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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Neun-Dollar-pro-Stunde-Wachmann zu klingen. »Gerade ist jemand mit einer Damenhandtasche auf den hinteren Parkplatz rausgerannt. Ich glaube, es ist ein Dieb! Ich nehme die Verfolgung auf!« Ich schaltete das Walkie-Talkie aus und hängte es wieder an seinen Gürtel.
    Zum Glück wartete im Vierzigsten niemand auf einen Lift. Ich schleifte Daley zu den Toiletten und verstaute ihn, an die Zwischenwand gelehnt, in einer der Kabinen. Sein Walkie-Talkie warf ich in die Toilette nebenan, damit es seinen Schlummer nicht störte und er nicht allzu schnell jemanden alarmieren konnte – falls er zu sich kam, ehe ich aus dem Haus war. Ich vergewisserte mich auch, dass er ordentlich atmete, nur für den Fall, dass er doch ein richtiger Mensch war. Ja, so weichherzig bin ich – ich bin schließlich ein Engel.
    Und jetzt kommt der Punkt, an dem Sie in die Geschichte eingestiegen sind.
    Was dann passierte, habe ich ja schon erzählt. Ich kam im obersten Stockwerk von Page Mill Fünf an und traf auf Valds Dämon-Sekretärin, die so ziemlich gegen jede Business-Etikette verstieß, indem sie über ihren Schreibtisch sprang und mich mit Krallen und Zähnen zu zerfleischen versuchte. Ich schoss ihr dreimal ins Gesicht, was eine Menge Schaden anrichtete, sie aber nicht groß aufhielt. Und ich brach ihr den Kiefer so gründlich, dass er schief hing wie eine halb aus den Angeln gebrochene Tür, aber sie ging weiter auf mich los. Als sie mich auf dem Boden hatte und mir den Kopf vom Körper zu reißen versuchte – dem Ort, wo ich ihn unbedingt weiter sitzen haben wollte –, wurde mir klar, dass ich im Begriff war, den Kampf zu verlieren.
    Wenn man nur noch Sekunden zu leben hat, hält man sich nicht mit irgendeinem Ehrenkodex auf. Wenn man gegen einen Kerl kämpft, donnert man ihm eins in die Eier, so fest man kann. Wenn man gegen einen weiblichen Dämon kämpft, der einen umschlingt wie eine Boa Constrictor und einem das Gesicht abzubeißen versucht, und wenn man an sonst nichts drankommt, dann donnert man der Kreatur eins in die Titten. Es überraschte sie immerhin so sehr, dass sie mit einem wütenden Schnauben zurückwich, wodurch ich die Hand freibekam, emporgreifen, an den Strängen blutigen Fleischs, die von ihrem verletzten Gesicht hingen, ziehen und sie fast ganz abschälen konnte. Zum Glück haben selbst geborgte Menschenkörper Nerven, und der Schmerz lenkte die Bestie so lange ab, dass ich mich freikämpfen konnte, keuchend und voll Blut, das teilweise ihres war, aber nicht nur. Es hatte schon Kämpfe gegeben, nach denen ich mich toller gefühlt hatte.
    Ich stolperte durchs Vorzimmer, während sie hinter mir hersetzte und mich durch die Fleischfetzen, die ihr die Sicht nahmen, zu lokalisieren versuchte. Als sie merkte, dass ich zwischen ihr und dem raumhohen Fenster in der Falle sitzen musste, stürzte sie fauchend und mit erhobenen Armen auf mich zu, eingesichtsloses, grässliches Etwas. Ich wollte nicht, dass sich diese roten Fingernägel wieder in mich gruben, also setzte ich den Revolver an die Scheibe und drückte zweimal ab, ehe ich mich zur Seite warf. Das Sicherheitsglas überzog sich mit Spinnennetzlinien und fiel als Gefunkel ungleichmäßiger Teilchen nach draußen, als sie mit Schwung hindurchbrach.
    Ich wartete ein paar Sekunden, beugte mich dann hinaus in die kalte Luft und sah den Körper im geschmackvollen seidenen Powersuit reglos auf einem Vordach etwa dreißig Meter tiefer liegen. Sie war so tot, wie Dämonen nur sein können, jedenfalls ihr Erdenkörper war es, und das war der Umstand, der meine Festnahme nach sich ziehen würde.
    Shit, Bobby Dollar , wo bist du jetzt wieder reingeraten? , dachte ich.
    Aber es gab kein Zurück mehr. Ich drückte die Tür zum Chefbüro mit der Schulter auf, die Waffe im Anschlag. Dabei wusste ich nicht mehr genau, wie oft ich auf die Dämonin geschossen hatte, und selbst im glücklichsten Fall konnte höchstens noch eine Kugel in der Trommel sein, aber das würde ich garantiert niemanden merken lassen. Allerdings sah der Mann, der mich in dem geräumigen Büro erwartete, nicht aus, als ob ihn mein .38er sonderlich einschüchterte. Er wandte sich langsam vom Fenster ab, wo er auf die sterblichen Überreste seiner Sekretärin hinabgeblickt hatte. Kenneth Vald hatte die Haltung eines spanischen Granden auf einem Gemälde von Velasquez.
    »Sie konnten wohl keinen Termin machen wie alle anderen?«, fragte er.
    »Sehr witzig.« Ich bewegte mich seitwärts, bis ich seinen

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