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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Hängt dieser ganze Irrsinn mit der Walker-Sache zusammen?«
    Sie starrte mich einfach nur an, und plötzlich verließ mich der Schwung, der mich bis eben getragen hatte. Was bildete ichmir ein, was ich hier machte? Ich konnte dieser aufgedonnerten Höllenschlampe nicht trauen, selbst wenn sie mir trauen sollte, und das würde sie nie tun. Mal ganz davon abgesehen, was passieren würde, wenn meine Bosse spitzkriegten, dass ich mitten in der Nacht in einem Auto saß und der Gräfin von Coldhands, einer Problembereinigerin der Hölle, einen Informationsaustausch anbot? Wenn ich das nächste Mal vorgeladen würde, dann vor ein himmlisches Kriegsgericht (falls sie mich nicht einfach ohne Prozess einäscherten). So was machte man nicht ohne Absprache mit seinem Erzengel, und ich war bereits verwarnt worden, keinen Schritt mehr vom Pfad der Tugend abzuweichen. Aber es ging einfach alles zu schnell, und ich hatte es satt, Blindekuh zu spielen, war es leid, nur durch Herumtasten herausfinden zu sollen, was Sache war.
    »Es hat nicht nur mit der Walker-Sache zu tun«, sagte sie langsam. »Aber Walker hat meine Vorgesetzten geschockt.«
    »Tatsache? Es war nicht einfach eine Aktion, die sie sich selbst ausgedacht haben, um den Himmel in den Wahnsinn zu treiben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Scheint nicht so. Soweit ich es mitkriege, sind sie wirklich beunruhigt. Und seither sind noch mehr Seelen verschwunden.«
    Ich fühlte ein beruhigendes Klangkettchen in meinem Inneren klimpern. Ich wusste, es war sehr wahrscheinlich verrückt, auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, aber vielleicht war sie ja wirklich ehrlich zu mir – jedenfalls so ehrlich, wie es ihr gegeben war. »Das habe ich auch gehört. Aber wenn beide Seiten durchdrehen, wo ist Walker dann hin? Wo sind sie alle hin?«
    Sie zog ein Puderdöschen aus ihrer Handtasche und musterte sich kurz in dem kleinen Spiegel. »Weiß nicht«, sagte sie. »Und ehrlich gesagt, es interessiert mich auch nicht, obwohl ich seit der Walker-Sache nonstop dazu befragt werde. Ich habe genug eigene Probleme.«
    »Zum Beispiel?«
    Ihre Augen funkelten, und das meine ich nicht poetisch: In der Tiefe spie etwas rote Funken. »Geht Sie einen Dreck an, Dollar.«
    »Okay, mag sein. Aber was ist mit dem Etwas, das an meiner Wohnungstür Avon-Beraterin gespielt hat?«
    »Das ist ein Ghallu«, erklärte sie wie ein extrem englisches Schulmädchen, das aufsagt, was es in einer besonders langweiligen Unterrichtsstunde gelernt hat. »Ein lebendes Stück Alte Nacht, was ein anderes Wort für Chaos ist, für den Fall, dass Sie Ihre Engeldienstprüfungen in den Sand gesetzt haben. Aufwendig herbeizurufen, praktisch nicht zu stoppen. Und ja, ich habe diesen Abdruck schon gesehen.«
    »Wo? Und wer hat diesen Ghallu auf mich angesetzt?«
    »Die Antwort auf erstere Frage lautet wieder: Geht Sie nichts an, Dollar. Und Letzteres weiß ich nicht – aber es verheißt Übles. Wenn Sie wirklich nicht wissen, was hinter dem Ganzen steckt, würde ich Ihnen dringend raten zu verschwinden, so weit und so lange wie möglich.«
    Jetzt starrte ich sie an. Zum ersten Mal in diesem Gespräch nahm ich ihr nicht ab, was sie sagte, jedenfalls nicht, dass sie nicht wusste, wer den Ghallu auf mich gehetzt hatte. Andererseits war sie verblüffend offen gewesen, also beschloss ich, mein Glück nicht zu strapazieren. Okay, nicht zu sehr …
    »Tja, dann, Gräfin. Aber eine Frage noch. Was ist mit uns?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Was?« Aber es klang eher überrascht als ärgerlich. »Was soll das heißen, Engel?«
    »Wir helfen uns doch gegenseitig, oder? Also, was ist, wenn ich etwas herausfinde, das Sie wissen sollten? Ich will nicht ewig im Water Hole herumhängen und darauf hoffen, dass Sie irgendwann hereinspazieren, um sich ein paar Medizinstudenten to go zu holen.«
    »Tun wir das wirklich?« Sie war eindeutig amüsiert – auf die Art, wie es Leute amüsiert, in ein extrasaures Fruchtgummistäbchenzu beißen. »Uns gegenseitig helfen? Soweit ich sehe, bin ich hier die Einzige, die jemandem hilft. Was könnten Sie denn je im Gegenzug für mich tun?«
    »Greifen wir nicht voraus. Nur für den Fall, dass es sich ergibt, wie kann ich Sie erreichen?«
    Sie lachte, unvermittelt und allem Anschein nach aufrichtig. »Sie sind wirklich eine Nummer, Bobby Dollar. Sie sind ganz schön überzeugt von Ihrer eigenen Wichtigkeit.«
    »Verzeihung, Schwester, aber ich sitze hier in Ihrem Auto, nicht umgekehrt. Sie wollten

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