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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gar nicht in seiner Macht, selbst wenn das hier sein Hotel ist – es ist doch eine Gipfelkonferenz! Da sind etliche Leute von seiner Seite, die in der Hierarchie über ihm stehen, mal ganz davon abgesehen, was meine Seite davon halten würde. Du irrst dich, Caz. Das geht gar nicht.«
    »Ich habe gehört, was ich gehört habe«, sagte sie, so kalt wie ein Marmorbrunnen. »Und wenn er’s tut, dann wahrscheinlich, um dich zu überrumpeln, Bobby. Er hat mir gesagt, er würde nicht … er hat gesagt, du interessierst ihn nicht mehr, aber wir wissen doch beide, was sein Wort wert ist.«
    »Moment. Er hat dir gesagt, er sei nicht mehr hinter mir her? Ist es das, was du sagen willst? Warum sollte er so was sagen? Was hast du ihm erzählt? Oder ihm gegeben …?«
    »Jetzt debattierst du schon wieder«, sagte sie.
    »Verdammt, das ist nicht fair …«, setzte ich an.
    »Aber es kommt noch besser!« , brüllte das Publikum gemeinsam mit dem australischen Irren. Er peitschte es weiter auf. » Und ob! Für diesen supergünstigen Preis bekommen Sie nämlich zwei Robo-Chops plus zwei Gemüseschneiderklingen, zwei Aufschnittschneiderklingen sowie diese wunderschöne Servierplatte …!« Das Infomercial-Publikum klang, als ob es sich dem Höhepunkteiner besonders geräuschvollen Orgie näherte oder vielleicht auch gerade verfolgte, wie die Christen zu den Löwen in die Arena gestoßen wurden. Ich ging zum Fernseher, um den Ton abzustellen, und sah mich dann auf dem Boden neben dem Bett nach der Fernbedienung um.
    Die Tür fiel zu.
    Ich wollte ihr nachrennen, verhedderte mich aber zuerst mal in einem herunterhängenden Bettlaken. Als ich mich befreit und endlich die Tür offen hatte, war Caz schon um die Flurecke verschwunden, zweifellos in Richtung Lift. Ich hörte Stimmen im Flur und zögerte, wog mein Bedürfnis, sie einzuholen, gegen mein Bestreben ab, nicht mit baumelndem Schwanz und ohne Waffe in Eligors Hotel herumzurennen. Die Vorsicht siegte, wenn auch nur knapp. Ich fuhr in meine Hose, zog mir das Jackett über den bloßen Oberkörper, steckte die Automatik in die Tasche und schlüpfte in meine Schuhe, ohne sie vorher aufzumachen, erst dann rannte ich den Flur entlang.
    Drei mindere Engel hatten ganz schön Probleme, ihre Zimmertür aufzukriegen. Sie hatten offensichtlich die unvertrauten Erfahrungsmöglichkeiten menschlicher Körper gekostet, vor allem jene, die aus fermentiertem Getreide resultieren, aber ich wollte ihnen dennoch nicht das Spektakel bieten, wie ich durch diesen Flur einem weiblichen Dämon hinterherjagte, der vermutlich soeben an ihnen vorbeigekommen war. Das könnte so weit durch den Alkoholnebel dringen, dass sie sich morgen daran erinnern würden. Ich setzte ein kleines Ihr-solltet-es-doch-besser-wissen-Lächeln auf, als ich ruhigen Schrittes an ihnen vorbeiging, und löste damit verlegenes Übersprungslachen aus. Dann marschierte ich zügig weiter in Richtung Lift.
    Konnte es irgendwie sein, dass sie recht hatte? Hatte Eligor, vielleicht mit Cayms Unterstützung, doch genügend Einfluss, um die Konferenz vorzeitig abzublasen? Und würde er das wirklich tun, nur um mir an den Kragen gehen zu können?
    Er glaubt, ich hätte ihn ausgetrickst , ging mir auf. Er glaubt, ich hätte ihn in der Sache mit der Feder verarscht, und er weiß offensichtlich, dass da was zwischen Caz und mir ist, ob sie es ihm erzählt hat oder nicht . Ordinäre sexuelle Eifersucht mochte bei einem Höllengroßfürsten ein treibendes Motiv sein oder auch nicht, ausgeprägtes Besitzdenken war in jedem Fall eins. Ja, seine Abneigung gegen mich konnte durchaus so weit gehen.
    Doch egal, was Caz glaubte – Eligor konnte doch den Gipfel unmöglich mitten in der Nacht beenden. Es war schon nach elf. Was wollte er tun, Karael wecken und vorschlagen, alle nach Hause zu schicken und den Rest der kleinen interjenseitigen Kreiswichserei zu verschieben, nachdem sie sich jetzt schon mal die Mühe gemacht hatten, sie zu organisieren? Die höheren Engel hassen es, Menschengestalt anzulegen, hassen es überhaupt, den Himmel zu verlassen. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie dieser Vorschlag bei Karael ankommen würde.
    Bei den Lifts angelangt, sah ich, dass der, den Caz genommen haben musste, schon die erste Etage erreicht hatte. Ich sprang in einen anderen und beschloss, darauf zu setzen, dass sie ins Erdgeschoss fuhr; wenn nicht, konnte ich von dort ja wieder hinauffahren und das Halbgeschoss und die zweite Etage absuchen. Als die Tür mit

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