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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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übel. Wenn er wirklich ein Spitzel vom Haus ist, haben sie uns schon schlimmere untergejubelt.« Sam glaubte immer schon, dass wir von Spitzeln unserer Bosse umzingelt waren. Wahrscheinlich hatte er recht, aber ich konnte so nicht leben. »Apropos«, sagte er, »was hast du heute Nachmittag vor? Doch nicht gegen die Tore des Tartarus anzurennen oder so was?«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich dachte, wenn heute während meines Diensts niemand stirbt, schaue ich mal, ob ich mit den Sollyhulls reden kann, um ein bisschen mehr rauszukriegen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Puzzle mit den bisher vorhandenen Teilen zusammenkriege.«
    »Hey, das wäre doch perfekt für den Jungen«, sagte Sam. »Du kannst ihn doch mitnehmen. Er stellt die ganze Zeit Fragen nach dem großen Ganzen – du weißt ja, so was langweilt mich maßlos. Und da sind noch ein paar Sachen, die ich gern erledigen würde, ohne ständig auf irgendwas antworten zu müssen.« Mit hoher Stimme imitierte er seinen Schützling: »Sam, warum kommen die netten Buddhisten nicht in den Himmel?«
    »Kommen sie nicht?«
    »Was weiß ich denn! Ich will ja nur sagen – Fragen, Fragen, Fragen. Wie jemand anders, den ich mal kannte.« Er sah mich an. »Ich meine dich.«
    »Ja, schon kapiert, Mr. Es-war-einmal. Am Anfang ist doch jeder so. Du warst vermutlich auch mal so, Sammy-Boy.«
    »Ich war nie auch nur eine Sekunde lang irgendwas anderes als cool. Hör zu, nimm ihn mir einfach heute Nachmittag ab, okay? Er ist wirklich ganz in Ordnung, B, aber wenn ich ihn nicht mal eine Zeitlang loswerde, fange ich wieder an zu trinken.«
    Das kam von einem Mann, der seine letzten beiden Körper totgesoffen hatte, es war also keine leere Drohung.
    »Aber macht Ihnen das denn nichts aus, Bobby?«, fragte mich Clarence, als wir vom Drugstore-Parkplatz fuhren. Ich verstaute die Tüte in meiner Jackentasche und fuhr auf den 84 Richtung Westen. Zwar waren an diesem Highway, der einst die Woodside Road gewesen war, in den letzten zehn Jahren eine Menge Hochhäuser aus dem Boden geschossen, aber wenn der Verkehr langsam floss, konnte man zwischen den Türmen hindurch immer noch das Flachland von Spanishtown erkennen: zwei- und dreistöckige Wohngebäude en masse. »Ich meine, dass es bei dem, was wir tun, so viele Fragen gibt – Fragen ohne Antworten?«
    »Hör zu, Junior, ich hab schon genug Fragen, und die sind mein Tod, wenn ich sie nicht beantworte, deshalb habe ich für die andere Sorte Fragen keine Zeit. Schau mal, es hat sich herausgestellt, dass es wirklich einen Himmel und eine Hölle gibt und dass es das ist, was nach dem Tod mit uns passiert. Was ist daran so kompliziert?«
    Er sah finster drein. »Sie verstehen nicht, was ich meine.«
    Ich trat voll auf die Bremse, weil irgendein Idiot auf der Valota Road noch bei Gelb über die Kreuzung wollte, sich aber um drei Sekunden vertan hatte und mir voll in die Seite gekracht wäre, wenn ich ihn nicht hätte kommen sehen. »Ich hoffe, wenn du stirbst, schicken sie dir Jung Elvis als Verteidiger, Arschloch!«, schrie ich dem Kerl hinterher. »Nein, Clarence, ich verstehe es sehr wohl. Weil ich am Anfang noch mehr Fragen hatte als du jetzt und immer noch die ganze Zeit Fragen stelle. Abermanche Dinge werden wir vielleicht nie erfahren. Als Lebende verstehen die Menschen nicht vollständig, wie das Universum funktioniert, und als Engel stellen wir fest, dass es immer noch Dinge gibt, die sich uns nicht erschließen. Ich habe befunden, dass ich damit leben kann.« Was nicht ganz stimmte – ich hatte unbeantwortete Fragen ganz schön satt, aber man kann nun mal nur gegen soundso viele Wände anrennen, ehe man entweder seine Vorgehensweise überdenkt oder sich ein für alle Mal den Schädel einschlägt.
    »Aber was ist mit dem Religionsding? Warum ist der ganze Laden nur für Christen und Juden da? Hatten die immer schon recht? Haben sich die Buddhisten und – und die Bahai und Muslime und alle anderen geirrt? Das erscheint mir einfach so … amerikanisch.«
    Ich lachte, während ich auf den Parkplatz eines Coffee-Shops abbog. »Moment, Junge, wer sagt denn, dass alle anderen sich irren? Dass die Christen oder die Juden recht haben?«
    »Wieso? Es ist doch offensichtlich …!«
    » Nichts ist offensichtlich«, unterbrach ich ihn. »Hast du da oben irgendwo Moses oder Jesus rumhängen sehen? Hast du nicht, stimmt’s? Wir sehen, was wir sehen, und das ist nicht viel.« Ich seufzte. »Schau mal, Junge, was wissen wir denn, ob der

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