Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

meinerseits, wenn Sie mir dauernd diese Aber-bitte-bis-gestern-Aufträge hinterlassen.«
    »George, mein Freund, nach Schweinchen Dick und dem Herrn der Fliegen sind Sie wirklich das amüsanteste Schwein aller Zeiten.«
    »Ich rufe an, weil Sie gesagt haben, Sie bräuchten Hilfe.« Er klang gekränkt. Warum werden immer dann, wenn ich mich geradefühle, als hätte ich vom Leben einen Bauchschuss verpasst bekommen, plötzlich alle um mich herum so empfindlich?
    »Sorry. Harter Abend. Danke für den Rückruf. Schon was gefunden?«
    »Ich schicke Ihnen grade Details zum Ralston – ja, es gehört auch Vald Credit. Aber wenigstens hat es jede Menge Feuertreppen.«
    »Das ist gut, weil mir nämlich im Moment danach ist, das Ding abzufackeln.« Ich sah kurz die Dateien durch, um sicherzustellen, dass sie alle angekommen waren. Pläne, Notfallinformationen, die aussahen, als kämen sie direkt aus dem Hauptserver der Feuerwehr von San Judas, allerlei tolle Sachen. »Ehrlich, George, hervorragende Arbeit. Genau das, was ich brauche.«
    »Bitte.« Er klang jetzt wieder ganz fröhlich. »Gern geschehen.« Manchmal schien George schon fast entwürdigend dankbar für die kleinste Freundlichkeit. Ich nehme mal an, wenn man sein gesamtes selbst-bewusstes Dasein im Körper eines Majestic-Large-Black-Ebers verbringt, entwickelt man einen gewissen Minderwertigkeitskomplex. Doch obwohl Fatback ein prima Kerl war, wollte ich im Moment weder mit ihm noch mit sonst jemandem reden, ich wollte mir nur die Birne wegknallen.
    »Noch was?«, trieb ich die Dinge voran. »Über Leo vielleicht?«
    »Nichts, was Sie nicht schon wissen, Bobby. Nach seinem Tod war in Ihren Kreisen ganz schön was los, wenn Sie verstehen. Jede Menge Gerüchte und Gerede, Leute, die meinten, er sei beseitigt worden, weil er zu viele Fragen gestellt hatte oder Sachen gewusst hatte, die er nicht hätte wissen sollen. Aber was Neues finde ich nicht. Oh, apropos tot …?«
    Ich hörte die Minibar förmlich rufen, Vergessen, Doloriel, süßes Vergessen , aber ich nahm alle Geduld, die ich nicht hatte, zusammen. »Ja?«
    »Dieser Habari, nach dem Sie gefragt haben? Der mit der Dingsbums-Gesellschaft?«
    Sofort war ich konzentrierter. »Den Magianern. Ja? Was heißt, apropos tot? Ist er in irgendeinem Leichenhaus aufgetaucht oder was?«
    »In gewisser Weise. Aber nicht neuerdings.«
    »Hören Sie auf, in Rätseln zu sprechen, George. Ich bin verdammt erschöpft.«
    Man muss Fatback zugutehalten, dass er diesmal nicht beleidigt klang. »Na ja, es ist offenkundig nicht derselbe Mann, aber wie oft gibt’s schon jemanden, der so heißt? Und noch dazu Reverend ist?«
    »Erzählen Sie einfach.«
    »Ich bin auf einen Typen gestoßen, der genau denselben Namen hatte, Vorname inklusive. Und sogar Reverend war. Aber er ist vor sieben – fast schon acht – Jahren gestorben und hatte nichts mit irgendeiner Magianischen Gesellschaft zu tun.« Er gab mir die Details durch, was mich ziemlich fertigmachte, weil eins klar war: Um mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was das nun wieder bedeutete, musste ich das Besäufnis abblasen, das mir der einzige Anreiz erschienen war, bis morgen am Leben zu bleiben.
    Ich bedankte mich noch mal bei George und rief dann unseren Jungengel Clarence an. Obwohl es nach meinen Maßstäben noch nicht besonders spät war, riss ich ihn offenkundig aus dem Schlaf. Ich fragte mich, ob der kleine Spitzel in seinem Strampelpyjama ins Bett gegangen war und seine nette Vermieterin ihm noch eine Geschichte vorgelesen hatte. »Bobby?« Er stöhnte. »Wie spät ist es?«
    »Zu spät für dich, um noch wach zu sein, offensichtlich, also mache ich’s kurz.« Wenn Sam recht hatte, konnte ich Clarence keinen Zentimeter weit trauen, also überlegte ich erst mal, wie ich meine Frage formulieren sollte. »Hör mal, als du oben warst und für mich diese ganzen Namen überprüft hast, hast du da nur das Lebenden-Register gecheckt oder wie immer das dort heißt?«
    »Sie meinen, ob ich auch bei den Toten geschaut habe?« Er klang jetzt etwas wacher und ziemlich stinkig. »Klar hab ich das. Und ich hab Ihnen doch erklärt, ich konnte unter keinem von den Namen jemanden finden, außer diesem Jose Patrillo.«
    Den ich daruntergemogelt hatte, um Clarence zu testen. Okay, also war Habari tot, aber im Archiv des Himmels nicht erfasst. Was beim Höchsten ging hier vor? Als ich gerade Schluss machen wollte, fiel mir noch eine Frage ein. »Wie weit zurück bist du gegangen?«
    »Sie