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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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wär’s mit dem Ort, wo er zuletzt lebend gesehen wurde?«
    Logan riet einfach drauflos: »Im Turf ’n Track?«
    Miller lächelte weiter, doch er war offensichtlich beeindruckt. »Ganz genau. Im Turf ’n Track.«
    Logan hatte es gewusst. Jetzt mussten sie es nur noch beweisen. »Einer der McLeod-Brüder sagte mir: ›Man tut einfach nicht, was Geordie getan hat.‹ Es sei eine Warnung gewesen. Möchten Sie mich vielleicht aufklären?«
    Miller spielte mit seinem Weinglas, ließ das Licht, das sich darin brach, auf die hölzerne Tischplatte fallen und wie einen kleinen goldenen Scheinwerferstrahl über die Maserung tanzen.
    »Sie wissen, dass er bei den hiesigen Buchmachern mit einer hübschen Summe in der Kreide stand?«
    »Das erwähnten Sie bereits. Wie viel?«
    »Zweihundertfünfzigtausendsechshundertzweiundvierzig
    Pfund.«
    Jetzt war es an Logan, beeindruckt zu sein. Das war wirklich verdammt viel Geld. »Und wieso haben sie ihn dann umgebracht? Anstatt ihn erst mal ein bisschen zum Krüppel zu schlagen? Wenn er tot ist, kann er schließlich nicht mehr zahlen. Ganz zu schweigen davon, dass sie einen von Malk the Knifes Jungs erledigt haben. Und der mag so was ja gar nicht.«
    »Stimmt, ist ziemlich riskant. Wenn man einen von Malkies Jungs ohne seine Genehmigung abmurkst, macht er einem ganz schön die Hölle heiß.«
    Logan wurde plötzlich mulmig zumute. Das Letzte, was Aberdeen gebrauchen konnte, war eine Serie von Wie-du-mir-so-ich-dir-Morden. Bandenkrieg in der Granitstadt. Wäre das nicht ein Spaß? »Und warum haben sie ihn dann umgebracht?«
    Miller seufzte und legte sein Messer hin. »Sie haben ihn umgebracht, weil jeder weiß, dass man nicht tut, was er getan hat.«
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Das heißt …« Miller blickte sich in der kleinen Stube um. Ein kleiner Durchgang führte zu der Theke, wo sie sich ihr Essen abgeholt hatten; durch einen zweiten, der außerhalb ihres Blickfeldes in der anderen Ecke lag, gelangte man zurück in die Bar. Alle anderen Gäste plauderten angeregt, aßen und tranken und freuten sich, dass sie bei diesem scheußlichen Wetter im Trocknen waren. Niemand schenkte ihnen die geringste Beachtung.
    »Hören Sie, Sie wissen, für wen Geordie gearbeitet hat. Dem pisst man nicht zweimal ans Bein, okay? Vielleicht kommt man einmal damit durch, aber versuch’s noch ein zweites Mal, und du hast nichts mehr zu lachen – wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Das hatten wir doch schon mal!«
    »Ja, allerdings.«
    Miller schien sich von Minute zu Minute unbehaglicher zu fühlen. »Wissen Sie eigentlich, wie es mich ins sonnige Aberdeen verschlagen hat?« Er schwenkte seine Gabel in Richtung des Fensters und des grässlichen Wetters. »Wie es dazu kam, dass ich eine Stelle bei der Sun aufgegeben habe, um in dieses Dreckloch zu kommen?« Dabei senkte er allerdings die Stimme, damit niemand mitbekam, dass er Aberdeen als Dreckloch bezeichnete. »Drogen. Drogen und Nutten.«
    Logan zog eine Augenbraue hoch.
    Miller reagierte mit einem bösen Blick. »Nicht ich, Sie miese Ratte. Ich hab an einer Story über die Unmengen von Crack gearbeitet, die via Edinburgh nach Glasgow gelangen. Die haben das Zeug aus Osteuropa ins Land geschmuggelt – in Nutten. Sie wissen schon, der alte Trick mit dem Plastikbeutel in der Möse. Sie machen’s, wenn sie gerade ihre Tage haben, dann können die Drogenspürhunde nichts riechen. Und selbst wenn sie was riechen, ist es allen so peinlich, dass keiner was sagt.« Er nahm noch einen Schluck von seinem Wein. »Und Sie würden staunen, wie viel Crack man in der Muschi von so ’nem litauischen Flittchen unterbringt. Berge von dem Zeug, ich sag’s Ihnen.«
    »Und was hat das alles mit Geordie zu tun?«
    »Dazu komme ich gleich. Also, ich ziehe meine Clark-Kent-Nummer ab, wühle im Dreck, schreibe die wirklich heißen Storys. Werde alle naselang für irgendeinen Journalistenpreis nominiert. Reporter des Jahres, Buchverträge, das volle Programm. Aber dummerweise finde ich raus, wer hinter dem ganzen Schwindel steckt. Ich stoße auf einen Namen. Der große Zampano, der alle diese mit Drogen voll gestopften Nutten einfliegen lässt.«
    »Darf ich raten? Malcolm McLennan.«
    »Und dann gehe ich eines Tages die Sauchiehall Street entlang und werde von zwei Kleiderschränken in die Mangel genommen – am helllichten Tag! Sie schaffen mich in einen großen schwarzen Wagen. Man bittet mich höflich, die Story fallen zu lassen wie eine radioaktive

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