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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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wunderbare Nachricht so schnell überbracht hast«, sagte dieser. »Mein Schatzmeister wird dir einen Beutel mit Golddukaten geben, damit du richtig feiern kannst.«
    Der Mann dankte ihm überwältigt und ging.
    »Ausgezeichnet«, sagte der Doge, kaum, dass sie wieder allein waren. »Jetzt kann der Kreuzzug sein Ziel nur noch auf dem Seeweg erreichen, und das heißt, mit Schiffen, die wir liefern.« Er lachte. »Ich habe einen vorzüglichen Rotwein. Wir wollen auf die Zukunft anstoßen.«
    Als Giuliano am nächsten Morgen erwachte, erfüllte sein Inneres ein Schmerz, der so tief war, dass er das ganze Hochgefühl über den Sieg auffraß, das er am Vorabend empfunden hatte.

    Im grellen Licht des Tages wurde ihm die Wirklichkeit bewusst. Charles von Anjou wollte Konstantinopel um jeden Preis haben und würde von diesem Vorhaben nicht ablassen.
    Von seinem Aufenthalt in Sizilien, wo der König seine Untertanen so hart besteuerte, dass ihnen kaum genug zum Leben blieb, kannte Giuliano die Rücksichtslosigkeit dieses Herrschers. Wie würde er sich dem Volk von Byzanz gegenüber verhalten, wenn er Konstantinopel erst einmal erobert hatte? Giuliano zweifelte nicht daran, dass er es mit Feuer und Schwert ausrotten würde.
    Mit solchen Gedanken über das Schicksal von Byzanz verriet er seine venezianische Heimat und brach das dem Dogen Tiepolo auf dem Totenbett gegebene Versprechen, aber er sah für sich keine andere Möglichkeit.
    Er musste tun, was in seinen Kräften stand, um die Invasion zu verhindern. Der Graf von Anjou mochte in Rom Freunde haben, doch sicherlich hatte er auch Feinde. Sie musste man in Sizilien suchen.
    Giuliano kehrte nach Sizilien zurück und nahm wie beim vorigen Mal Wohnung im Hause von Giuseppe, dem Fischer, und seiner vielköpfigen Familie.
    Nachdem sie ihn herzlich willkommen geheißen, Neuigkeiten ausgetauscht und gemeinsam eine einfache Mahlzeit eingenommen hatten, trat Giuliano mit Giuseppe vor die Tür und ließ den Blick über den Hafen schweifen. Sie gingen miteinander hin und sahen zu, wie die Wellen gegen die steinerne Mole schlugen. Schließlich brachte Giuliano die Rede, wie geplant, auf Charles von Anjou. »Die Leute klagen, aber das tun sie immer. Ist es schlimmer geworden? «

    Giuseppe zuckte die Achseln. »Sie sind wütend, aber sie haben auch Angst. Der König führt Krieg, und wie immer müssen wir für seine Schiffe, seine Pferde und die Rüstungen seiner Krieger aufkommen.«
    »Der König hat Freunde«, sagte Giuliano finster. »Hat er denn keine Feinde?«
    Giuseppe sah ihn im schwindenden Abendlicht an. »Doch. König Pedro von Aragón – jedenfalls sagt man das. Soweit ich gehört habe, herrscht zwischen ihnen ausgesprochene Feindschaft. Und natürlich ist da noch Johannes von Procida …«
    Giuliano hatte den Namen noch nie gehört und wiederholte ihn in fragendem Ton.
    »Aus Portugal«, gab Giuseppe zur Antwort. In seiner Stimme lag Besorgnis. »Was habt Ihr vor, mein Freund? Seid auf der Hut – die Späher des Königs sind überall.«
    Giuliano lächelte und schwieg. Es war besser für Giuseppe, nicht zu wissen, was er plante.
    Ein gewisser Scalini zog Erkundigungen ein und vermittelte Giuliano als einfachen Seemann auf ein Schiff nach Aragón. Die Arbeit war schwer, aber eine andere Möglichkeit hätte es für ihn nicht gegeben. Sicherlich war das klüger, als wenn er offen ein Kommando als Schiffsführer gesucht hätte. Außerdem benutzte er sicherheitshalber den Mädchennamen seiner Mutter. Überrascht merkte er, wie angenehm ihm das war, auch wenn er bisweilen nicht daran dachte und verspätet auf die Anrede Agallon reagierte.
    In Aragón fiel ihm auf, dass man dort überaus besorgt über die zunehmende Macht Frankreichs war, angesichts eines aus jenem Land stammenden Papstes und des bevorstehenden Kreuzzugs unter dem Oberbefehl des französischen
Grafen von Anjou. Giuliano begann sich an den Gesprächen der Menschen zu beteiligen.
    »Schlecht für den Handel«, sagte er und schüttelte bedenklich den Kopf.
    »Meint Ihr?«, fragte jemand.
    »Seht Euch doch Sizilien an!«, rief er aus. »Da werden die Leute besteuert, bis ihnen kaum noch genug zum Essen bleibt. In allen wichtigen Positionen und auf allen Burgen sitzen Franzosen. Außerdem haben sie die besten Ackerböden an sich gebracht. Sie sind überall, in weltlichen wie in kirchlichen Ämtern, und manche heiraten sogar Sizilianerinnen. Glaubt Ihr, man würde uns eine Möglichkeit lassen, ungehindert Handel zu

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