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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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zuließ, dass man Konstantinopel erneut eroberte. Sie war nicht bereit, sich zu ergeben, und nie wieder würde sie davonlaufen.

KAPİTEL 83
    Im Februar 1281 kehrte Palombara nach Rom zurück. Trotz des kalten Windes und des einsetzenden Regens lag Lebenskraft in der Luft. Als er am ersten Morgen dem Lateran entgegenstrebte, hörte er auf der Straße ein sonderbares Gesumm.
    Auf dem Platz vor dem Palast sah er eine Gruppe junger Priester. Einer von ihnen lachte, und ein anderer neckte ihn in französischer Sprache. Bei Palombaras Anblick grüßten sie höflich. Er blieb stehen, erwiderte ihren Gruß und sagte: »Ich bin gerade aus Konstantinopel zurückgekommen und war mehrere Wochen auf See. Haben wir inzwischen einen neuen Heiligen Vater?«
    Einer der jungen Männer riss die Augen weit auf. »Aber ja, Ehrwürdigste Exzellenz. Es herrscht wieder Ordnung, und bald wird auch Frieden einkehren.« Er bekreuzigte sich. »Dank der Mitwirkung Seiner Majestät, des Herrschers beider Sizilien.«
    Palombara erstarrte. »Was? Welche Dienste könnte er uns leisten?«
    Die jungen Priester sahen einander an. »Der Heilige Vater hat ihn wieder in sein Amt als Senator von Rom eingesetzt«, erklärte er.
    »Nach seiner Wahl«, sagte Palombara in fragendem Ton.
    »Selbstverständlich. Allerdings haben die Truppen Seiner Majestät den Papstpalast von Viterbo so lange umstellt gehalten, bis die Kardinäle ihre Wahl getroffen hatten. « Er lächelte breit. »Das hat ihre Entscheidungsfreude beflügelt.«
    Einer der anderen lachte.
    Palombaras Herz schlug so heftig, dass er glaubte, man
könne es hören. »Und für wen haben sie sich entschieden?« Es konnte nur ein Franzose sein.
    »Für Simon de Brion«, gab der erste der jungen Männer zurück, »jetzt Papst Martin.«
    »Danke.« Palombara brachte das Wort kaum heraus. Die Franzosenpartei hatte gesiegt. Eine schlimmere Nachricht konnte es gar nicht geben. Er wandte sich der Treppe zu, um hinaufzugehen.
    »Er ist nicht hier«, rief ihm einer der Priester nach. »Er hält sich in Orvieto oder Perugia auf.«
    »Rom wird von Seiner Majestät, dem König beider Sizilien, beherrscht«, fügte der erste junge Mann hinzu.
    An den folgenden Tagen erkannte Palombara nach und nach, wie allumfassend der Erfolg des Grafen Charles von Anjou war. Er hatte angenommen, die Unstimmigkeiten zwischen Rom und Byzanz seien endgültig beigelegt, doch was er um sich herum hörte, zeigte ihm, dass alle Wunden erneut aufgebrochen waren und man sich entschlossen zeigte, dem Taktieren und den Hinhaltemanövern Kaiser Michaels ein Ende zu bereiten, die orthodoxe Kirche in die Knie zu zwingen und die Christenheit auf diese Weise zu einigen.
    Bei einem seiner seltenen Besuche in Rom ließ der neue Papst Palombara zu sich rufen. Die Rituale waren dieselben wie immer: die Treuebekundungen, die Vorspiegelung beiderseitigen Vertrauens und gegenseitiger Achtung und der Nachdruck, mit dem erklärt wurde, wie fest man vom Sieg der eigenen Sache überzeugt sei.
    Palombara musterte Simon de Brion, der sich Martin nannte, der Vierte seines Namens. Er sah einen Mann mit sauber gestutztem weißem Bart und blassen Augen im harten Gesicht und spürte, wie die Kälte nach seinem Herzen
griff. Er konnte den Mann auf den ersten Blick nicht leiden und traute ihm nicht über den Weg. Den größten Teil seiner bisherigen Laufbahn hindurch war de Brion Berater des französischen Königs gewesen. Alte und gefestigte Beziehungen solcher Art gab man nicht ohne weiteres auf.
    Im Laufe der Unterredung gelangte Palombara zu der festen Überzeugung, dass auch der neue Heilige Vater ihn weder leiden konnte noch ihm traute.
    »Ich habe Eure Berichte über Konstantinopel und die Verstocktheit des Kaisers gelesen und kann nur sagen, dass unsere Geduld erschöpft ist.« Das Latein des neuen Papstes hatte einen deutlichen französischen Akzent.
    Palombara überlegte, ob der Papst den Plural benutzte, weil er wegen seiner neuen Würde Anspruch darauf zu haben glaubte oder weil er tatsächlich sich selbst und seine Berater meinte. Er fürchtete sehr, dass der wichtigste von ihnen Charles von Anjou war.
    »Es ist mein Wunsch, dass Ihr nach Byzanz zurückkehrt«, fuhr Papst Martin fort, ohne Palombara anzusehen, so, als ob dessen Meinung dazu unerheblich sei. »Man kennt Euch dort, und, was noch wichtiger ist, Ihr kennt die Leute. Die Lage muss geklärt werden. Man hat die Zügel viel zu lange schleifen lassen.«
    Kaum hatte sich Palombara die Frage

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