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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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zuwandte. »Aber nicht, bevor sie ihm alles gesagt hat, was sie über Euch weiß – auch, dass Ihr eine Frau seid und ihn über Jahre hinweg getäuscht habt. Ihr habt ihn behandelt. Ihr werdet nicht ungestraft davonkommen – es kann Euch das Leben kosten. Wollt Ihr wirklich Ioustinianos’ Freiheit um den Preis Eurer eigenen erkaufen? « Seine Stimme war kaum hörbar. »Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, Euch dabei zu helfen.«
    Simonis blinzelte, sah zögernd Anna und dann Leo an. »Ich auch nicht«, sagte sie schließlich.
    »Wollt Ihr nicht Helenas Plan vereiteln, wenn es um das geht, was ich vermute?«, fragte Anna. Als sie keine Antwort bekam, versuchte sie es erneut. »Wenn die Stadt erobert wird, kommen wir möglicherweise ohnehin um. Versucht es bitte für mich festzustellen.«
    »Ihr müsst weiterleben!«, sagte Simonis zornig und unter Tränen. »Ihr seid Arzt. Denkt doch an all die Mühe, die sich Euer Vater gemacht hat, um Euch seine Kunst zu lehren.«
    »Stellt es fest, damit ich es nicht selbst tun muss«, sagte Anna.
    »Befehlt Ihr mir das?«, fragte Simonis.
    »Würde das einen Unterschied machen? Falls ja, dann befehle ich es.«
    Einige Tage später wusste Anna genug, um mit Sicherheit sagen zu können, dass Esaias in Helenas Auftrag in Palermo und Neapel gewesen war und Helena überzeugt war, die
Zusage des Königs beider Sizilien zu besitzen, dass sie als Gemahlin des Kaisers, den er auf den Thron setzen würde, über Byzanz herrschen sollte. Wegen ihrer Zugehörigkeit zu den Kaiserfamilien Komnenos und Palaiologos wäre diese Thronfolge in den Augen der Byzantiner rechtmäßig. Sie wäre Kaiserin – etwas, was Zoe nie hätte erreichen können.
    Anna suchte den Kaiserpalast auf, um mit Nikephoros zu sprechen. Sie stieg die Stufen empor und trat durch das riesige Tor ein. Die Waräger-Wachen kannten sie gut und verstellten ihr den Weg nicht. Wie oft noch würde sie ihn gehen können? War es womöglich an diesem Abend, an dem sich jenseits des Bosporus die Dunkelheit über Asien senkte, während die Reste von Sonnenlicht auf dem Wasser glitzerten, das letzte Mal?
    Sie teilte Nikephoros’ Diener mit, dass sie dringend mit seinem Herrn sprechen müsse.
    Da auch dieser sie von früheren Besuchen kannte, stellte er keine Fragen. Zehn Minuten später befand sie sich allein mit seinem Herrn in dessen Privatgemach. Der Raum sah noch genauso aus wie bei ihrem ersten Besuch, nur Nikephoros hatte sich verändert. Er wirkte stark gealtert und erschöpft. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe, und blau standen die Venen an seinen Händen hervor.
    »Seid Ihr gekommen, Euch zu verabschieden?«, fragte er ohne den geringsten Versuch zu lächeln. »Ihr wisst, dass Ihr jederzeit gehen könnt. Ich bleibe beim Kaiser. Niemand außer Gott kann die Wunden heilen, die man uns zufügen wird. Ich würde mich freuen, wenn Ihr in Sicherheit wäret. Dieses Bewusstsein könntet Ihr mir zum Geschenk machen.«
    »Vielleicht wird es ein Abschied.« Es fiel ihr schwerer, als
sie gedacht hatte, und nur mit Mühe gelang es ihr, das Zittern in ihrer Stimme zu beherrschen. »Aber nicht deshalb bin ich gekommen, sondern weil ich Dinge über Helena Komnena in Erfahrung gebracht habe, die Ihr unbedingt wissen müsst.«
    Er zuckte kaum wahrnehmbar zusammen. »Ist das jetzt noch wichtig?«
    »Unbedingt. Ich habe Beweise dafür, dass sie mit Charles von Anjou in Verbindung steht und mit ihm Übereinkünfte getroffen hat.«
    Nikephoros war verblüfft. »Was hätte sie ihm denn anzubieten? «
    »Eine gewisse Legitimität. Eine Gemahlin aus dem Hause Palaiologos für die Kreatur, die er als kaiserliche Marionette auf den Thron von Byzanz zu setzen beliebt.«
    »Keine von Michaels Töchtern würde ihrem Vater auf diese Weise in den Rücken fallen«, gab Nikephoros sogleich zurück.
    »Eine eheliche Tochter sicher nicht – wohl aber eine uneheliche. «
    In seinen ungläubig geweiteten Augen war aufdämmerndes Entsetzen zu erkennen. »Seid Ihr Eurer Sache sicher?«, stieß er hervor.
    »Ganz und gar. Irene Vatatzes hat es mir gesagt. Sie hat es von Grigorios erfahren. Ihm hatte Zoe es gesagt. Genau genommen ist es aber unerheblich. Entscheidend ist, dass Helena es glaubt und Charles von Anjou sich dem womöglich anschließen wird.«
    »Auf welche Weise halten die beiden Verbindung miteinander? Mit Briefen? Habt Ihr die?«
    »So töricht würde sie nie sein. Unter vier Augen gesprochene Worte, ein Siegelring, ein Medaillon, Dinge,

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