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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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ignorieren, dass sie sich beständig um die kleinen Pflichten kümmerte, die sie zu erfüllen hatte.
    Jetzt gab es nur noch wenige Menschen, die ihr nahestanden. Nikephoros würde ebenso lange bleiben wie der Kaiser. Für beide war es undenkbar, dass sie die Stadt verließen.
    Zu Leo sagte sie eines Abends nach dem Essen, das aus Fisch und Gemüse bestand: »Wenn die Kreuzfahrerflotte einläuft, ist es zu spät. Für Ioustinianos haben wir alles getan, was wir konnten. Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich wüsste, dass du in Sicherheit bist. Ich kann mich um mich selbst kümmern.«
    Leo legte seine Gabel hin und sah sie vorwurfsvoll an. »Erwartet Ihr das von mir?«, fragte er.

    Sie sah auf ihren Teller. »Ich mache mir Sorgen um dich, Leo. Ich möchte, dass du in Sicherheit bist. Ich hätte ein entsetzlich schlechtes Gewissen, wenn du leiden müsstest, weil ich dich hergebracht habe.«
    »Ich bin freiwillig mit Euch gekommen«, gab er schnell zurück.
    Sie hob den Blick und sah ihn an. »Nun, dann würde ich tiefen Kummer empfinden, falls dir etwas zustieße.«
    »Und was ist mit Simonis?«, fragte er. Sie kam nach wie vor zwei oder drei Mal die Woche, wenn sie wusste, dass Anna nicht im Hause war. Man hätte glauben können, dass sie die Straße im Auge behielt und wartete, bis Anna fortging.
    Anna erkannte Mitgefühl und Besorgnis auf Leos Zügen und schämte sich, dass sie nicht schon früher an seine Einsamkeit gedacht hatte. Er und Simonis hatten ihr gesamtes Erwachsenenleben hindurch im selben Haus gelebt und gearbeitet. Sicherlich fehlte ihm Simonis, und er hatte Angst um sie.
    »Entschuldigung«, sagte Anna. »Wenn es zu einer Invasion kommt … sollte sie … sollte sie bei uns sein. Frag sie bitte, ob sie nicht zurückkommen will, es sei denn …« Sie hielt inne.
    »Es sei denn?«, fragte er.
    »Es sei denn, dass sie dort, wo sie sich jetzt befindet, in größerer Sicherheit ist«, beendete Anna den Satz.
    Er schüttelte den Kopf. »In Sicherheit ist man bei den eigenen Leuten. Wer alt ist, stirbt besser zusammen mit seinen Angehörigen, als dass er sich davonmacht und unter Fremden lebt.«
    Drei Tage später kam Simonis zurück.

    Anna nutzte eine kleine Atempause bei der Versorgung ihrer Patienten zu einem erneuten Besuch der Hagia Sophia. Dabei ging es ihr weniger um die Messfeier als darum, die unvergleichliche Schönheit des Baus auf sich wirken zu lassen, solange noch eine Gelegenheit dazu bestand.
    Während sie bedächtig die Goldmosaiken betrachtete, die Madonnen von einzigartiger Schönheit mit ihren schräg geschnittenen Augen und die düster wirkenden Gestalten Christi und seiner Jünger, dachte sie an Zoe und empfand einen Kummer, dessen Tiefe sie erstaunte. Ohne diese Frau fehlte Byzanz etwas, ohne sie war das Leben grauer geworden.
    »Ihr könnt Euch wohl nicht recht entscheiden, ob Ihr auf die Männerseite oder auf die Frauengalerie gehört, Anastasios?«
    Sie fuhr herum und sah Helena, die nur wenige Fuß von ihr entfernt stand. Sie trug eine prächtige dunkelrote Tunika und eine nahezu purpurfarbene goldgesäumte Dalmatika. Niemand, der nicht dem regierenden Kaiserhaus angehörte, würde es wagen, Kleidungsstücke zu tragen, die sich dieser Farbe so sehr annäherten.
    Anna wollte eine scharfe Antwort geben, doch der Anblick des Mannes hinter Helena erstickte diese Absicht im Keim. Sie kannte sein Gesicht, auch wenn sie ihn mindestens zwei Jahre lang nicht gesehen hatte. Es war Esaias, außer Dimitrios der einzige der am Mordkomplott beteiligten Männer, dem nie ein Haar gekrümmt worden war.
    Was wollte dieser in dunkle Rottöne gekleidete Mann hier mit Helena in der Hagia Sophia – und warum trug sie eine Farbe, die der dem Kaiser vorbehaltenen in herausfordernder Weise ähnlich sah? Helena Komnena, Zoes Tochter, die der Kaiser gezeugt hatte. Sie hatte Dimitrios nicht
geheiratet. Wenn der kaiserliche Name alles war, was sie von ihm wollte, wäre das jetzt ohnehin sinnlos, denn in wenigen Wochen würde sich Charles von Anjou des Thrones bemächtigt haben und könnte jeden beliebigen Mann seiner Wahl daraufsetzen.
    Nikephoros hatte angenommen, dass er dafür seinen Schwiegersohn ausersehen hatte – aber sicher war das nicht. Hegte der Franzose womöglich andere Absichten, wollte er den Ehrgeiz seiner Tochter zügeln, einen zuverlässigen Stellvertreter belohnen und sich zugleich von einem ihm nicht wohlgesinnten Volk eine Art Frieden erkaufen, indem er sich für eine Überläuferin

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