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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Luft ganz einfach ertragen.
    Anwesende: DS Logan McRae, Constable Watson, Norman Chalmers und DI Insch.
    Der Inspector hatte kein Wort gesagt, seit er den Raum betreten hatte. Er hielt sich im Hintergrund; mit dem Rücken an die Wand gelehnt futterte er sich durch eine Maxitüte Lakritzmischung und schwitzte still vor sich hin.
    Mr. Chalmers hatte beschlossen, der Polizei bei ihren Ermittlungen nicht behilflich zu sein. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass Sie von mir gar nichts zu hören kriegen, solange mein Anwalt nicht hier ist!«
    Logan seufzte. Sie hatten das schon bis zum Erbrechen durchexerziert. »Sie kriegen erst einen Anwalt, wenn wir mit der Vernehmung fertig sind, Norman.«
    »Ich will aber sofort einen Anwalt, verdammt noch mal!«
    Logan biss die Zähne zusammen, schloss die Augen und zählte bis zehn. »Norman«, sagte er schließlich und klopfte mit der Ermittlungsakte auf den Tisch, »unsere Experten von der Spurensicherung nehmen sich in diesem Moment Ihre Wohnung vor. Sie werden Spuren von diesem Mädchen finden. Das wissen Sie. Wenn Sie jetzt mit uns reden, wird das später bei der Gerichtsverhandlung einen wesentlich besseren Eindruck machen.«
    Norman Chalmers starrte nur stumm vor sich hin.
    »Norman, helfen Sie uns doch bitte, Ihnen zu helfen! Ein kleines Mädchen ist tot …«
    »Sind Sie taub, Mann? Ich will verdammt noch mal meinen Anwalt!« Er verschränkte die Arme und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich kenne meine Rechte.«
    »Ihre Rechte?«
    »Ich habe ein Recht auf juristischen Beistand. Sie dürfen mich nicht verhören, ohne dass ein Anwalt zugegen ist!« Ein selbstgefälliges Lächeln breitete sich auf Chalmers’ Zügen aus.
    DI Insch schnaubte, aber Logan hätte beinahe laut losgelacht. »Dürfen wir wohl. Wir sind hier in Schottland. Sie kriegen Ihren Anwalt, nachdem wir mit Ihnen fertig sind. Nicht eher.«
    »Ich will meinen Anwalt!«
    »Herrgott noch mal!« Logan knallte die Akte so heftig auf den Tisch, dass der Inhalt auf die Resopalplatte flatterte. Ein Foto, das einen kleinen, mit Paketklebeband verschnürten Leichnam zeigte. Norman Chalmers würdigte es keines Blickes.
    Schließlich ergriff DI Insch das Wort. Seine grollende Bassstimme füllte den kleinen Raum aus.
    »Holen Sie ihm seinen Anwalt.«
    »Sir?« Logan klang nicht nur überrascht, er war es auch.
    »Sie haben mich verstanden. Holen Sie ihm seinen Anwalt.«
    Fünfundvierzig Minuten später warteten sie immer noch. DI Insch schob sich noch eines von den bunten Quadraten in den Mund und kaute geräuschvoll. »Das macht er mit Absicht. Dieser schleimige Widerling macht das nur, um uns zu ärgern.«
    Die Tür ging auf – gerade so rechtzeitig, dass der Ankömmling DI Inschs Bemerkung noch mitbekam.
    »Wie bitte?«, fragte eine Stimme hinter der Tür mit unverkennbarer Missbilligung.
    Norman Chalmers’ Rechtsbeistand war eingetroffen.
    Logan warf einen Blick auf den Anwalt und stöhnte. Der Mann war hoch gewachsen und hager, er trug einen exquisiten Mantel über einem teuren schwarzen Anzug mit weißem Hemd und blauer Seidenkrawatte. Seine Miene war ernst, und in seinen Haaren war mehr Grau als beim letzten Mal, als Logan ihn gesehen hatte. Nur das Lächeln, das er nun aufsetzte, war noch genauso provozierend, wie er es in Erinnerung hatte. Als der Anwalt ihn ins Kreuzverhör genommen hatte, als er es so darzustellen versucht hatte, als ob Logan den ganzen Fall nur konstruiert hätte. Als ob Angus Robertson alias »das Monster von Mastrick« das wahre Opfer wäre.
    »Regen Sie sich nicht auf, Mr. Moir-Farquharson.« Insch sprach den Namen so aus, wie er geschrieben wurde – »Far-quar-son« –, und nicht »Facherson«, wie es sich eigentlich gehörte, weil er wusste, dass er den Anwalt damit ärgern konnte. »Ich sprach gerade über einen anderen schleimigen Widerling. Wie nett von Ihnen, dass Sie uns Gesellschaft leisten.«
    Der Anwalt seufzte und drapierte seinen Mantel über der Lehne des letzten freien Stuhls am Vernehmungstisch. »Bitte sagen Sie mir nicht, dass wir dieses Spielchen noch einmal von vorn durchexerzieren müssen, Inspector«, sagte er, während er einen schnittigen silberfarbenen Laptop aus seiner Aktentasche zog. Das leise Surren, mit dem der Computer hochfuhr, war in dem überfüllten Raum kaum zu hören.
    »Welches Spielchen, Mr. Far-quar-son?«
    Der Anwalt schoss ihm einen bösen Blick zu. »Das wissen Sie ganz genau. Ich bin hier, um meinen Mandanten zu vertreten, und nicht, um mir

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