechen, bevor wir nicht alle Fakten kennen.«
    »Aber warum halten wir dann überhaupt einen Gipfel ab?« Ich bemerkte, wie seine Lippen wieder Strichform annahmen, und wischte mir mit der Serviette den Mund. »Ist denn der Dritte Weg nicht gerade die Sorte Thema, die man … äh … mit der Gegenseite besprechen sollte?«
    Der Strich verzog

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