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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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verdiente.

KAPİTEL 62
    Erneut im Pilgergewand und im vollen Bewusstsein der Notwendigkeit, sich wieder wie ein Eunuch bewegen zu müssen, erkundigte sich Anna bei Karawanenführern am Zions-Tor nach einer Möglichkeit, durch die Negev-Wüste zum Dornbuschkloster auf der Sinai-Halbinsel zu gelangen. Sie besaß noch genug Geld, und so gab sie schon nach kurzem Feilschen nach, um keine Zeit zu verlieren.
    Sie war es nicht gewohnt, auf einem Esel zu reiten, doch da es keine andere Möglichkeit gab, nahm sie das Angebot eines der beiden Karawanenführer dankend an. Die nicht besonders große Karawane, die von Jerusalem nach Süden
aufbrach, bestand aus rund fünfzehn Kamelen und zwanzig Eseln mit ihren jeweiligen Treibern sowie rund vierzig Pilgern.
    Nach einer Weile tauchten sie in die Wüste ein, die ihre Gestalt ständig veränderte. An die Stelle von Schwarz und Weiß traten ausgeblichene Farben, das Ergebnis von großer Hitze und starker Kälte. Abgesehen von einigen verkrüppelten Tamarisken und dornigem Gestrüpp, gab es dort nichts Lebendiges. In der Ferne sah man gezackte Berggipfel. Der pfeifende Wind trieb ihnen scharfe Sandkörner ins Gesicht, die wie Myriaden Insekten in die Haut stachen. Die Führer, die das nicht zu beeindrucken schien, teilten den Pilgern mit, dass es zu bestimmten Zeiten noch schlimmer sei. Auch mahnten sie, sich auf keinen Fall von der Karawane zu entfernen, da das den sicheren Tod bedeute. Schon nach wenigen Minuten verliere man die Orientierung und irre ziellos umher, bis man verdurste. Die riesigen Sandflächen links und rechts des Karawanenweges seien voller gebleichter Knochen jener, die sich nicht an die Warnungen gehalten hatten.
    Nachts war der Himmel tiefschwarz, und die Sterne standen so niedrig, dass es fast aussah, als könne man sie mit Händen greifen. Anna fühlte sich von ihrer fremdartigen Schönheit so stark angezogen, dass es ihr schwerfiel zu schlafen, um Kräfte für die bevorstehenden Strapazen zu sammeln.
    So folgte ein Tag auf den anderen. Dann endlich, am fünfzehnten Tag, es war beinahe, als habe sich unversehens eine Wolke aufgelöst, ragte vor ihnen ein hoher Gipfel auf.
    »Der Djebel Musa , der Mosesberg«, verkündete der Karawanenführer voll Stolz. »Jetzt geht es aufwärts. Wir werden unser Ziel noch vor Anbruch der Nacht erreichen.«

    Anna nahm an, dass sie sich bereits mehrere Tausend Fuß über dem Meeresspiegel befanden. Es dauerte nicht lange, bis sie das riesige Geviert der Befestigungsanlage vor sich sahen, die das Kloster umgab. Die Mauer ragte vierzig bis fünfzig Fuß über ihnen in die Höhe.
    Der Karawanenführer rief zum Wächter empor und begehrte Einlass für seine Pilger. Daraufhin öffnete sich hoch oben eine kleine Tür, und man ließ ein Seil mit einem Korb daran herab.
    Nach kurzem Zögern stieg Anna benommen in den Korb und wurde an der Außenmauer emporgezogen. Die Sonne glühte rot und lila am westlichen Horizont. Gern hätte sie den Sonnenuntergang beobachtet, bis das letzte Licht schwand, doch das Schwanken des Korbes am Seil hinderte sie daran.
    Schwerfällig trat sie oben durch die niedrige Tür ins Klosterinnere. Ein älterer Mönch grüßte sie freundlich, aber unbeteiligt. Er war wohl so sehr an den Anblick von Pilgern gewöhnt, dass für ihn einer wie der andere war. Viele kamen mit den sonderbarsten Vorstellungen und erwarteten Wunder, denn immerhin befand man sich dort an der Stelle, wo Gott aus dem brennenden Dornbusch zu Moses gesprochen hatte.

KAPİTEL 63
    Sie überreichte das Schreiben, das ihr Nikephoros gegeben hatte, und bat, allein mit Ioustinianos sprechen zu dürfen. Nikephoros hatte seine Worte bewusst mehrdeutig gewählt, und so erweckte der Brief den Eindruck, als sei sie
im Auftrag des Kaisers gekommen. Daher zögerte der Mönch nicht, ihr die Bitte zu erfüllen.
    Nachdem er sie in einen kleinen Hof geführt hatte, gebot er ihr mit Flüsterstimme, die Schuhe auszuziehen. »Ihr steht hier auf heiligem Boden.«
    Als sie sich bückte, traten ihr unvermittelt Tränen in die Augen. Sie richtete sich wieder auf und sah im Schein einer Laterne das Blattwerk eines sie deutlich überragenden Busches, dessen Zweige an der Mauer emporwuchsen. Sie fragte sich, ob es sich dabei um den Dornbusch handelte, den Gottes Stimme in Flammen gesetzt hatte. Mit fragendem Gesicht wandte sie sich dem Mönch zu.
    Dieser nickte bedächtig und lächelte.
    »Ich kann Euch eine kurze Weile bis zum nächsten Gebetsruf mit ihm allein

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