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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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ihm nieder und küsste den Fischerring,
wobei er die üblichen Treuebekundungen von sich gab. Vom Papst dazu aufgefordert, erhob er sich wieder.
    »Mein Vorgänger Gregor hat mir mitgeteilt, dass er Euch in die Toskana entsandt hat, weil er wissen wollte, welche Unterstützung für den Kreuzzug wir von dort zu erwarten haben«, begann Innozenz. »Selbstverständlich wird dessen Vorbereitung eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, unter Umständen fünf oder sechs Jahre. Wer Erfolg haben will, darf nichts übereilen.«
    Palombara stimmte ihm zu und fragte sich, worauf der Papst hinauswollte. Er versuchte in dessen Gesicht zu lesen, doch ihm war nichts zu entnehmen.
    »Händigt mir den Bericht über Eure Erkundigungen in der Toskana aus. Anschließend begebt Euch in die anderen Städte Italiens und bestärkt sie darin, unsere Sache zu unterstützen. « Innozenz lächelte. »Es ist möglich, dass ich Euch zu gegebener Zeit auch nach Neapel und vielleicht sogar nach Palermo schicke. Man wird sehen.«
    Ein kalter Schauer überlief Palombara. Er würde nicht nach Konstantinopel entsandt werden. Wusste Innozenz etwa, dass Masari ihn angesprochen und er sich, wenn auch nur einen kurzen Augenblick lang, versucht gefühlt hatte? Dann läge eine ganz eigene Ironie darin, wenn er ihn an den Hof des Königs beider Sizilien schickte.
    »Ja, Eure Heiligkeit«, sagte er, sehr um einen gleichmütigen Klang seiner Stimme bemüht. »Ich werde Euch den Bericht über die toskanischen Städte morgen bringen und dann aufbrechen, wohin Ihr mich schickt.«
    »Danke, Enrico«, sagte Innozenz milde. »Vielleicht solltet Ihr mit Urbino anfangen und danach Ferrara aufsuchen?«
    Palombara stimmte zu und erkannte die Macht im Gesicht des Papstes. Ein sonderbares Vorgefühl beschlich ihn.
Bedeutete diese Aufgabe den Anfang der Zerstörung von allem, was er bei den vorigen Aufträgen zu erreichen versucht hatte?
    Jede Glaubensgewissheit entglitt ihm.

KAPİTEL 26
    Die Amtszeit des neuen Papstes war nicht von langer Dauer, denn Innozenz starb nach nur fünf Monaten auf dem Stuhl Petri bereits um die Mitte des Jahres 1276. Das erneut einberufene Konklave hatte sich ziemlich bald auf Ottobono Fieschi geeinigt, der den Namen Hadrian V. annahm. Unfasslicherweise verschied auch er nach lediglich fünf Wochen, noch bevor man ihn feierlich in sein Amt hatte einführen können. Es war Palombaras feste Überzeugung, dass ein solcher Wahnsinn unmöglich von Gott gewollt sein konnte. Oder sollte das Seine Art sein, den Kardinälen mitzuteilen, dass sie sich für den Falschen entschieden hatten? Die Sache begann absurd zu werden. Hörte denn niemand, was Gott wollte?
    Ob er doch Recht mit den Befürchtungen seiner gequälten Seele hatte, dass es gar keine Stimme Gottes gab? Sofern Er tatsächlich die Welt erschaffen hatte, schien Er längst an den selbstzerstörerischen Neigungen der Menschen ebenso jedes Interesse verloren zu haben wie an ihren unbedeutenden Träumen und ihrem unaufhörlichen sinnlosen Streit.
    Über den Straßen Roms brütete die glühende Mittsommerhitze. Bald würden die Kardinäle aus allen Winkeln Europas zurückkehren, um erneut einen Papst zu wählen.
Manch einer von ihnen hatte möglicherweise im Zuge der Rückkehr vom vorigen Konklave noch gar nicht seine Heimat erreicht. Wie widersinnig das alles war!
    Langsam ging Palombara in seinem Haus umher, das er einst so sehr geliebt hatte. Er betrachtete die herrlichen Bilder, die er im Laufe der Jahre gesammelt hatte, doch obwohl seine Augen die Meisterschaft der Pinselführung und der Ausgewogenheit der Darstellung wahrnahmen, vermochte ihn das Feuer, das in der Seele des Künstlers gebrannt hatte, nicht zu wärmen.
    Er würde Charles von Anjou aufsuchen, ohne zuvor Zeit und Worte an jemanden wie Masari zu verschwenden. Er wollte aus erster Hand erkunden, ob dieser bereit war, ihn bei einer Bewerbung um das höchste Amt zu unterstützen. Doch zuvor musste er sich darüber klar werden, was er dem König von Neapel anzubieten bereit war und was nicht.
    Dreizehn Tage später stand er dem Herrscher in dessen palastartiger Villa in den Außenbezirken Roms gegenüber. Charles, ein mächtiger Mann mit breiter Brust, der vor Energie zu bersten schien, erweckte den Eindruck, als könne er keinen Augenblick lang stillstehen. Seine kräftige Stirn war von Schweiß bedeckt und sein Gesicht gerötet, während er unablässig auf und ab schritt, von einem Dokumentenstapel zum nächsten, wobei Schreiber

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