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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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    »Wo steckt er denn bloß?«, fragte der DC und hüllte sich noch enger in seine Thermojacke. Seit sie vom Präsidium aufgebrochen waren, hatte er nur über das Wetter gemeckert. Und über die Tatsache, dass sie an einem Samstag arbeiten mussten. Und über den Regen. Und die Kälte. Und darüber, dass er Hunger hatte. Und dass der Regen seine Blase ganz nervös machte.
    Logan bemühte sich, nicht zu seufzen. Wenn Nicholson nicht bald auftauchte, würden die Zeitungen morgen über einen neuen Mordfall berichten müssen: » Polizist wegen unaufhörlichen Gejammers mit eigenen Genitalien erdrosselt .« Er überlegte gerade, ob sie ihm für die Beseitigung der lamentierenden Nervensäge eher die Ritterwürde oder den Verdienstorden verleihen würden, als ein wohlbekannter verbeulter und rostiger grüner Volvo an ihrem Wagen vorbeiknatterte. Der Fahrer parkte routiniert unter Einbeziehung des Bordsteins ein und kramte dann eine Weile auf dem Rücksitz herum.
    »Unser Auftritt.« Logan öffnete die Tür und eilte hinaus in den eisigen Regen. Der DC folgte ihm grummelnd.
    Sie erreichten den Volvo im gleichen Moment, als Nicholson mit zwei Plastiktüten in den Händen ausstieg. Er wurde kreideweiß im Gesicht, als er Logan bemerkte.
    »Guten Tag, Mr. Nicholson.« Logan brachte ein Lächeln zustande, obwohl ihm das eiskalte Wasser schon den Nacken hinunterrann und seinen Hemdkragen durchtränkte. »Dürften wir mal einen Blick in die Tüten werfen?«
    »Tüten?« Das Regenwasser glitzerte auf Duncan Nicholsons kahl geschorenem Kopf und lief ihm über die Stirn wie Angstschweiß. Rasch hielt er die Tüten hinter den Rücken. »Welche Tüten?«
    Der missgelaunte DC trat vor und stieß grollend unter der fellbesetzten Kapuze seines Parkas hervor: »Welche Tüten wohl? Wollen Sie uns verarschen, Mann?«
    »Ach, die hier?« Er nahm sie wieder nach vorn. »Na, ich war gerade im Tesco einkaufen, was sonst? Fürs Mittagessen. Also, wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …«
    Logan wich nicht von der Stelle. »Das sind Asda-Einkaufstüten, Mr. Nicholson. Keine Tesco-Tüten.«
    Nicholson starrte abwechselnd Logan und den mürrischen DC an. »Ich … Ich … äh … Recycling, wissen Sie? Ich verwende meine Einkaufstüten mehrfach. Man muss schließlich was für die Umwelt tun.«
    Der DC trat noch einen Schritt vor: »Passen Sie auf, dass ich Sie nicht recycle …«
    »Das reicht, Constable«, sagte Logan. »Ich bin sicher, dass Mr. Nicholson genauso wenig Lust hat wie wir, noch länger im Regen herumzustehen. Gehen wir rein, Mr. Nicholson? Nicht, dass es auf der Wache nicht auch schön warm und trocken wäre. Wir könnten Sie gern mitnehmen.«
    Zwei Minuten später saßen sie in einer kleinen grünen Küche und lauschten dem Rauschen des Wasserkochers. Drinnen war das Häuschen eigentlich ganz gemütlich, vor allem wenn man ein Zwerg war. Die Wände waren mit gemusterten Tapeten bedeckt und mit Schmuckleisten und Friesen verziert. Dazu teure olivfarbene Teppiche und großformatige, gerahmte Ölbilder von der Stange. Aber weit und breit kein einziges Buch.
    » Sie wohnen aber hübsch hier«, sagte Logan und sah Nicholson unverwandt an. Rasierter Schädel, Tätowierungen und genug Metall in den Ohren, um jeden Detektor von hier bis Dundee ausschlagen zu lassen. »Haben Sie wohl selbst eingerichtet, oder?«
    Nicholson stammelte etwas davon, dass seine Frau ein Fan von diesen Vorher-Nachher-Shows sei. Alles war Ton in Ton gehalten. Wasserkocher, Toaster, Mixer, Kacheln und Herd. Alles grün. Sogar das Linoleum war grün. Es war, als säße man in einem überdimensionalen Popel.
    Die beiden Einkaufstüten standen auf dem Küchentisch.
    »Wollen wir mal einen Blick hineinwerfen, Mr. Nicholson?« Logan öffnete die eine und war überrascht, als er eine Packung Frühstücksspeck und eine Dose Bohnen sah. Die andere Tüte enthielt Chips und Schokoladenkekse. Stirnrunzelnd drehte er sie um und leerte sie auf dem Tisch aus. Kekse und Chips, Bohnen und Speck … Und ganz unten zwei dicke braune Umschläge. Logans Stirn glättete sich, und er lächelte.
    »Was haben wir denn hier?«
    »Die hab ich noch nie im Leben gesehen!«
    Es war kein Regenwasser, das jetzt über Nicholsons Gesicht lief; diesmal war es wirklich Angstschweiß.
    Logan streifte sich ein Paar Latexhandschuhe über und hob einen der Umschläge auf. Er stank nach Zigarettenrauch. »Möchten Sie noch irgendetwas sagen, bevor ich die Umschläge öffne?«
    »Ich

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