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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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zurück. Zwei Tage zuvor hatten sich auch die Bewohner der Stadt Messina gegen die Franzosen erhoben, woraufhin sich diese in die gewaltige Granitfestung von Mategriffon zurückgezogen hatten, ohne sie aber halten zu können.
    »Trotz allem bedeuten sie nach wie vor eine Bedrohung für Byzanz. Die venezianische Flotte bringt weitere Krieger, noch mehr Schiffe und noch mehr Kriegsmaterial her. Die Belagerungsmaschinen sind noch an Ort und Stelle, und Pferde kann man jederzeit zusammenstehlen.«
    Giuseppe sah ihn aufmerksam an. »Was habt Ihr vor? Wollt Ihr die Flotte etwa versenken?«
    Es war Giuliano bewusst, dass er damit den Eid brechen würde, den er dem Dogen Tiepolo gegeben hatte, nie gegen Venedigs Interessen zu handeln. Doch die Welt war nicht mehr dieselbe wie zu Tiepolos Lebzeiten. Das galt auch für Venedig und erst recht für Rom.
    »Verbrennen«, sagte er leise. »Mit Pech beladene kleine Boote in Brand setzen, die man mit einem Ruderboot in Schlepp nehmen kann. Dazu brauchen wir aber die richtige Strömung und den richtigen Wind …«
    »Und das würdet Ihr tun? Ihr … ein Venezianer?«, fragte Giuseppe.
    »Ein halber«, berichtigte ihn Giuliano. »Meine Mutter stammt aus Byzanz. Aber das hat nichts damit zu tun …
oder jedenfalls nur wenig. Konstantinopel erobern zu wollen ist Unrecht. An diesem Vorhaben ist nichts Christliches. Es geht einfach darum, dass niemand so etwas tun darf.«
    Giuseppe sah ihn aufmerksam an. »Ihr seid ein merkwürdiger Mensch, Giuliano. Aber ich bin auf Eurer Seite.« Er hielt ihm die Hand hin. Giuliano nahm sie und hielt sie eine ganze Weile fest umklammert.
    Sie sammelten Verbündete unter Sizilianern, deren Verwandte oder Freunde Opfer der Franzosen geworden waren. Sie verschafften sich die nötigen Boote und das Pech. Es war weniger, als Giuliano gern gehabt hätte, aber sie konnten es nicht darauf ankommen lassen, länger zu warten.
    Er stand allein an der Mole und sah zu, wie die Sonne schwefelfarben im Westen hinter den Wolken versank, die sie bald ebenso verdunkeln würden wie den Mond. Jedes Mal, wenn er zum Himmel sah, musste er unwillkürlich an Anastasios denken. Ihre Gespräche tauchten immer dann in seiner Erinnerung auf, wenn er am wenigsten damit rechnete.
    Anastasios hatte seine tiefsten Wunden geheilt, indem er ihn Dinge über seine Mutter hatte erfahren lassen, die ihn mit ihr mehr als aussöhnten.
    Doch was hatte das mit seinem schrecklichen Plan zu tun? Dazu hatten ihn seine Moralvorstellungen getrieben. Im Hafen lagen so viele Schiffe, von denen einige noch Männer an Bord hatten. Er wollte sie eins wie das andere zerstören, damit sie auf keinen Fall den Krieg nach Byzanz tragen konnten. Spielte es dabei eine Rolle, dass die Krieger des Grafen von Anjou dann auch nicht imstande wären, Jerusalem zurückzugewinnen? Würden die Ritter, die zum
Kreuzzug aufgebrochen waren, in jener Stadt etwas besser, sicherer oder angenehmer machen?
    Jetzt war es zu spät, die Situation neu zu überdenken, selbst wenn er das gewollt hätte. Er fürchtete ein Misslingen ebenso sehr wie das Entsetzen, das sich ausbreiten würde, wenn er Erfolg hatte, aber er wurde in seiner Entschlossenheit nicht wankend.
    Der mit den Verhältnissen in der Bucht von Messina bestens vertraute Stefano, ein überaus kräftiger Ruderer, setzte sich ins vorderste der Boote, mit denen sie die mit Pech und Öl beladenen Beiboote an ihr Ziel heranführen wollten.
    Als sie sein Boot hinter dem Wall der vor Anker liegenden Schiffe nicht mehr sehen konnten, nahmen sie an, dass er über die Hälfte des Weges hinter sich hatte, und Giuseppe machte sich mit dem nächsten Boot auf. Wer sie sah, würde annehmen, dass sie Proviant zu einem Schiff bringen wollten. Für Fischer würde man sie mit einem Beiboot im Schlepp nicht halten.
    »Alles Gute«, wünschte Giuliano, der am Ufer kniete und das Heck von Giuseppes Boot kraftvoll von sich stieß, während sich dieser in die Riemen legte.
    Giuseppe erwiderte den Wunsch mit einem lautlosen Gruß und war im nächsten Augenblick schon ein ganzes Stück vom Ufer entfernt. Im Kampf gegen die Strömung musste er all seine Kraft aufwenden.
    Giuliano wartete, bis er ihn gerade noch sehen konnte, dann watete er ins Wasser, stieg in sein Boot und griff nach den Riemen. Er war eher an das offene Meer und daran gewöhnt, Befehle zu erteilen, als selbst zu rudern, aber die Umstände ließen ihm keine Wahl, und so nahm er den Kampf gegen Wind und Wellen auf.

    Schon bald

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