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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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transportiere sie nur! Ich weiß nicht, was da drin ist … Die gehören mir nicht!«
    Logan ließ den Inhalt des Umschlags auf den Tisch fallen. Fotos. Frauen beim Wäscheaufhängen, Frauen beim Zubettgehen. Aber vor allem Kinder. In der Schule. Beim Spielen im Garten. Auf dem Rücksitz eines Autos, die Miene verängstigt. Was immer Logan erwartet hatte, das hier war es jedenfalls nicht. Jedes der Bilder war auf der Rückseite mit einem Namen versehen. Keine Adresse, nur der Name. »Was ist das, zum Teufel?«
    »Ich hab’s Ihnen doch gesagt: Ich habe keine Ahnung, was da drin ist!« Seine Stimme war jetzt schrill, voller Panik. »Ich transportiere sie nur.«
    Der miesepetrige DC packte Duncan Nicholson an den Schultern und stieß ihn unsanft zurück auf seinen Stuhl.
    »Du dreckiges kleines Arschloch!« Er griff nach einem der Fotos, das einen kleinen Jungen mit einem Stoffhasen in einem Sandkasten zeigte. »Hast du ihn auf die Weise gefunden? Na? Hast du David Reid auch fotografiert? Und festgestellt, dass du ihn haben willst? Du widerliches Dreckschwein!«
    »Das stimmt nicht! Es ist alles ganz anders!«
    »Mr. Duncan Nicholson, Sie sind wegen Mordverdachts festgenommen.« Logan stand auf und blickte auf die Fotos mit den Kindergesichtern hinunter. Ihm war plötzlich übel. »Lesen Sie ihm seine Rechte vor, Constable.«
    Eigentlich war in dem kleinen Haus gar nicht genug Platz für vier Spurensicherer, den Kameramann, den Fotografen, Logan, den verdrießlichen DC und zwei uniformierte Beamte, aber irgendwie zwängten sie sich alle hinein. Niemand wollte draußen im strömenden Regen stehen.
    Der Inhalt der beiden Umschläge war inzwischen als Beweismittel sichergestellt worden. Im zweiten hatten sie keine Fotos gefunden; er war mit Geldscheinen und kleineren Schmuckstücken gefüllt.
    Im Obergeschoss, gegenüber vom Bad, befand sich ein Schrank. Einen Meter tief, eins zwanzig breit; gerade groß genug für einen Computer, einen teuer aussehenden Farbdrucker und einen Barhocker. Und mit einem Riegel an der Tür, der sich nur von innen betätigen ließ.
    In den Regalen an der Wand standen CDs, offenbar selbst gebrannt, alle beschriftet und datiert, und unter der Bank, auf der der Computer stand, Kisten voller hochwertiger Ausdrucke auf Glanzpapier. Frauen und Kinder, aber die Kinder überwogen. Im Schlafzimmer fanden sie eine Digitalkamera der obersten Preiskategorie.
    Von unten drang ein rasselndes Geräusch herauf, und alle wurden plötzlich mucksmäuschenstill.
    Ein Knarren. Und dann ging die Haustür auf.
    »Dunky? Kannst du mir ein … Wer zum Teufel sind Sie denn?«
    Logan lugte durchs Treppenhaus nach unten und sah eine hochschwangere Frau in einer schwarzen Lederjacke in der Diele stehen. Sie war schwer mit Einkaufstaschen beladen und starrte ungläubig die Schar von Polizisten an, die sich in ihrem Haus tummelte.
    »Wo ist Duncan? Was habt ihr Schweine mit meinem Mann gemacht?«

25
    Die Meldung kam um drei Uhr nachmittags über den Polizeifunk, als Logan gerade auf dem Weg zurück ins Präsidium war. Nach vier Wochen im Scheinwerferlicht der Medien war der Prozess gegen Gerald Cleaver nun mit einem Urteil abgeschlossen worden.
    »Nicht schuldig? Wie um alles in der Welt konnten sie ihn für nicht schuldig befinden?«, fragte Logan, während der mürrische DC ihren rostigen Zivilwagen auf dem Parkplatz abstellte.
    »Der schleimige Widerling«, war die Antwort. Sandy Moir-Farquharson hatte wieder zugeschlagen.
    Sie stiegen aus und begaben sich auf dem kürzesten Weg in den Besprechungsraum. Dort wimmelte es bereits von Uniformierten, die meisten offensichtlich bis auf die Haut durchnässt.
    »Alle mal herhören!« Es war der Polizeipräsident höchstpersönlich; wie aus dem Ei gepellt stand er vorn in seinem frisch gebügelten großen Dienstanzug. »Wir werden es da draußen mit vielen aufgebrachten Mitbürgern zu tun haben.« Das war eine schamlose Untertreibung; die Scharen von Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude waren fast schon zu einer festen Einrichtung geworden. Sie alle wollten Gerald Cleaver zu lebenslanger Haft in Peterhead Prison verurteilt sehen. Ihn freizulassen war so, als ob man die Zündschnur in Brand setzte und sich den Feuerwerkskörper anschließend in die Hose steckte. Die Polizeipräsenz vor dem Gericht war noch minimal – gerade genug, um alles unter Kontrolle zu halten; aber das würde sich nun ändern. Der Polizeipräsident wollte kein Risiko eingehen.
    »Die Augen der Welt sind

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