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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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jemandem damit schadeten.
    Diese Freundschaft hatte kurz nach seiner Kastration begonnen. Es schmerzte ihn nach wie vor körperlich, wenn er nur daran dachte. Damals hatte ihn weniger der Schmerz gequält als das Gefühl der Scham. Zwar hatte der Eingriff durchaus wehgetan, aber die Wunde war rasch verheilt. Er wünschte, dass das auch bei seinem jüngsten Bruder Niphon der Fall gewesen wäre, der gar nicht richtig mitbekommen hatte, was ihm geschah. Dessen Wunde hatte sich entzündet, und nie würde er das weiße Gesicht Niphons vergessen, der auf seinem schweißnassen Laken im Bett gelegen hatte. Konstantinos hatte sich zu ihm gesetzt, seine schlaffe Hand gehalten und unaufhörlich gesprochen, damit der Bruder merkte, dass er keinen Augenblick allein war. Niphon war noch ein Kind gewesen, mit weicher Haut, schmalen Schultern und voller Angst. Als er gestorben war, hatte er so klein ausgesehen, als hätte für ihn nie die Möglichkeit des Heranwachsens bestanden.
    Alle hatten um Niphon getrauert, aber niemand so sehr wie er. Maria hatte als Einzige begriffen, wie tief sich dieser Verlust seinem Wesen eingeprägt hatte.
    Sie war das schönste Mädchen der ganzen Stadt gewesen. Alle jungen Männer hatten sich um ihre Gunst bemüht,
und es sah aus, als habe sie sich für den charmanten Draufgänger Pavlos entschieden, Konstantinos’ ältesten Bruder.
    Dann aber hatte sie sich unvermittelt und ohne dass jemand den Grund dafür gewusst hätte, von ihm ab- und Konstantinos zugewandt. Ihre Beziehung war nichts anderes als eine aufrichtige Freundschaft gewesen, bei der es ausschließlich um gegenseitiges Verstehen, das gemeinsame Empfinden von Schönheit und Schmerz und den Austausch von Gedanken gegangen war. Bisweilen hatten sie auch miteinander gelacht.
    Mit leisen Worten und einem Lächeln hatte sie ihm anvertraut, dass es ihr Wunsch sei, ins Kloster zu gehen, ihre Familie sie aber gezwungen habe, einen Mann aus einer wohlhabenden Familie zu heiraten, mit der sie in Geschäftsverbindung stand. Danach hatte Konstantinos Maria nie wiedergesehen und auch nicht erfahren, wie es ihr ergangen war.
    Sein Leben lang hatte er in ihr nicht nur das Ideal der Weiblichkeit gesehen, sondern auch das von Liebe überhaupt. Während ihm jetzt Theodosia auf ihre ruhige und ernsthafte Weise zulächelte und ihm Honigkuchen und Wein anbot, erkannte er in ihren dunklen Augen etwas von Maria wieder, gleichsam ein Echo des Vertrauens, das diese in ihn gesetzt hatte. Ein innerer Friede breitete sich in ihm aus, und er merkte, wie er neuen Mut fasste, den Kampf mit frischer Kraft und frischem Glauben wieder aufzunehmen.
    Mit einem Mal hatte er das nötige Selbstvertrauen, einen ungewöhnlichen Weg zu erproben. Zwar war ihm das wegen der damit verbundenen Gefahr zuwider, doch erkannte er in Theodosias Frömmigkeit und unerschütterlicher Hingabe an den Glauben die Notwendigkeit, jede Waffe zu nutzen, die ihm zu Gebote stand.

    Es kam ihm selbst sonderbar vor, dass er anschließend Zoe Chrysaphes aufsuchte. Er gab sich keinen Täuschungen darüber hin, dass sie ihn ausschließlich deshalb empfing, weil sie begierig war zu erfahren, was er von ihr wünschen mochte.
    Er hatte vergessen, wie hinreißend sie aussah. Obwohl sie Ende siebzig war, trug sie den Kopf noch hoch und ging mit der Anmut und den geschmeidigen Bewegungen, die ihm so vertraut waren.
    Er begrüßte sie zurückhaltend und nahm die ihm angebotenen Erfrischungen an, um ihr zu zeigen, dass er dem Besuch eine gewisse Bedeutung beimaß.
    »Sicher seid Ihr Euch, möglicherweise noch mehr als ich, der Gefahr bewusst, in der wir uns befinden«, begann er. »Nach Ansicht des Kaisers steht sie so unmittelbar bevor, dass er die Ikone der Jungfrau, die er bei seinem Einzug im Triumph in die Stadt getragen hat, nach Rom geschickt hat – angeblich, damit sie für den Fall, dass die Stadt erneut in Brand gesetzt werden sollte, in Sicherheit ist. Dem Volk aber hat er nichts davon gesagt, vermutlich, weil er eine Panik befürchtet.«
    » Vorsicht ist zu jeder Zeit angeraten«, gab sie zurück, ohne dass auf ihrem Gesicht zu erkennen gewesen wäre, ob sie von dieser Notwendigkeit überzeugt war. »Wir haben viele Feinde.«
    »Unser Glaube an Gott hat uns trotz der Stärke unserer Feinde stets bewahrt«, gab er zurück. »Er kann uns aber nur erretten, wenn wir dem Herrn vertrauen. Wir haben in der Heiligen Jungfrau eine Fürsprecherin an Gottes Thron. Weil ich weiß, dass auch Euch das bekannt

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