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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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dass er die dunkle Seite des Bischofs nie gesehen hatte, dessen Schwäche nicht kannte. Er wusste nichts davon, wie sehr sich Konstantinos verändert hatte, weil die drohende Union mit Rom, sein Scheitern und die Last, die es bedeutete, den Widerstand weitgehend allein anzuführen, unerträglichen Druck auf ihn ausübten.
    Er hob die Brauen. » Sein Arzt bist du auch?«
    »Warum nicht?« Sie biss sich auf die Lippe. »Was ihn betrifft, bin ich Eunuch. Ist das nicht schicklich genug?«
    Er erbleichte. »Damit kannst du unmöglich durchkommen. Kehr um Gottes willen nach Hause zurück. Hast du eine Vorstellung davon, was für Gefahren du auf dich nimmst? Du kannst nichts beweisen. Ich …«
    »Ich kann beweisen, warum du Bessarion getötet hast«, entgegnete sie ihm. »Und dass du keine Wahl hattest. Du hast eine Verschwörung vereitelt, deren Ziel es war, den Kaiser vom Thron zu stoßen. Es gab keine andere Möglichkeit. Der Kaiser müsste dir danken, dich belohnen!«
    Er berührte ihr Gesicht so sanft, dass sie kaum mehr als die Wärme seiner Hand spürte. »Anna, die Verschwörer wollten Michael beseitigen, um die Kirche vor der Union mit Rom zu bewahren. Erst als ich begriffen habe, dass Bessarion dieses Ziel nicht würde erreichen können, weil er weder das nötige innere Feuer noch den Mut besaß, habe ich meine Meinung geändert. Das ist dem Kaiser bekannt. Und dann habe ich Bessarion getötet«, sagte er kaum hörbar.
»Nichts im Leben ist mir je so schwergefallen, und noch heute suchen mich deswegen Alpträume heim. Doch wenn er auf den Thron gekommen wäre, hätte das für Byzanz eine Katastrophe bedeutet. Ich war ein Tor, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu erkennen. Ich wollte es nicht sehen, und als ich es dann doch begriffen habe, war es zu spät. Man hat mich hierhergeschickt, weil ich nicht bereit war, Michael die Namen der anderen Verschwörer zu nennen. Ich … ich konnte das einfach nicht. Ihre Schuld war nicht größer als meine – eher geringer. Sie waren nach wie vor fest überzeugt, dass das geplante Vorgehen richtig war, um der Stadt – und um des Glaubens willen.«
    Sie ließ den Kopf sinken und lehnte sich an ihn. »Das ist mir bekannt. Ich kenne ihre Namen, und ich konnte es ihm ebenfalls nicht sagen. Aber es muss doch etwas geben, was ich tun kann.«
    »Nein, es gibt nichts«, sagte er leise. »Lass es gut sein, Anna. Bischof Konstantinos wird tun, was er kann. Er hat mir bereits das Leben gerettet. Er wird sich beim Kaiser für mich verwenden, sofern es dazu eine Gelegenheit gibt.«
    Ihr war klar, dass niemand außer ihr etwas für ihren Bruder tun konnte, denn inzwischen waren ihre Aussichten, beim Kaiser Gehör zu finden, größer als die Konstantinos’.
    »Wer hat dich an die Obrigkeit verraten?«, fragte sie.
    »Das weiß ich nicht, Antonios war es jedenfalls nicht, und es ist auch belanglos. Du könntest nichts an meiner Situation ändern, selbst wenn du es wüsstest. Was willst du? Rache?«
    Sie sah ihn aufmerksam an. »Nein«, sagte sie. »Nur manchmal, wenn ich mich nicht zusammennehme. Dann würde ich es tatsächlich gern sehen, dass sie dafür bezahlen müssen …«

    »Lass es gut sein, Anna«, bat er. »Es ist nicht der Mühe wert.«
    »Dein Handeln war nicht vergebens, jedenfalls nicht, wenn Byzanz überdauert. Und wenn überhaupt jemand imstande ist, das zu erreichen, dann Kaiser Michael.«
    »Um den Preis, unsere Kirche aufzugeben?«, fragte er ungläubig. »Kehr nach Hause zurück, Anna«, flüsterte er. »Bitte. Bring dich in Sicherheit. Ich möchte, dass du andere Menschen heilst, lange lebst und in dem Bewusstsein alt wirst, dass du alles richtig gemacht hast.«
    Ihre Tränen ließen alles vor ihren Augen verschwimmen. Er hatte einen so hohen Preis gezahlt, um ihr das zu ermöglichen, und sie hatte ihm ein Versprechen gegeben, von dem sie wusste, dass sie es nicht würde halten können.
    »Das wirst du doch tun, nicht wahr?«, fragte er und strich ihr mit dem Finger über die tränennassen Wangen.
    »Ich kann nicht. Ich weiß nicht, ob sie nicht nach wie vor planen, Kaiser Michael umzubringen. Dimitrios ist ein Vatatzes und durch seine Mutter auch ein Doukas. Er könnte versuchen, auf den Thron zu gelangen. Wenn Kaiser Michael und sein Sohn Andronikos tot wären, könnte ihm das vielleicht gelingen, zumal, wenn die Kreuzfahrer vor den Toren stehen.«
    Er verstärkte den Druck auf ihre Schultern. »Ich weiß. Ich nehme an, er hätte das ohnehin versucht und

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