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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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nach Sizilien verlegte, folgte ihm Giuliano eine Woche später. Wie in Neapel sah und hörte er sich aufmerksam um. Man sprach über die Rückeroberung von Outremer, wie das einstige christliche Königreich Palästina genannt wurde.

    »Das ist erst der Anfang«, sagte ein Seemann fröhlich und nahm einen kräftigen Schluck aus einem Krug, der mit Wasser vermischten Wein enthielt. »Es wird höchste Zeit, dass wir wieder Krieg gegen die Mohammedaner führen. Die haben sich da überall häuslich niedergelassen und werden immer mehr.«
    »Ja, Zeit, dass wir uns zurückholen, was uns gehört«, bestätigte ein breitschultriger Mann mit rotem Bart finster entschlossen. »Vor fünfzehn Jahren hat man in Durpe hoch im Norden Ritter des Deutschen Ordens abgeschlachtet. Daraufhin sind alle Leute in Ösel vom Glauben abgefallen und haben jeden Christen auf ihrem Gebiet umgebracht.«
    »Immerhin haben die Mohammedaner die Mongolen daran gehindert, in Ägypten einzufallen«, gab Giuliano zu bedenken. Er wollte sehen, was sie darauf zu antworten hatten.
    »Sollen die Mongolen die Muselmänner ruhig weichklopfen«, gab der Erste zurück, »dann können wir ihnen den Todesstoß versetzen. Ich bin nicht wählerisch, wenn es um Bundesgenossen geht.« Er stieß ein lautes Lachen aus.
    »Kann ich mir denken«, sagte ein deutlich kleinerer spitzbärtiger Mann.
    Der Rothaarige setzte seinen Krug heftig auf dem Tisch ab. »Was zum Teufel wollt Ihr damit sagen, Scalini?«, fragte er herausfordernd mit vor Zorn rotem Gesicht.
    »Dass Ihr verdammt froh wärt, die Mohammedaner zwischen Euch und den Mongolen zu wissen, wenn Ihr je eines von deren Heeren gesehen hättet«, gab dieser zurück.
    »Und was ist mit den Byzantinern?«, fragte Giuliano in der Hoffnung auf eine Antwort, aus der er Informationen gewinnen konnte.

    Der als Scalini angesprochene Kleinere zuckte die Achseln. »Zwischen uns und dem Islam?«
    »Warum nicht?«, gab Giuliano zurück. »Ist es nicht besser, wenn sie gegen den Islam kämpfen, als dass wir das tun müssen?«
    Der Rotbärtige rutschte unruhig hin und her. »Die packt sich unser König Charles, wenn wir da vorbeikommen, genau wie man es beim vorigen Mal gemacht hat. Da gibt es eine Menge Beute zu machen.«
    »Das wird nicht gehen«, teilte ihm Giuliano mit. »Die Byzantiner haben sich zum Zusammenschluss mit Rom bereiterklärt. Damit sind sie unsere Glaubensbrüder. Wenn wir mit Gewalt gegen sie vorgehen, wäre das eine Sünde, die der Papst auf keinen Fall durchgehen lassen kann.«
    Der Rotbart sagte mit breitem Grinsen: »Zerbrecht Euch darüber nicht den Kopf – der König kümmert sich schon darum. Gerade jetzt schreibt er nach Rom. Er verlangt vom Papst, dass er den Kaiser von Byzanz in den Kirchenbann tut. Dann wird niemand mehr für ihn eintreten, und wir können tun, was wir wollen.«
    Wie vor den Kopf geschlagen saß Giuliano da. Alles um ihn herum kam ihm vor wie ein sinnloses lautstarkes Durcheinander.
    Zwei Tage später machte er sich auf den Weg nach Osten. Da das Meer ruhig war, ging die Fahrt glatter vonstatten, als er erwartet hatte, und so erreichte er Konstantinopel bereits nach achtzehn Tagen. Wie fast alle anderen Schiffsführer hielt auch er sich dicht an der Küste, löschte unterwegs Ladung und nahm neue Waren an Bord. Die Reise sollte nicht nur Informationen liefern, sondern auch Geld einbringen.

    Als sie früh an einem Maimorgen durch das Marmarameer segelten, über dem Zirruswolken am Himmel dahintrieben, kam ihm der Gedanke, dass er sich in der Heimat seiner Mutter nie wohlfühlen würde. Zwar hatte sie ihm das Leben geschenkt, ihn aber offenbar so wenig geliebt, dass sie ihn verlassen hatte.
    Er hatte schon oft Frauen beobachtet, die mit ihren Kindern auf der Straße an ihm vorüberkamen. Sogar wenn sie Sorgen hatten, müde oder aus tausend Gründen zutiefst unglücklich waren, ließen sie ihre Kinder nie aus den Augen und achteten auf jeden ihrer Schritte. Stets war ihre Hand bereit, sei es, um sie zu schützen, sei es, um sie zu strafen.
    Es mochte sein, dass sie ihr Kind tadelten oder gar schlugen, wenn sie die Beherrschung verloren, doch würde jeder Außenstehende, der eine Bedrohung für das Kind darstellte, sogleich erfahren, was mütterlicher Zorn bedeutete.
    Um die Mittagszeit stand er an Deck und sah mit pochendem Herzen zu, wie sein Schiff auf dem glatten, leuchtenden Wasser des Bosporus dahinglitt und die große Stadt immer näher kam. Sogleich zog der Leuchtturm seine

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