Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
würde er einen üblen Geruch beschreiben.
»Nein«, antwortete Logan grinsend. »Aus irgendeinem Grund ist er nicht allzu erpicht darauf. Versteh ich gar nicht.«
Der kleine Ausflug vom Freitag hatte dem Reporter vollauf genügt. In der heutigen Press and Journal fand sich kein einziges unfreundliches Wort über die Polizei. Die Story war mehr oder weniger die gleiche wie im Evening Express , nur mit mehr persönlichen Kommentaren versehen. Wenigstens stand DI Insch jetzt nicht mehr im Rampenlicht.
»Und wie läuft’s bei Ihnen?«, fragte er. »Was macht Ihre Wasserleiche?«
»So langsam lichtet sich das Dunkel.«
»DI Steel sagt, Sie haben die McLeod-Brüder auf dem Kieker?«
Logan nickte. »Das sieht nach ihrer Handschrift aus. Nicht lange fackeln – brutal zuschlagen.«
Insch lächelte beinahe. »Ganz der Papa, die beiden. Werden Sie sie wegen der Geschichte drankriegen?«
Logan verkniff sich ein Achselzucken, doch er wusste, dass die Sache längst noch nicht in trockenen Tüchern war. »Ich geb mir alle Mühe. Ich lasse die Spusi jede Faser der Klamotten, die der Tote anhatte, unter die Lupe nehmen. Vielleicht springt ja was dabei raus. Wenn nicht, dann wird vielleicht einer von ihren Wettkunden den Mund aufmachen ….« Er hielt inne, als ihm einfiel, wie Duncan Nicholson aus dem Schneeregen in den Laden gestürmt war.
Insch steckte sich etwas Grünes, Prickliges in den Mund. »Unwahrscheinlich. Können Sie sich vorstellen, dass jemand so blöd ist, die McLeod-Brüder zu verpfeifen? Die würden den doch in Stücke reißen.«
»Was?« Logan musste sich von dem Gedanken an Nicholson losreißen: diese Plastiktüte. »Oh, ja. Vermutlich. Simon McLeod meinte, das Ganze sei eine Warnung gewesen. Eine Botschaft. Er meinte, jeder in der Stadt wüsste, was das zu bedeuten hat.«
»Jeder in der Stadt, wie?« Insch kaute knirschend. »Wie kommt’s dann, dass ich noch nichts davon gehört habe?«
»Keine Ahnung. Ich hoffe, dass Miller uns da ein wenig Aufschluss geben kann.«
Dann war es zwölf, und Logan saß vor einem großen Teller Steak-and-Ale-Pastete mit Pommes und Bohnen. Das Prince of Wales war ein altmodisches Pub mit dunkler Holztäfelung, niedriger, von Generationen von Rauchern vergilbter Decke und traditionellem Ale vom Fass. Es war ziemlich viel los; überall Männer, die von ihren Frauen und Freundinnen zum samstäglichen Shopping mitgeschleift worden waren und sich nun zur Belohnung ein kühles Bier und eine Tüte Chips mit Prawn-Cocktail-Aroma gönnten.
Das Lokal bestand aus vielen kleinen, durch kurze Gänge verbundenen Räumen. Logan und Miller saßen in einem der vorderen, direkt am Fenster. Allzu berauschend war die Aussicht allerdings nicht – man sah bloß die andere Seite einer schmalen Straßenschlucht, die grauen Granitmauern dunkel und feucht vom eisigen Regen.
»Na«, fragte Miller, während er eine Zuckerschote aufspießte, »haben Sie das Dreckschwein schon zum Reden gebracht?«
Logan kaute an einem Mund voll Hackfleisch mit knuspriger Pastete herum und wünschte, er hätte sich ein Bier bestellen können, um das Ganze hinunterzuspülen und seinen Kater zu ersäufen, aber Alkohol im Dienst kam in den Augen des Polizeipräsidenten gleich nach Unzucht mit Schafen, und so musste Logan sich mit einem Glas Orangenlimonade begnügen. »Wir setzen die Ermittlungen fort«, murmelte er ein wenig undeutlich.
»Nagelt seinen Arsch an die Wand. Ein krankes Stück Dreck, das ist er.« Miller war nicht im Dienst und durfte deshalb Alkohol trinken. Allerdings hatte er sich zu seinem Lachs in Teigkruste nicht etwa ein schönes Pint Dark Island, sondern ein großes Glas kühlen Sémillon Chardonnay bestellt.
Logan sah zu, wie der Reporter geziert an seinem Wein nippte und lächelte. Miller war ein komischer Kauz, und Logan musste sich eingestehen, dass er allmählich gewisse Sympathien für den Mann entwickelte. Auch wenn er um Haaresbreite DI Insch um seinen Job gebracht hätte. Die Klamotten, der Wein, die Croissants und der protzige Goldschmuck, das war alles nur Teil seiner Show.
Logan wartete, bis der Reporter den Mund voll Lachs hatte, und fragte dann: »Also, was ist jetzt mit George Stephenson?«
»Mmmpff …« Kleine Blätterteigbrösel rieselten auf Millers feines elfenbeinfarbenes Hemd. »Was soll mit ihm sein?«
»Sie sagten, Sie hätten noch weitere Informationen. Dinge, die ich noch nicht wüsste?«
Miller lächelte, womit er die nächste Krümellawine auslöste. »Wie
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