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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Pferdeschwanz begrüßte. Logan fragte ihn nach dem Filialleiter.
    Zwei Minuten später erschien ein kleiner Mann mit schütterem Haar und halbmondförmigen Brillengläsern. Er trug den gleichen uniformblauen Pullover wie der Rest des Personals, doch auf seinem Namensschild stand: » Colin Branagan, Marktleiter .«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Logan fischte seinen Dienstausweis aus der Tasche und reichte ihn dem Mann, der ihn eingehend musterte. »Mr. Branagan, wir brauchen Informationen über eine Person, die hier vergangenen Mittwoch eingekauft hat.« Er holte den Bon hervor, der inzwischen sicher in einem transparenten Plastikbeutel verstaut war. »Der Kunde hat bar bezahlt, aber seine Kundenkarte benutzt. Können Sie mir den Namen und die Adresse geben, die zu der Kartennummer gehören?«
    Der Filialleiter nahm den Beweismittelbeutel und biss sich auf die Unterlippe. »Tja, äh, ich weiß nicht so recht«, sagte er. »Wir müssen uns schon an die Datenschutzbestimmungen halten, wissen Sie. Ich kann nicht einfach die persönlichen Daten unserer Kunden herausgeben. Wir würden uns strafbar machen.« Er zuckte mit den Achseln. »Bedaure.«
    Logan senkte die Stimme fast zu einem Flüstern. »Es ist sehr wichtig, Mr. Branagan; wir arbeiten an der Aufklärung eines ausgesprochen schweren Verbrechens.«
    Der Marktleiter fuhr sich mit der Hand über die spärlich behaarte, glänzende Kopfhaut. »Ich weiß nicht … Da müsste ich mal in der Hauptverwaltung nachfragen …«
    »Gut. Dann machen wir das doch einfach.«
    Die Hauptverwaltung sagte: Nein, tut uns Leid. Wenn er Zugang zu ihren Kundendaten wünsche, müsse er einen förmlichen schriftlichen Antrag einreichen oder einen Gerichtsbeschluss vorlegen. Sie müssten sich an die Datenschutzvorschriften halten. Es könne keine Ausnahmen geben.
    Logan erzählte ihnen von der Leiche des kleinen Mädchens in dem Müllsack.
    Die Hauptverwaltung überdachte ihre Haltung noch einmal.
    Fünf Minuten später stand Logan vor dem Eingang des Supermarkts, in der Hand einen A4-Ausdruck mit Name, Adresse und der Gesamtzahl der seit September erworbenen Bonuspunkte.

8
    Norman Chalmers wohnte in einem kompakten dreistöckigen Wohnblock in einer Seitenstraße von Rosemount Place. Die Einbahnstraße beschrieb eine lange Rechtskurve, und die schmutzig grauen Häuser ließen nur einen schmalen Streifen Himmel frei, mit finsteren Wolken, denen die Straßenlaternen einen orangefarbenen Schimmer verliehen. Am Straßenrand parkten die Autos dicht an dicht, unterbrochen nur durch die paarweise zusammengeketteten großen städtischen Mülltonnen, von denen jede einzelne den Abfall von einer Woche aus sechs Haushalten aufnehmen konnte.
    Der Regen trommelte unaufhörlich auf das Dach des zivilen Einsatzwagens, den Constable Watson auf der vergeblichen Suche nach einem Parkplatz nun schon zum wiederholten Mal fluchend um den Block lenkte.
    Logan betrachtete das Haus, das mittlerweile zum dritten Mal an ihnen vorüberglitt, und ignorierte Watsons halblautes Geschimpfe. Nummer siebzehn sah genauso aus wie die anderen Häuser im Block. Drei Stockwerke aus schmucklosen Granitblöcken, mit Rostschlieren von den verrotteten Regenrinnen überzogen. Durch die geschlossenen Vorhänge drang ein schwacher Lichtschein nach außen und hier und da auch das bläuliche Flimmern eines Fernsehers.
    Bei der vierten Runde um den Block riet Logan ihr, es endlich aufzugeben und vor Chalmers’ Wohnung in der zweiten Reihe zu parken.
    Watson sprang in den feuchtkalten Abend hinaus und lief patschend zwischen zwei geparkten Autos zum Gehsteig. Regentropfen spritzten auf ihre Schirmmütze. Logan eilte hinterher und stieß einen Fluch aus, als eine Pfütze seinen Schuh überschwemmte. Mit quatschenden Schritten erreichte er die Eingangstür des Wohnblocks, eine schlichte Platte aus dunkelbraunem Holz, eingelassen in eine reich verzierte Zarge, deren Holzschnitzarbeiten allerdings im Lauf der Jahre so oft übermalt worden waren, dass kaum noch Einzelheiten zu erkennen waren. Zu ihrer Linken plätscherte ein steter Wasserschwall auf das Pflaster – das Fallrohr der Regenrinne war auf halber Höhe geborsten.
    Watson drückte die Sendetaste ihres Funkgeräts. Leichtes statisches Rauschen ertönte, dann ein Klicken. »Alles klar?«, fragte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Roger. Straßeneinmündung ist gesichert.«
    Logan blickte auf und sah Bravo-71 mit laufendem Motor am Ende der Kurve stehen. Bravo-81 bestätigte

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