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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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gestellt, warum der Papst statt seiner nicht einen Franzosen schickte, fiel ihm schon die Antwort ein. Bei einem Fehlschlag der Mission gab es keinen Ruhm zu gewinnen. Er hob den Blick und sah, dass ihn der Heilige Vater kühl und leicht belustigt ansah. Dann hob er die Hand, um ihn zu segnen.

KAPİTEL 84
    Es war März. Aus den privaten Gemächern des neuen Dogen richtete Giuliano den Blick auf das sich ständig verändernde Bild des Wassers. Das leise Geräusch des Wellenschlags stieg zu ihm empor wie der Atem des Meeres.
    Bei einem gemeinsamen Abendessen hatten sie im kleinen Kreis Erinnerungen an Giulianos Vater ausgetauscht, der ein Vetter des neuen Dogen gewesen war. Mit einem Mal hatte ein heftiges Klopfen an der Tür das Gelächter der Versammelten unterbrochen, ein Lakai in einem bestickten Wams war eingetreten und hatte sich steif verneigt. »Soeben ist aus Berat eine wichtige Nachricht eingetroffen, Eure Eminenz«, hatte er gesagt. »Ein Söldner, der gerade angekommen ist, hat sie überbracht. Er kann berichten, was ein Augenzeuge dort erlebt hat. Wollt Ihr ihn empfangen?«
    »Ja. Schick ihn herein.«
    Der Lakai hatte den Raum mit einer erneuten Verbeugung verlassen und bald darauf einen Mann in blutbefleckter Kleidung hereingeführt.
    »Berichte!«, gebot der Doge.
    »Die Byzantiner haben die Festung von Berat entsetzt und das Heer des Grafen von Anjou in die Flucht geschlagen, Eure Eminenz.«
    Verblüfft fragte der Doge: »Charles in die Flucht geschlagen? Bist du sicher?«
    »Ja«, gab der Mann zurück. »Es heißt, dass man den großen und bisher unbesiegten Helden Hugues de Sully gefangengenommen hat.« Sein Gesicht war rot vor Freude, nicht nur wegen der von ihm überbrachten Nachricht, sondern offensichtlich auch, weil man ihn dafür ausersehen hatte, sie dem Dogen zu überbringen.

    »Tatsächlich?« Der Doge sah zu Giuliano hin. »Kennst du diesen de Sully?«
    »Nein«, gab Giuliano zu.
    »Ein Burgunder. Ein Kerl wie ein Baum, geradezu ein Symbol für die Unbesiegbarkeit der Franzosen.« Der Doge fuhr mit den Händen durch die Luft, um die Größe des Mannes anzudeuten. »In den vergangenen beiden Jahren haben sie ganze Schiffsladungen von Männern, Pferden, Waffen, Geld und Belagerungsmaschinen auf den Balkan geschafft, von wo aus ihr Heer nach Thessaloniki und dann weiter nach Konstantinopel ziehen sollte.« Der Doge wandte sich erneut dem Boten zu. »Sprich weiter.« In seiner Stimme lag ein Anflug von Zweifel. »Soweit ich weiß, ist de Sully mit einem Heer von mehr als achttausend Mann von Durazzo aus vor Berat gezogen, um die Festung zu nehmen. Was ist da geschehen?«
    »Ja, das stimmt«, gab ihm der Mann Recht. In seinen Augen leuchtete Triumph. »Aber die Byzantiner wollten diese Festung, die den Zugang zu Mazedonien und damit den ganzen Weg nach Konstantinopel beherrscht, um jeden Preis halten. Kaiser Michael ist kein Dummkopf – jedenfalls nicht auf militärischem Gebiet.«
    »Aber sein Heer ist weder groß noch gut ausgebildet. Außerdem verfügt es nicht über die nötige Erfahrung, um die Festung zu entsetzen, wenn sie von einer solchen Streitmacht eingeschlossen ist, noch dazu mit einem Mann vom Format de Sullys an ihrer Spitze«, hielt der Doge dagegen. »Man hatte mir berichtet, Berat sei so gut wie ausgehungert und es gebe nur noch das wenige an Lebensmitteln, was man nachts auf Flößen heimlich über den Fluss hineinschmuggeln konnte. Was also ist da geschehen? «

    Mit zufriedenem Lächeln gab der Mann zurück: »Ich war selbst nicht am Ort, habe es aber von mehreren gehört, die dabei waren. De Sully war schon immer überheblich und hat sich seine Erfolge zu Kopf steigen lassen. Weil er sich für unbesiegbar hielt, ist er lediglich mit kleiner Bedeckung ausgeritten, um die Verteidigungsanlagen in Augenschein zu nehmen. Die Byzantiner haben ihm einen Hinterhalt gelegt, ihn gefangengenommen und dem Belagerungsheer gezeigt, dass sie ihn hatten.« In seinen Augen tanzte Begeisterung. »Es war, als hätten sie den Franzosen damit allen Mut genommen – auf jeden Fall ist daraufhin ihr ganzes Heer geflohen.« Er lachte. »Stehen geblieben sind sie erst wieder an der Adriaküste. Man hat Hugues de Sully und die übrigen Gefangenen nach Konstantinopel gebracht, um sie vor den Augen der jubelnden Menge im Triumph durch die Straßen zu führen.«
    Giuliano sah von einem zum anderen und erkannte die unverhüllte Zufriedenheit im Gesicht des Dogen.
    »Danke, dass du uns eine so

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